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(GZ-12-2023)
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► Umweltminister Glauber:

 

Moor-, Gewässer- und Hochwasserschutz stärken

 

Der Moorschutz in Bayern wird weiter gestärkt. Zum Erhalt und zur Verbesserung der einzigartigen Lebensräume startet der Landkreis Wunsiedel mit Unterstützung des Bayerischen Umweltministeriums ein Förderprojekt. Es stärkt die Moorachse Häuselloh – Breiter Teich – Wunsiedler Weiher, die den bedeutendsten Komplex an Moorgebieten in Oberfranken bildet. Hier hat das Umweltministerium bereits 2020 für den Erwerb des Breiten Teichs Fördermittel in Höhe von über 350.000 Euro bereitgestellt.

In den kommenden Jahren sollen Flächen angekauft werden, anschließend Gräben verschlossen und ein naturnaher lichter Moorwald geschaffen werden. Laut Umweltminister Thorsten Glauber „gibt es hier ein breites Bündnis, das den Moorschutz vor Ort vorantreibt: Die Stadt Selb und der Landkreis Wunsiedel steuern Grundstücke bei. Der Bund Naturschutz hat mit dem Breiten Teich einen wichtigen Baustein im Biotopverbund gesichert. Die Bayerischen Staatsforsten führen im angrenzenden Häuselloh Renaturierungsmaßnahmen durch. Der Naturpark und der Landschaftspflegeverband bringen den Naturschutz und die naturverträgliche Erholung voran.“ Das Umweltministerium unterstützt das Projekt am Wunsiedler Weiher mit 108.000 Euro. Damit ist Glauber zufolge auch hier der Grundstein zum Erhalt von über 15 Hektar Premium-Moorboden gelegt.

Bayern verfügt insgesamt über rund 220.000 Hektar Moorflächen. Der Freistaat will diese kostbaren Lebensräume noch besser schützen. Ziel der Bayerischen Staatsregierung ist es, bis 2040 insgesamt 55.000 Hektar wieder zu vernässen.

Inn-Studie

Stichwort Hochwasserschutz: Verschiedene Maßnahmen entlang von Inn und Salzach haben das Potenzial, den Schutz der Menschen dort deutlich zu verbessern. Das ist das Ergebnis der sog. Inn-Studie, die jetzt veröffentlicht wurde. Dabei handelt es sich um eine Potenzialstudie und nicht bereits um eine konkrete Planung. Untersucht wird, welche Maßnahmen zum Hochwasserschutz denkbar sind und welche Wirkungen diese Maßnahmen haben können. Im Zentrum der Studie standen die Themen Flutpolder, Deichrückverlegungen und Stauraumbewirtschaftung.

Mit Hilfe eines digitalen Modells wurden in einem technisch hochkomplexen Verfahren an Inn und Salzach verschiedene Rückhalteräume identifiziert, die in vier Flussabschnitten im Hinblick auf die jeweilige Wirkung analysiert wurden. Ergänzt durch weitere technische und wirtschaftliche Bewertungen sowie eine naturschutzfachliche Übersichtsbewertung wurden insgesamt zehn potenzielle Standorte für Flutpolder identifiziert. Die beste Gesamtbewertung erzielte dabei der Standort Feldkirchen bei Rosenheim. Mit diesem Flutpolder wäre beispielsweise eine Scheitelabsenkung am Pegel Wasserburg um bis zu 15 Prozent möglich.

Die zweitbeste Gesamtbewertung erzielte der Standort Inzing, mit dem eine Absenkung der Scheitelwelle am Pegel Passau-Ingling um 18 Prozent möglich wäre. Für die zehn potenziellen Flutpolderstandorte ist als nächster Schritt vorgesehen und erforderlich, die Frage der Wirtschaftlichkeit noch detaillierter zu untersuchen. Erst anschließend sind weitere Aussagen möglich, welcher Standort weiterverfolgt werden kann.

Bei den ebenfalls untersuchten Deichrückverlegungen zeigte sich dagegen, dass die Auswirkungen auf die Hochwasserscheitel gering sind. Mögliche Deichrückverlegungen werden deshalb vorrangig im Hinblick auf eine lokale Wasserspiegelabsenkung sowie einen ökologischen Nutzen weiter geprüft.

Durch eine Vorabsenkung der untersten acht Stauanlagen am Inn und einen dortigen gezielten Wiederaufstau der durchlaufenden Hochwasserwelle kann am Pegel Passau-Ingling eine Abflussminderung von bis zu neun Prozent erreicht werden. Damit ist die Stauraumbewirtschaftung am Inn eine zusätzliche Maßnahme des Hochwasserschutzes. Sie kann ohne größere bauliche Maßnahmen umgesetzt werden. Staustufen und Flutpolder ergänzen sich außerdem in ihrer Wirkung.

In einem nächsten Schritt soll deshalb eine Vorplanung zur Stauraumbewirtschaftung beispielhaft für zunächst zwei Staustufen am Unteren Inn (Egglfing-Obernberg und Ering-Frauenstein) erfolgen. In diesem Rahmen werden Aspekte wie etwa Fragen des Naturschutzes und der Standsicherheit der Staudämme näher untersucht.

Die Inn-Studie besteht aus sechs Teilprojekten, die unter Federführung des Bayerischen Landesamts für Umwelt von der TU München, der TU Wien und der Universität Kassel erarbeitet wurden. Untersucht wurden der Inn ab Oberaudorf auf einer Länge von rund 210 Kilometern sowie die Salzach ab der Saalachmündung auf einer Länge von rund 60 Kilometern.

