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(GZ-8-2023)
Georg Hirschbeck, Erster Bürgermeister des Marktes Rennertshofen
 

Georg Hirschbeck

Erster Bürgermeister des Marktes Rennertshofen

Welche Kommune und wie viele Einwohner vertreten Sie?

Ich vertrete den Markt Rennertshofen mit seinen 16 Ortsteilen und den derzeit ca. 4.960 Einwohnern. Der Markt Rennertshofen ist die flächengrößte Gemeinde (93 km²) im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen.

 

Wann haben Sie Ihr Amt angetreten und sind Sie hauptamtlich oder ehrenamtlich tätig?

Ich bin seit 2014 hauptamtlicher Bürgermeister.

 

Welchem Beruf sind Sie vor Ihrem Amtsantritt nachgegangen bzw. üben Sie diesen nach wie vor aus?

Bis zu meiner Wahl war ich 32 Jahre im Landratsamt Neuburg-Schrobenhausen beschäftigt, davon 27 Jahre im Sachgebiet Information und Kommunikation. In meiner Rathaus-Arbeit hat die Digitalisierung verständlicherweise einen sehr hohen Stellenwert.

 

Was war Ihr persönlicher Anreiz in die Kommunalpolitik zu gehen?

Eigentlich war und ist der Hauptgrund für meinen Schritt in die Kommunalpolitik meine Heimatverbundenheit. Ich wollte die Gemeindepolitik aktiv gestalten und an Entscheidungen mitwirken, die die Zukunft unserer Gemeinde beeinflussen.

 

Wie haben Sie sich vorbereitet?

Durch meine bisherige Tätigkeit und mein Netzwerk im Landratsamt sowie meine Zusatzqualifikationen war ich gut auf die Verwaltungsarbeit in einer Kommune vorbereitet.

 

Wo lagen bei Ihrem Amtsantritt die Herausforderungen?

Gleich zu Amtsantritt war die größte Herausforderung die 2014 geplante Stromtrasse, die quer durch unser Gemeindegebiet an Wohnsiedlungen entlang verlaufen wäre. Da gingen unsere Bürgerinnen und Bürger zu Recht auf die Barrikaden. Die Art und Weise der geplanten Ausführung war nicht akzeptabel.

Außerdem stand der Baubeginn des ersten bayerischen Donau-Flutpolders auf unserem Gemeindegebiet an. Eine Entscheidung, wie es mit der bestehenden Schule weitergehen sollte, war ebenfalls ein wichtiger Punkt. Daneben waren noch unaufschiebbare Kanalsanierungen durchzuführen.

 

Welche Themen beschäftigen Sie momentan?

Der Neubau der Schulturnhalle, die Erweiterung der Kinderkrippe und verschiedene Kanalsanierungen gehören zu den derzeit laufenden Projekten. Für den Neubau der zentralen Kläranlage sind wir gerade mitten in der Planungsphase. Der Breitbandausbau mit Glasfaser und Unterhaltsmaßnahmen unseres weitläufigen Straßennetzes (lt. Straßenkataster) laufen ebenfalls parallel. Ein neuer Kindergarten für mehr Gruppen soll in der Nähe der Kinderkrippe und Schule entstehen. Dadurch schaffen wir einen zentralen Ort für unsere Kinder – es entsteht eine Art „Bildungs-Campus“.

 

Womit werden Sie sich noch auseinandersetzen müssen/wollen?

Ein großes „Damoklesschwert“ schwebt noch über uns. Das ist ein geplanter zweiter Polder bei Bertoldsheim, der wieder in unserem Gemeindegebiet entstehen soll. Diesen werden wir mit aller Macht zu verhindern versuchen. Wir haben unsere Solidarität zum Hochwasserschutz für die Unterlieger mit dem Bau des „Riedensheimer Polders“ gerne geleistet. Die gesamten Überschwemmungsflächen mit den zusätzlichen zwei Poldern von ca. 1.200 ha in unserem Gemeindegebiet wären nicht hinnehmbar.

Außerdem haben wir selbst in den Ortsteilen Stepperg und Hatzenhofen Überschwemmungsgebiete, die bei jeglicher Hochwasserschutzplanung durch die Regierung außen vor bleiben. Weitere Herausforderungen sind die Unterbringung von Flüchtlingen, die steigende Inflation sowie die explodierenden Energiepreise.

 

Haben Sie einen wichtigen Ratschlag für junge Kolleginnen und Kollegen?

Authentisch bleiben und sich nicht zu sehr zu verbiegen. Denn es allen recht machen zu wollen, funktioniert nicht. Regelmäßige „Verschnaufpausen“ sind ein Muss, damit man die Akkus wieder aufladen kann. Außerdem schärft sich der Blick auf manche Herausforderung, wenn man zwischendurch etwas Abstand gewinnt.

 

Wie beziehen Sie Kolleginnen und Kollegen / Bürgerinnen und Bürger / Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Ihre Arbeit und in Ihre Entscheidungsfindung ein?

Der Austausch mit den Bürgermeisterkolleginnen und -kollegen ist enorm wichtig, denn in den meisten Kommunen geht es um dieselben Themen. Das Rad muss ja nicht zweimal erfunden werden. Aus diesem Grund hat der Markt Rennertshofen zusammen mit sechs weiteren Kommunen eine iKommZ (interkommunale Zusammenarbeit) gegründet.

Mir ist es wichtig, die Sichtweisen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und des Gemeindegremiums mit einzubeziehen. Hier sind die vielschichtigen qualifizierten Meinungen ein großer Schatz, auf den wir Bürgermeisterinnen und Bürgermeister zugreifen können. Für eine wichtige Entscheidung in unserem Gemeindegebiet wurde von den Bürgerinnen und Bürgern auch schon einmal der Weg eines Bürgerentscheides gewählt

 

Wieviel Einfluss wird die Digitalisierung auf die künftige Kommunalpolitik haben?

Die Corona-Krise hat hier vieles beschleunigt. So haben z. B. Videokonferenzen, Homeoffice und hybride Sitzungen die Handlungen und Entscheidungen von Verwaltung und Gremien unterstützt und sichergestellt. Unter dem Motto „Digitales Rathaus“ stellen wir aktuell ca. 100 Online-Anwendungen (gem. OZG-Onlinezugangsgesetz) bereit. Dieses Angebot wird ständig verbessert und erweitert. Mit unserem Bürgerinfoportal und unserer Heimat-Info-App können sich die Bürgerinnen und Bürger per Internet über die Gremiumsarbeit und Gemeindeneuigkeiten informieren. Ferner sind wir dabei, alle internen Prozesse zu digitalisieren.

 

Gibt es ein Lebensmotto, das Sie begleitet?

Eine abgewandelte Gedichtzeile begleitet mich schon mein ganzes Leben. Sie lautet: „Tue Recht und scheue niemand“. Nach diesem Leitsatz handle ich und damit komme ich auch ganz gut zurecht. Ich kann mich jeden Tage guten Gewissens im Spiegel anschauen.

 

Wie wollen Sie in Erinnerung bleiben?

Das mit den Erinnerungen ist so eine Sache; sie verblassen. Wichtiger ist es mir, in der Gegenwart für die Zukunft die Weichen zu stellen und die Gemeinde in eine moderne und lebenswerte Zukunft zu führen.

 

Foto © Georg Hirschbeck

 

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