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(GZ-11-2023)
Thomas Heydecker, Erster Bürgermeister der Stadt Oettingen i.Bay.
 

Thomas Heydecker

Erster Bürgermeister der Stadt Oettingen i.Bay.

Welche Kommune und wie viele Einwohner vertreten Sie?

Die Stadt Oettingen i.Bay. mit 5.400 Einwohnern.

 

Wann haben Sie Ihr Amt angetreten und sind Sie hauptamtlich oder ehrenamtlich tätig?

01.05.2020 – hauptamtlich.

 

Welchem Beruf sind Sie vor Ihrem Amtsantritt nachgegangen bzw. üben Sie diesen nach wie vor aus?

Mitarbeiter im Bereich Finanzen und Controlling eines mittelständischen Maschinenbau-Konzerns.

 

Was war Ihr persönlicher Anreiz in die Kommunalpolitik zu gehen?

An der Kommunalpolitik reizt mich besonders, dass man das Lebensumfeld direkt vor Ort und sofort spürbar mitgestalten kann.

 

Wie haben Sie sich vorbereitet?

Mein Vater war bis 2013 lange Zeit geschäftsleitender Beamter der Verwaltungsgemeinschaft Oettingen. Mit ihm habe ich mich im Vorfeld sehr viel ausgetauscht und er hat mir so einiges erklärt. Außerdem konnte ich auf einige erfahrene Stadträte zurückgreifen und es gibt für die allgemeinen Dinge doch recht viel Fachliteratur. Besonders hilfreich war auch, dass ich sehr gute und engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Verwaltung habe, die mir den Start – trotz schwerer Rahmenbedingungen – leichtgemacht haben.

 

Wo lagen bei Ihrem Amtsantritt die Herausforderungen?

Durch Corona waren kaum Veranstaltungen, Versammlungen und Feste möglich. Ich denke für einen Bürgermeister ist es sehr wichtig, immer im Austausch mit den Bürgerinnen und Bürgern vor Ort zu sein. Dieser Austausch hat natürlich gefehlt. Zudem war es eine große Herausforderung in einer kleinen Verwaltung ein Hygienekonzept umzusetzen und immer wieder auftretende kurzfristige Mitarbeiterausfälle zu kompensieren. Gerade 2021 und 2022 hatte ich dann den Eindruck, dass sich die Corona-Maßnahmen doch auch ziemlich auf das „Gemüt“ der Menschen niedergeschlagen haben und alle ein wenig gereizter als normal waren. Insgesamt waren wir in den vergangenen drei Jahren dieser Amtszeit doch sehr oft im Krisenmodus.

 

Welche Themen beschäftigen Sie momentan?

Wir sind Host Town für die Weltspiele der Special Olympics. Außerdem haben wir derzeit viele, große und damit teure Infrastrukturmaßnahmen zu meistern: Reaktivierung der „Krone“ (drei historische Einzeldenkmäler direkt am Marktplatz gelegen, die als Gesamtensemble saniert werden), Kläranlagenerweiterung und -sanierung, große Kanalmaßnahmen, Entwicklung einer neuen Kita, neue Plätze für die Ganztagesbetreuung, Ärztemangel, Innenstadtsterben, Klimaschutz. Das sind nur die größten Posten, die Liste ließe sich noch sehr lange fortsetzen. Ich denke, es gibt wenige Aufgabenfelder, die abwechslungsreicher sind als die im Amt eines Bürgermeisters.

 

Womit werden Sie sich noch auseinandersetzen müssen/wollen?

Viele der genannten Maßnahmen ziehen sich über die nächsten Jahre. In naher Zukunft stehen noch die Sanierung und Umgestaltung des Marktplatzes und unserer Turnhalle an, um nur zwei große Maßnahmen zu nennen.

 

Haben Sie einen wichtigen Ratschlag für junge Kolleginnen und Kollegen?

Ich bin ja selbst mit 37 Jahren noch relativ jung (zumindest fühle ich mich so). Das Wichtigste für mich war, mir konsequent auch feste Zeiten für meine Familie im Kalender zu blocken. Ein zweiter ganz wichtiger Punkt für mich ist Dankbarkeit. Gerade wenn es vielleicht mal nicht so läuft, hilft es mir ungemein, den Blick auf die unzähligen kleinen Dinge zu richten, die gut sind, die wir aber als selbstverständlich ansehen.

 

Wie beziehen Sie Kolleginnen und Kollegen / Bürgerinnen und Bürger / Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Ihre Arbeit und in Ihre Entscheidungsfindung ein?

Wir haben sehr regelmäßige Abstimmungsrunden innerhalb der Verwaltung. Meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind die Experten auf ihren Sachgebieten, deswegen haben sie auch meistens die viel besseren Lösungen als ich für Probleme parat. Für die Bürgerinnen und Bürger habe ich schon einige Bürgerworkshops zu verschiedenen Themen veranstaltet. Ich versuche recht regelmäßig über Social Media, unser städtisches Online-Angebot „Kommunenfunk“ und unser Mitteilungsblatt über wichtige Themen und aktuelle Entwicklungen zu informieren. Außerdem haben wir verschiedene, regelmäßig zusammenkommende ehrenamtliche Arbeitsgruppen gegründet, zum Beispiel im Bereich Nachhaltigkeit oder Inklusion. Wir haben am Ort tolles bürgerschaftliches Engagement.

 

Wieviel Einfluss wird die Digitalisierung auf die künftige Kommunalpolitik haben?

Ich denke sehr viel. Denn gerade die Standard-Verwaltungsprozesse werden durch Digitalisierung und KI weiter vereinfacht werden. Dafür können wir dann die freiwerdenden Mitarbeiterzeiten in anderen Themenfeldern einsetzen. Nur so können wir dem Fachkräftemangel, der uns auch in den Verwaltungen einholen wird, begegnen und die Servicequalität für unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger verbessern.

 

Gibt es ein Lebensmotto, das Sie begleitet?

Nicht die Glücklichen sind dankbar. Es sind die Dankbaren, die glücklich sind.

 

Wie wollen Sie in Erinnerung bleiben?

Als euphorischer und empathischer Macher, der gerne neue Wege beschreitet.

 

Foto © Thomas Heydecker

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