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(GZ-19-2024 - 10. Oktober)
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► Hürden zwischen Wirtschaft und Naturschutz überwinden:

 

„Natur auf Zeit“ goes Europe

LBV und BIV stellen einzigartiges und preisgekröntes Artenschutzprojekt in Brüssel vor

 

Nach acht Jahren Laufzeit, rund 50 teilnehmenden Standorten in Bayern und der Auszeichnung mit dem Bayerischen Umweltpreis 2023 war es an der Zeit, das mittlerweile zum Musterbeispiel gewordene Artenschutzprojekt „Natur auf Zeit“ auf die europäische Bühne zu heben. In der Bayerischen Vertretung bei der EU in Brüssel begrüßte Eric Beißwenger, Staatsminister für Europaangelegenheiten und Internationales, im September gemeinsam mit den Initiatoren, dem bayerischen Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) und dem Bayerischen Industrieverband Baustoffe, Steine und Erden e.V. (BIV), rund 190 Europaabgeordnete, Vertreterinnen und Vertreter von Regierungsorganisationen europäischer Nachbarländer, der Europäischen Kommission, der Industrie und von NGOs.

V.r.: Norbert Schäffer, LBV, BIV-Geschäftsführer Dr. Bernhard Kling; Eric Beißwenger, Staatsminister für Europaangelegenheiten und Internationales; BIV-Präsident Georg Fetzer; Dr. Christian Barth, StMUV. Bild: Strauch
V.r.: Norbert Schäffer, LBV, BIV-Geschäftsführer Dr. Bernhard Kling; Eric Beißwenger, Staatsminister für Europaangelegenheiten und Internationales; BIV-Präsident Georg Fetzer; Dr. Christian Barth, StMUV. Bild: Strauch

„Vor acht Jahren ist dem LBV und dem BIV sozusagen die Quadratur des Kreises gelungen, indem die Rohstoffgewinnungsbetriebe durch einen öffentlich-rechtlichen Vertrag den Abbau bewusst naturfreundlich gestalten und die Entstehung von Lebensräumen begünstigen und andererseits ihre wirtschaftlichen Interessen wahren“, so Staatsminister Eric Beißwenger.

Die Rohstoffgewinnung ist eine der wenigen Branchen, die durch Ihre natürlichen Gegebenheiten auf Abbauflächen, auch schon während der Gewinnung, zum Erhalt vieler gefährdeter Tier- und Pflanzenarten beitragen kann. Abbaustätten gehören zu den wichtigsten Ersatzlebensräumen vieler bedrohter Amphibienarten, da sie zum Beispiel naturnahe Wildflussauen ersetzen, die heute in der vom Menschen geprägten Kulturlandschaft weitgehend verschwunden sind. Doch auch viele seltene Pflanzen-, Vogel-, Reptilien- und Insektenarten finden in Gruben und Steinbrüchen ein Zuhause.

Doch so einfach es ist, Lebensräume für den Erhalt und die Förderung dieser Arten zu schaffen, so kompliziert ist die Umsetzung angesichts bürokratischer und juristischer Vorgaben.

Rechtssicherheit für alle Betroffenen ist dabei eine wichtige Grundlage für die Zusammenarbeit von Naturschutz und Rohstoffindustrie. Davon profitieren beide Seiten gleichermaßen. Nach der Vorstellung des preisgekrönten Best-Practice-Beispiels aus Bayern diskutierten Experten aus Politik und Europäischer Kommission sowie Vertreter aus Industrie und Naturschutzverbänden die Übertragbarkeit auf die europäische Ebene.

Laut dem LBV-Vorsitzenden Dr. Norbert Schäffer „sind Vertrauen und Ehrlichkeit in der achtjährigen Zusammenarbeit zwischen Naturschutz und Industrie die Basis für den Erfolg des Projektes. ‚Natur auf Zeit‘ zahlt im Ergebnis auf ein Ziel ein: Gelebter Schutz von stark gefährdeten Arten.“

BIV-Geschäftsführer Dr. Bernhard Kling ergänzte: „Dass wir keine regionale mineralische Rohstoffgewinnung mehr brauchen, bleibt auch künftig eine Illusion. Nutzen wir doch gerade deshalb die Potenziale, die sich beim Abbau für die Vielfalt von Flora und Fauna bieten. Immer mehr Unternehmen der Sand-, Kies- und Gesteinsindustrie überwinden dabei Hürden zwischen Wirtschaft und Naturschutz.“

Der bayerische Europaminister betonte abschließend, dass das Projekt zu gut sei, um es nicht weit über Bayern hinaus bekannt zu machen, auch auf Ebene der EU: „Die politische Bedeutung liegt auf der Hand. Wir müssen und können im Natur- und Artenschutz kreative Wege gehen, Beteiligte aus ganz unterschiedlichen Bereichen können höchst konstruktiv und bereichernd miteinander umgehen und die Politik ist gut beraten, nicht nur mit Verboten und Verordnungen zu agieren, sondern Eigeninitiative und Freiwilligkeit zuzulassen und zu honorieren.“

 

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