Fachthemazurück

(GZ-3-2023)
gz fachthema

► Kanalbau in Deutschland:

 

Langfristig sparen mit Qualität

Drastisch gestiegene Baupreise, höhere Zinsen, Materialknappheit und enorme Energiekosten machen der Branche zurzeit das Leben schwer: Viele Tiefbauunternehmen sehen sich in der Schraubzwinge zwischen schwierigen Preiskalkulationen für die Angebotserstellung und einem stärker werdenden Spardruck auf Seiten der Kommunen als Hauptauftraggeber. Dabei liegt die Notwendigkeit von Infrastrukturerweiterungen und -instandsetzungen als wichtiger Bestandteil der Daseinsvorsorge auf der Hand. Besonders in Zeiten angespannter Haushalte sollte ein Grundsatz dabei aber nicht vergessen werden: Nur wer auf Qualität achtet, spart langfristig.

Die deutsche Wirtschaft erlebt stürmische Zeiten. Explodierende Energiekosten, Materialengpässe, steigende Zinsen und rasant nach oben kletternden Erzeugerpreisen sorgen derzeit für immer neue Schlagzeilen. Für den Herbst 2022 rechneten Experten mit einer zweistelligen Inflationsrate; Fachleute der Bundesbank prognostizieren, dass die deutsche Wirtschaft in eine Rezession rutscht: Der Ukraine-Krieg und die Wirtschaftssanktionen gegen Russland sorgen für hohe Gaspreise, gestörte internationale Lieferketten und militärisches Eskalationspotenzial. Auf die Baukonjunktur in Deutschland hat dies massive Auswirkungen, wie Umfragen des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie e.V. im Jahr 2022 unter seinen Mitgliedsunternehmen zeigen. Demnach gaben neun von zehn Firmen an, die Folgen des Krieges in der Ukraine auf ihr Unternehmen zu spüren. Hauptsächlich liegen die Probleme in der mangelnden Verfügbarkeit und den starken Preissteigerungen bei diversen Baumaterialien sowie beim Bruch von Logistikketten. Und vieles weist darauf hin, dass sich die wirtschaftliche Situation in Deutschland 2023 weiter verschlechtern wird.

Kanalbau betroffen

Davon wird voraussichtlich auch die Auftragslage im Kanalbau betroffen sein. Grund hierfür ist der mangelnde finanzielle Spielraum, den die Kommunen als Hauptauftraggeber haben. Zwischen dem Höhepunkt der Corona-Pandemie und dem Beginn des Ukraine-Krieges konnten die kommunalen Haushalte nicht ausreichend stabilisiert werden. Angesichts steigender Energiepreise und vermehrter Ausgaben im sozialen Bereich ist die Lage der Kommunen zusätzlich besonders angespannt – ohne dass das genaue Ausmaß der künftigen kommunalen Belastungen absehbar wäre. So ist zum Beispiel unklar, wie sich die Inflation auswirken wird und wie viele Kriegsflüchtlinge wie lange Hilfe benötigen. Die Prognosen des Deutschen Städtetages, des Deutschen Landkreistages und des Deutschen Städte- und Gemeindebundes jedenfalls sind zurückhaltend: Mitte August 2022 vermeldeten die kommunalen Spitzenverbände, dass sie für 2022 mit einem Defizit von 5,8 Milliarden Euro rechneten und auch für 2023 keine Besserung in Sicht sei. Um Defizite in den Haushalten zu begrenzen, seien viele Kommunen in den kommenden Jahren gezwungen, Investitionen einzuschränken.

Für den Zustand der unterirdischen Infrastruktur bedeutet das nichts Gutes – zumal die Baupreissteigerungen den realen Umfang der Maßnahmen ohnehin schmelzen lassen. Neben den stark gestiegenen Kosten für die Baumaterialien sind dafür auch die hohen Dieselpreise verantwortlich – schließlich ist Diesel die Hauptenergiequelle für Baumaschinen. Die Unternehmen der Kanalbaubranche teilen die derzeitige Unsicherheit der Kommunen. So erschwert die Baukostenentwicklung Preiskalkulationen und damit die Angebotserstellung.

