(GZ-9-2025 - 2. Mai) |
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Kanzlerwahl 2025: Wer tief startet, kann nur hoch hinausBald soll Deutschland wieder einen Kanzler haben. Schon vor Amtsantritt ordentlich durch den Kakao gezogen, bleibt Merz laut Pino, unserem Rathauskater, immerhin ein Trost: Wer so tief startet wie ein Filzuntersetzer, hat gute Chancen, am Ende positiv zu überraschen. „Heute in einer Woche haben die Deutschen wieder einen gewählten Kanzler. Und ich füge hinzu: Hoffentlich. Denn in dem Tollhaus, in das die Welt sich seit Anfang des Jahres verwandelt hat, erscheint es mir sehr wichtig, dass dieses Land über eine legitimierte, handlungsfähige Regierung verfügt und über eine Person an der Spitze, die die Interessen der Republik deutlich und durchsetzungsstark international vertreten kann. Ich weiß nicht, welche Lektüre Friedrich Merz in jenen Tagen zur Hand genommen hat, in denen die SPD uns mit ihrem Mitgliederentscheid basisdemokratische Leidenschaft demonstrierte – einer Inszenierung, bei der es beinahe zum guten Ton gehörte, täglich neue inhaltliche Forderungen in den Raum zu stellen und die Regierungsarbeit bereits vor der Vereidigung mit ambitionierten sozialpolitischen Visionen aufzuladen. Vielleicht hat er sich die letztes Jahr erschienene Autobiographie des zweiten Bundeskanzlers, Ludwig Erhard, zu Gemüte geführt. „Erfahrungen für die Zukunft“, so der Titel, ist eigentlich nur eine Reflektion der Kanzlerjahre dieses großen Mannes und deshalb, bei aller Vorsicht, mit der Eigendarstellungen von aus dem Amt geschiedenen Politikern zu betrachten sind, ein interessantes Stück Zeitgeschichte. Das Buch liest sich flott, dank des eingängigen Stils seines Ghostwriters, des gelernten Journalisten Hans J. Klein. Ludwig Erhard und Friedrich Merz könnten fast Antipoden sein: Hier der schon im Amt des Wirtschaftsministers hoch verehrte Vater des deutschen Wirtschaftswunders (wobei Erhard den Begriff des Wunders immer wieder zurückwies), fast messianisch in das Amt des Bundeskanzlers gewünscht und nach wenigen Jahren trotz eines fulminanten Wahlerfolgs an sich (?), seiner Partei (?), den Verhältnissen der Zeit (?) gescheitert. Dort der zwar mit einem soliden demokratischen Regierungsauftrag ausgestattete, von den Wählern noch am wenigsten gezauste Sieger der Bundestagswahl 2025, der aber schon vor seiner Amtsübernahme von den Medien mit vernichtenden Attributen überzogen wird: Unglaubwürdig, unerfahren, unbeliebt. Gut, das Ganze kann für Friedrich Merz auch etwas Gutes haben. Bemaß sich die Fallhöhe Ludwig Erhards als er ins Kanzleramt einzog ungefähr auf dem Niveau des Olympiaturms, dürfte sich die Fallhöhe von Friedrich Merz aktuell auf dem Niveau eines Filzuntersetzers befinden. Heißt aber auch, eigentlich kann unser neuer Kanzler nur positiv überraschen. Jetzt wird ja viel geschrieben, warum Friedrich Merz so einen schlechten Start hat. Da bringen die einen das Geld ins Spiel, konkret die Lockerung der Schuldenbremse für die Verteidigung. Hätte etwas Notweniges unterlassen werden sollen, nur um einer Wahlkampfaussage wegen? Sehr deutsch gedacht, aber im Widerspruch zur Maxime Konrad Adenauers, wonach niemand gehindert werden sollte, jeden Tag klüger zu werden. Der Umgang mit der AfD? Hier ist es dringend nötig, dass die Empörungsmaschine mal Pause macht, denn außer, dass die AfD über 25 Prozent und die Linke über 10 Prozent in den Umfragen kommt, hat die Hysterie bisher nix gebracht. Im Grunde leiden die Unionsparteien an etwas, was schon Ludwig Erhard für seine Zeit feststellte: Es gelingt nicht mehr, Begriffe zu prägen. Sprache und Begrifflichkeiten werden damals wie heute vom linken Rand geprägt, heute aber leider auch vom rechten. Die Bürgerlichen befinden sich in der permanenten Defensive, was bewirkt, dass heute von der Partei „Die Linke“ ganz selbstverständlich als demokratische Partei gesprochen wird, während die Unionsparteien – eigentlich die typischen Vertreter von Maß und Mitte in ihren politischen Vorstelllungen – unwidersprochen als Rechtsparteien eingeordnet werden. Wir sollten auch nicht mehr hinnehmen, es als rassistisch oder gar faschistisch zu bezeichnen, wenn man Ausländerkriminalität thematisiert oder stärkere Integrationsleistungen anmahnt, bevor die deutsche Staatsbürgerschaft vergeben wird. Hoffen wir, dass Friedrich Merz ein Optimist im Sinne Winston Churchills ist: „Optimisten sehen die Chance in jedem Problem – anders als Pessimisten, die auf das Problem schauen, das in jeder Chance steckt.“ |
Ihr Pino
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