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(GZ-14-2022)
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► Symposium „Logistik Innovativ“ in Prien am Chiemsee:

 

Neue Lösungskonzepte

Die zuverlässige Gestaltung globaler Lieferketten, insbesondere vor dem Hintergrund der aktuellen Krisen und Konflikte mit weltweiten Auswirkungen, die sinnvolle Auswahl und der kosteneffiziente Einsatz verschiedenster Verkehrsträger sowie die effektive und nachhaltige Durchführung der letzten Meile im urbanen Verkehr waren nur einige der Themen, mit denen sich auf dem zweitägigen Symposium „Logistik Innovativ“ rund 175 Fachbesucher aus dem In- und Ausland beschäftigten. Als Veranstalter und Organisator des Symposiums fungierte das in Prien am Chiemsee ansässige Logistik-Kompetenz-Zentrum (LKZ Prien GmbH), das in diesem Jahr ihr 25-jähriges Bestehen feiert.

V.l.: Andreas Friedrich, Erster Bürgermeister der Marktgemeinde Prien am Chiemsee, Karl Fischer, Geschäftsführer LKZ Prien GmbH, Dr. Petra Seebauer, Geschäftsführerin LKZ Prien GmbH, Otto Lederer, Landrat Landkreis Rosenheim. Bild: LKZ Prien GmbH
V.l.: Andreas Friedrich, Erster Bürgermeister der Marktgemeinde Prien am Chiemsee, Karl Fischer, Geschäftsführer LKZ Prien GmbH, Dr. Petra Seebauer, Geschäftsführerin LKZ Prien GmbH, Otto Lederer, Landrat Landkreis Rosenheim. Bild: LKZ Prien GmbH

Der Rosenheimer Landrat Otto Lederer sowie der Erste Bürgermeister der Marktgemeinde Prien, Andreas Friedrich, begrüßten die Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft, ehe ein hochkarätig besetzter Expertenkreis die notwendigen Maßnahmen erörterte, die es braucht, um die Verlagerung des Güterverkehrs von der Straße auf die Schiene in der Zukunft weiter voranzutreiben. Darüber hinaus wurden die Einsatzmöglichkeiten der Digitalisierung zur Optimierung von Lieferketten, sogenannten Supply Chains, aufgezeigt.

Höhepunkt des ersten Tages war ein Empfang auf Schloss Herrenchiemsee. Rund 350 Gäste folgten der Einladung des Bayerischen Staatsministers für Wohnen, Bau und Verkehr, Christian Bernreiter. „Der zunehmende Verkehr auf unseren Straßen ist eine zentrale Herausforderung unserer Verkehrspolitik“, unterstrich der Minister in seiner Festrede. „Bei der Transportleistung gehe die Prognose für Bayern von einer Steigerung um rund 40 Prozent bis zum Jahr 2030 aus. Die Straße solle dabei weiterhin der wichtigste Verkehrsträger bleiben. Dabei stiegen die Anforderungen an die Umweltverträglichkeit des Verkehrs.

Bernreiter verwies in diesem Zusammenhang auf den hohen Stellenwert der Logistik für die Bayerische Wirtschaft: „Die Logistik gehört zu den wichtigsten und wachstumsstärksten Wirtschaftszweigen in Bayern. 400.000 Beschäftigte erwirtschaften einen Gesamtumsatz von rund 36 Milliarden Euro, das entspricht rund 18 Prozent des gesamtdeutschen Umsatzes. Damit liegt Bayern an der Spitze im Ländervergleich.“

„Damit wir einen entscheidenden Beitrag zum Europäischen Green Deal leisten und den zukünftigen Verkehr bewältigen können, wird die Bayerische Staatsregierung weiterhin alles tun, um Transporte auf umweltfreundlichere Verkehrsträger wie die Schiene zu verlagern“, fuhr der Minister fort. Ziel sei eine hohe Qualität bei einem gleichzeitig attraktiven Preis-Leistungs-Verhältnis. „Denn wenn wir Straße und Schiene nachhaltig und sinnvoll kombinieren, können wir die Logistik zukunftssicher aufstellen und die Versorgungssicherheit steigern. Neben der Verlagerung brauchen wir weitere Lösungswege, um unsere Klimaziele zu erreichen“, erklärte Bernreiter. Die Elektrifizierung des Güterverkehrs spiele dabei eine entscheidende Rolle. Aber auch der Einsatz von grünem Wasserstoff und synthetischen Kraftstoffen seien mögliche Alternativen. Neben den langlaufenden Verkehren könne die Logistik auch in Städten auf der letzten Meile einen wertvollen Beitrag für eine nachhaltige Zukunft leisten.