Qualität im Blick

Somit stehen sowohl Kommunen als auch Unternehmen der Kanalbaubranche vor großen Herausforderungen. Die Notwendigkeit von Investitionen in die unterirdische Infrastruktur ist ihnen bekannt, gleichzeitig aber ist ihr Handlungsspielraum eingeschränkt. Vor diesem Hintergrund ist die Erkenntnis umso wichtiger, im selben Boot zu sitzen. In Zeiten finanziell angespannter Haushalte ist die Qualität der ausgeführten Arbeiten umso entscheidender. Nur mit einwandfreier Ausführung nach dem aktuellen Stand der Technik können alsbaldige Reparaturen vermieden und eine intakte Infrastruktur für die nächsten Generationen sichergestellt werden. Kommunen sind deshalb gut beraten, wenn sie bei der Herstellung und Instandhaltung ihrer Netze auf kompetente, zuverlässige und leistungsstarke Baupartner vertrauen, die bei der Ausführung die geforderten Qualitätsstandards berücksichtigen. Das Gütezeichen Kanalbau RAL-GZ 961 hilft Auftraggebern dabei, die Spreu vom Weizen zu trennen.

Anforderungen zur Bauausführung

Neben der Prüfung von Antragstellern und Gütezeicheninhabern auf Erfüllung der Güte- und Prüfbestimmungen sowie der Verleihung des Gütezeichens zählt die Erarbeitung eines zwischen Auftraggebern, Ingenieurbüros und Auftragnehmern abgestimmten Anforderungsprofils zur Bewertung der Bietereignung zu den Aufgaben der Gütegemeinschaft Kanalbau. In den Güte- und Prüfbestimmungen finden sich detaillierte Anforderungen an die Fachkunde, technische Leistungsfähigkeit und technische Zuverlässigkeit der Bieter sowie an die Dokumentation der Eigenüberwachung. Ausführende Unternehmen belegen ihre Qualifikation mit einem Gütezeichen zu einer oder mehreren Beurteilungsgruppen. Deren Zahl ist mittlerweile auf mehr als 2.600 gestiegen.

Investition in die Zukunft

Die Themen zeigen, dass die Branche vor herausfordernden Zeiten steht. Wichtig ist umso mehr, dass sich Auftraggeber und Bauunternehmen als Partner verstehen. Von einer vertrauensvollen Zusammenarbeit profitieren schließlich beide – genau wie von der Qualität in der Ausführung. Gleichzeitig wird die Nutzungsdauer von Entwässerungskanälen erhöht, wenn die Anforderungen der Regelwerke bei Bauausführung, Sanierung, Inspektion, Reinigung und Dichtheitsprüfung erfüllt werden. Arbeiten an der unterirdischen Infrastruktur haben daher hohe Bedeutung. Die qualitätsgerechte Ausführung wird mit hoher Wahrscheinlichkeit dazu führen, dass Kanäle über den geplanten Abschreibungszeitraum genutzt werden können. Ein vorzeitiges Versagen der Bauwerke würde eine zusätzliche finanzielle Belastung der Kommunen zur Folge haben. Kurzum – die Qualität bei Ausschreibung, Ausführung und Bauüberwachung ist maßgebend für die Wirtschaftlichkeit entsprechender Investitionen und die Reichweite unserer begrenzten Ressourcen.

 

Dieser Artikel hat Ihnen weitergeholfen?

Bedenken Sie nur, welche Informationsfülle ein Abo der Bayerischen GemeindeZeitung Ihnen liefern würde!
Hier geht’s zum Abo!

 

GemeindeZeitung

Fachthema

AppStore

TwitterfacebookinstagramYouTube

Google Play

© Bayerische GemeindeZeitung