Nach Glaubers Angaben zeigt die Inn-Studie „große Potenziale für den Hochwasserschutz, die wir zum Schutz der Menschen jetzt im Detail weiter untersuchen lassen. Wir setzen auf Transparenz und eine enge Beteiligung der Region. Dazu werden Informationsveranstaltungen und Dialoge vor Ort folgen.“

„Auf zu lebenswerten Bächen“

Kleine Fließgewässer spielen im gesamten Gewässersystem eine große Rolle. Um den ökologischen Zustand von kommunalen Bächen weiter zu verbessern, hat das Bayerische Umweltministerium im Jahr 2021 das Pilotprojekt „Auf zu lebenswerten Bächen“ gestartet. Wie Glauber bei der Besichtigung des Saulochbachs im oberfränkischen Goldkronach betonte, zeige das Pilotprojekt schon jetzt: „Mit engagierten Kümmerern können wir bayernweit mehr gesunde Bäche schaffen. Vorsorge beginnt vor Ort.“

Am Saulochbach hat die Stadt Goldkronach die massive Sohlsicherung und Sohlschwellen weitgehend entfernt, Störsteine und Weidenstämme als Sicherung und Strukturelement eingebaut sowie Kiessubstrat und Erlenwurzeln eingebracht. Dadurch ist ein kleinräumiges Mosaik aus verschiedensten Lebensräumen für Tiere und Pflanzen entstanden.

Fließgewässer sind dynamische Landschaftselemente, die nicht an der Gemeindegrenze stoppen. Um intakte, widerstandsfähige Gewässer zu schaffen, spielen neben der finanziellen Unterstützung engagierte, interkommunale Kümmerer, wie die Landschaftspflegeverbände und Naturparke, eine bedeutende Rolle. Ziel von „Auf zu lebenswerten Bächen“, das im Maineinzugsgebiet durchgeführt wird, ist die naturnahe Entwicklung von kommunalen Gewässern, um die gesetzten Umweltziele nach der europäischen Wasserrahmenrichtlinie zu erreichen.

Über einen Zeitraum von fünf Jahren sollen möglichst viele Gemeinden, begleitet von den Regierungen Oberfranken und Unterfranken und den örtlichen Wasserwirtschaftsämtern, Renaturierungsmaßnahmen an kommunalen Gewässern des Maingebiets planen und umsetzen. Erfahrungen und Erkenntnisse werden anschließend anderen interessierten Kommunen in Bayern als Handlungsempfehlung zur Verfügung stehen. Im Rahmen der fünfjährigen Projektlaufzeit stellt das Umweltministerium insgesamt knapp 1,8 Millionen Euro in Ober- und Unterfranken für das Projekt zur Verfügung.

Der Freistaat fördert Gewässerunterhaltungs- und Ausbauvorhaben zur naturnahen Entwicklung und Gestaltung von Gewässern und ihrer Auen, insbesondere Projekte, die im Rahmen der interkommunalen Zusammenarbeit umgesetzt werden. Maßnahmen nach den Richtlinien für Zuwendungen zu wasserwirtschaftlichen Vorhaben (RZWas 2021) können mit bis zu 90 Prozent gefördert werden. Unter die geförderten Maßnahmen fallen etwa die Herstellung und Verbesserung der Durchgängigkeit von Gewässern für Fische, die Beseitigung von Ufer- und Sohlbefestigungen oder die Herstellung von Ufergehölzsäumen. Ziel sind vielfältige Lebensräume und Strukturreichtum im Gewässer.

Klärwerk Erlangen

Stichwort High-Tech im Klärwerk Erlangen: Dort wurde eine neue innovative Trocknungsanlage offiziell in Betrieb genommen. Das Vorzeigeprojekt zählt Glauber zufolge zu den modernsten Klärwerken Europas und vereint Gewässerschutz mit den Herausforderungen von Energiewende und Klimaschutz. „Die neue Trocknungsanlage ist High-Tech pur. Weniger Klärschlamm bedeutet weniger LKW-Transporte. Das führt zu weniger CO2 und weniger Lärm. Das Klärwerk Erlangen zeigt vorbildlich: Nur wer investiert, bleibt an der Spitze.“

In den vergangenen 20 Jahren investierte die Stadt Erlangen rund 100 Millionen Euro in die Zukunftsfähigkeit ihres Klärwerks. Die dort eingesetzte neue Technik führt zu einer effizienten Kreislaufwirtschaft, die gleichzeitig klimafreundlich und ressourcenschonend ist. Mit der neuen Anlage reduziert sich die zu verwertende Menge an Klärschlamm im Klärwerk um rund 70 Prozent.

Insbesondere durch wegfallende LKW-Transporte können jährlich rund 1.200 Tonnen CO2 eingespart werden. Im Fall einer nachfolgenden thermischen Behandlung des getrockneten Klärschlamms ist es zudem möglich, knapp 920.000 Kubikmeter Erdgas pro Jahr einzusparen. Der getrocknete Klärschlamm kann darüber hinaus als Ersatzbrennstoff regional verwertet werden, da der Heizwert vergleichbar mit dem von Braunkohle ist. Bereits seit 2019 ist das Klärwerk energieautark: Die ausschließlich regenerative Energieerzeugung liegt deutlich über dem Energiebedarf der Kläranlage. Auch der neue Bandtrockner kann so CO2-neutral betrieben werden.

DK

 

 

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