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(GZ-19-2024 - 10. Oktober)
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Alles für die Katz‘

Insgesamt kommen die Deutschen auf 7,1 Mrd. Euro Ausgaben für Heimtierbedarf im Jahr 2023. Pino, unser Rathauskater, findet, dass Hund und Katz‘ eine beachtliche wirtschaftliche Bedeutung haben.

Dem Bürgermeister ist vor einiger Zeit ein äußerst attraktives Angebot seiner Versicherungsgesellschaft ins E-Mail-Postfach geflattert: Eine Katzenversicherung! Wahlweise als Krankenvollversicherung oder als reine OP-Versicherung. Der Bürgermeister hat natürlich als fürsorglicher Sachwalter meiner Existenz die Vollversicherung gewählt – einschließlich Vorsorgeleistungen wie Zahnsteinentfernen, Physiotherapie und alternativen Heilmethoden wie Homöopathie und Akkupunktur. Nur eine Kur mit Abnehmspritzen, die ich eigentlich auch gut gebrauchen könnte, ist nicht enthalten. Ich bin jetzt jedenfalls besser abgesichert als so manch ein menschlicher Krankenversicherter.

Auch sonst ist dem Bürgermeister wenig für mich zu teuer. Feinstes Futter, nett was zum Spielen, ein schöner Kletterbaum für innen bei Regen – alles da. Nur denkt er, ich könne meinen Flüssigkeitshaushalt durch Wasser regeln, weshalb ich nicht den neusten Trinkschlabber bekomme. Was solls? Und seine Liebe zu mir ist echt, weshalb er mir das jetzt überall zu sehende neumodische Katzengeschirr à la Hundeleine ebenso erspart, wie ein Regenmäntelchen. Ich geh aber eh nicht bei Regen raus.

Was ich nicht weiß ist, ob er eine Haftpflichtversicherung für mich abgeschlossen hat. Schließlich ist eine Katze nicht so gefährlich wie ein Hund (Biss in fremde Waden) oder Pferde (nietet gerne Fußgänger und Radfahrer auf Waldwegen um). Insgesamt ist es aber gut möglich, dass er wie die relative Mehrheit der Tierhalter in Deutschland 40 bis 60 Euro im Monat für mich ausgibt. Das ist so ein Mittelwert. Insgesamt kommen die Deutschen auf stattliche 7,1 Milliarden Euro Ausgaben für Heimtierbedarf im Jahr 2023. Eine durchaus beachtliche, wirtschaftliche Bedeutung haben Hund und Katz, Kanarienvogel und Schildkröten also in
diesem Land.

Anderswo halten sich die Leute auch gerne Tiere; haben aber neben den traditionellen Arten, die den Menschen seit Jahrtausenden begleiten und ihren festen Platz im Heim und im Garten behaupten, auch andere Vorlieben. Vor kurzem war zu lesen, dass in den vereinigten Staaten mehr Tiger leben als in Indien. In Käfigen natürlich, aber keineswegs nur in Zoologischen Gärten, sondern auch bei so manchem Exzentriker hinter dem Bungalow.

Da sind wir doch in Deutschland in Sachen Tierschutz und bürokratische Definition des Begriffes Heimtier den libertären Amis wieder mal voraus, wie uns das Landgericht Neustadt an der Weinstraße bewies, als es einem 70 Kilo schweren Zwergschwein rundheraus die Eigenschaft als Haustier, das in einem Einfamiliensiedlungshausgarten gehalten werden kann, absprach. Eine harte Entscheidung, wenn Sie mich fragen, denn was sind schon 70 Kilo für ein Schwein? Und auch die Nachbarn hätten mehr zu leiden, wenn der Eigentümer seinen Lebenstraum als Freizeitbauer durch die Anschaffung eines neurotischen Gockels gelebt hätte.

Wie dem auch sei: Seit der Mensch in grauester Vorzeit den Wolf zum Hund und die Falbkatze zur Hauskatze domestizierte, gehören Hund und Katz einfach zum Menschsein dazu. Gut, die Funktion des Hundes hat sich vom scharfen Jagdbegleiter zum treuherzig schauenden Knuddelchen gewandelt und auch wir Katzen lassen in aller Regel die Pfoten von Mäusen, die wir früher auf den Bauernhöfen in den Vorratskammern stellen mussten, weil wir Mitleid mit unseren Ernährern haben, die sich vor dem Anblick von toten Mäusen und Vögeln ekeln, obwohl das Jagen nach den Biestern doch eigentlich der Auftrag der Natur an unsere Spezies wäre. Also bleib ich hinterm Ofen.

So ist denn der Umgang mit uns Heimtieren nicht nur ein Zeichen verfeinerter Sitten, sondern auch von Wohlstand, wenn man es sich erlauben kann, Tiere, die zu nichts nütze sind, einfach um ihrer selbst willen zu lieben und zu erhalten. Dass man damit im Ergebnis sich selbst etwas Gutes tut, wusste der fast auf den Tag vor 100 Jahren gestorbene französische Schriftsteller Anatole France in folgende Worte zu kleiden: „Solange man noch kein Tier geliebt hat, bleibt ein Teil der Seele unerweckt“.

Ihr Pino

Pino

 

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