Im Mittelpunkt des zweiten Veranstaltungstages standen vor allem die nachhaltige und autonome Gestaltung des urbanen Wirtschaftsverkehrs in Städten und Kommunen. Laut Dr.-Ing. Uwe Clausen vom Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik stellt gerade der zunehmende Grad an Urbanisierung eine der großen Herausforderungen an die Gestaltung der Logistik des 21. Jahrhunderts dar: Die Logistikbranche sieht sich mit steigenden Anforderungen an verschiedene Verkehrssysteme, mit steigenden Energiekosten bei gleichzeitigem hohem Flächenverbrauch durch den motorisierten Verkehr und die damit einhergehenden Belastungen durch Lärm sowie umwelt- und gesundheitsgefährdender Stoffe konfrontiert. Hier biete beispielsweise die Entflechtung des Verkehrsaufkommens und dessen teilweise Verlagerung auf die Tages-Randzeiten einen Lösungsansatz. Des Weiteren führe die Bündelung von urbanem, kleinteiligem Güterverkehr und dessen konsolidierter Transport in sogenannte Mikro-Depots zu einer Reduzierung des Verkehrsaufkommens und damit auch der Emission von Schadstoffen.

Limitierende Faktoren

In der anschließenden Diskussionsrunde bestätigte Prof. Dr. Ralf Bogdanski von der Technischen Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm, dass für „rund 30 Prozent des Sendungsaufkommens in der Paketbranche mit Mikro-Depotkonzepten und per Lastenrädern nachhaltig und ökologisch transportiert werden könnten“. Allerdings stellten hier die temporären Genehmigungen zur Nutzung von Parkplatz-Flächen sowie die insgesamt fehlenden Flächen für den Aufbau von Mikro-Depots limitierende Faktoren dar.

Auch die weiteren Teilnehmer der Diskussionsrunde, Johann Bögl von der Firmengruppe Max Bögl, Dr. Christian Jacobi von der agiplan GmbH sowie Marco Prüglmeier von der NOYES Technologies GmbH waren sich einig, dass hier neue Konzepte gefunden werden müssen. Der gemischte Transport von Personen und Gütern durch den ÖPNV in Randzeiten wurde beispielsweise diskutiert, wobei der Vorlauf von Kurier-Express-Paket-Dienstleistern, der Hauptlauf über die ÖPNV-Anbieter und der Nachlauf sowie die Zustellung zum Endkunden per Lastenrad erfolgen könnten.

Eine weitere Möglichkeit stellt die Nutzung der vorhandenen Infrastruktur in Form von Haltestellen als „mobile Mikro-Depots“ dar. Zu welchen Zeiten sind öffentliche Flächen frei für standardisierte Wechselbehälter? Wie hoch ist die Akzeptanz seitens der KEP-Dienstleister und seitens der Endkunden? Dies sind nur einige der Fragen, die es hierzu noch zu klären gelte. „Es werden dabei nur diejenigen Städte erfolgreich sein, die den Stakeholder-Ansatz wählen und sowohl die KEP-Dienstleister als auch die Anbieter von Logistikflächen und -Immobilien und den Endkunden in ihren Überlegungen berücksichtigen“, betonte Jacobi. Zudem stelle sich die Frage nach einem Betreiber, der diesen Lösungsvorschlag wirtschaftlich umsetzen kann.

Johann Bögl erläuterte an dieser Stelle, dass auch die Überbauung vorhandener Infrastruktur mit Logistikansiedlungen oder aufgeständerte Systeme wie etwa eine Magnetschwebebahn Alternativen darstellten. Die Vorteile der Überbauung vorhandener Infrastruktur lägen in der Kostenersparnis sowie bei der Aufständerung in Form einer Magnetschwebebahn in der Lärmreduzierung.

Eine weitere Sequenz des Symposiums beleuchtete die Sichtweise der Verlader im Hinblick auf eine kontinuierlich steigende Anzahl an alpenquerenden LKWs. Auch wurden in einer prominent besetzten Diskussionsrunde mit Vertretern der Geiger Logistik GmbH & Co. KG, der Krones AG, der Wacker-Chemie AG, der DB Netz AG sowie mit Repräsentanten der vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e.V. und dem Bayerischen Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr Handlungsfelder und notwendige Maßnahmen zur Lösung der vielfältigen Herausforderungen im Brenner-Transit erörtert.

Mit Lösungsmöglichkeiten hin zu einer klimaneutralen Mobilität und Logistik befasste sich ein weiterer Themenkomplex. Wie können die europäischen und nationalen Klimaziele und eine starke Reduzierung der CO2-Emissionen mittelfristig erreicht werden? Beleuchtet wurden CO2-freie Antriebskonzepte und deren Auswirkungen auf die Infrastruktur, auf den Einsatz eines intermodalen Verkehrsmix und auf die gesamte Supply Chain. Zu Wort kamen hier Diskutanten und Vertreter aller Verkehrsträger, angefangen von der Schiene über die Straße bis hin zu den Verkehrsträgern Luft und Wasser.

DK

 

 

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