Kommunalverbändezurück

(GZ-8-2023)
gz dstgb
GZ-Plus-Mitgliedschaft

► Deutscher Städte- und Gemeindebund:

 

Bildungspolitik neu aufstellen

 

In seinem aktuellen Positionspapier fordert der DStGB die Bildungspolitik neu aufzustellen, die Schulen zu stärken und einen kooperativen Bildungsföderalismus zu etablieren. „Bildung ist die entscheidende Zukunftsfrage für unsere Gesellschaft und unsere wichtigste Ressource: individuell, ökonomisch und sozial. Nur mit einem erfolgreichen Bildungssystem wird Deutschland die zentralen Herausforderungen des demografischen Wandels, der Globalisierung, der Integration von Zuwanderern, der Erhaltung des Wohlstandes und der Zukunftssicherung unseres Sozialstaates meistern können. Gute Bildungspolitik ist wirksamste und nachhaltigste Sozialpolitik“, macht der Kommunalverband deutlich.

Nach Angaben des DStGB verlassen seit über einem Jahrzehnt jedes Jahr rund 50.000 junge Leute die Schulen, ohne zumindest den Hauptschulabschluss zu erwerben, über 200.000 befinden sich im sog. Übergangssystem, um Schulabschlüsse und/oder die Berufsqualifizierung nachzuholen und die Zahl der jungen Menschen ohne abgeschlossene Berufsausbildung ist mit 2,3 Millionen weiterhin zu hoch.

Mehr Förderung

„Das Bildungssystem kümmert sich nach wie vor zu wenig um die sogenannten Bildungsverlierer, fördert aber umgekehrt die leistungsstarken Schülerinnen und Schüler ebenfalls nicht ausreichend“, moniert der Deutsche Städte- und Gemeindebund.

Leistungsschwächere Jugendliche müssten intensiver gefördert und durch Einstiegsqualifikationen oder assistierte Ausbildung besser in den Ausbildungsmarkt integriert werden. Darüber hinaus hätten sich nach ersten Einschätzungen die Lernrückstände bei Kindern insbesondere aus sozial benachteiligten Familien infolge des Wegfalls des Präsenzunterrichts im Rahmen der Corona-Pandemie verstärkt.

Fehlende Lehrkräfte

„Die Schulschließungen haben das körperliche und psychische Wohlbefinden der Kinder und Jugendlichen und deren familiäre Verhältnisse verschlechtert und dadurch mittelbar den Erwerb schulischer Bildung beeinträchtigt. Nach Angaben der Kultusministerkonferenz fehlen bis 2025 25.000 Lehrkräfte, andere Schätzungen gehen von 40.000 oder sogar 70.000 fehlenden Lehrkräften aus“, betont der Verband.

Über 90 Prozent der Kinder im Alter ab drei Jahren besuchten eine Kindertageseinrichtung und damit die erste Stufe des Bildungssystems. Dort könnten problematische Bildungsbiografien rechtzeitig erkannt und entsprechende Hilfen angeboten werden. Die individuelle Förderung, insbesondere die Sprachförderung, müsse vor der Grundschule beginnen, da dies entscheidend für das Gelingen der ersten Schuljahre ist. Notwendig seien zum Beispiel verbindliche und bundeseinheitliche Sprachtests für Vier- und Fünfjährige. Das Bundesprogramm „Sprach-Kitas“ sei nicht nur fortzuführen, sondern auszuweiten. Die Übergänge von der Kindertageseinrichtung in die Schule müssten weiter verbessert werden. Die Länder sollten die Grundlage für eine verbindliche Kooperation und Zusammenarbeit von Kita und Grundschule regeln.

Bund und Länder haben ab 2026 die schrittweise Einführung des Rechtsanspruchs auf Ganztagsbetreuung im Grundschulalter beschlossen, allerdings im Kinder- und Jugendhilfegesetz und nicht in den Schulgesetzen der Länder. „Ganztagsschulen sollen aber nicht vorrangig der Betreuung der Kinder dienen und die elterliche Erwerbstätigkeit sichern, sondern Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit zur besseren und individuellen Förderung und damit zu mehr Chancengerechtigkeit eröffnen. Schulen, die lediglich eine erweiterte Mittag-Betreuung oder Hausausgabenhilfen anbieten, genügen den qualitativen Anforderungen nicht“, unterstreicht der DStGB.

Aus seiner Sicht könnten Ganztagsschulen neue Kooperationsmöglichkeiten durch Einbindung kommunaler Bildungsakteure (z.B. Sport, Musikschulen, Kunstschulen, Bibliotheken) im Lebensraum der jungen Menschen eröffnen. Die Länder sollten den Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz für Grundschulkinder nutzen, gemeinsam mit den Kommunen diese Bildungslandschaften zu gestalten und nachhaltig und umfassend zu finanzieren.

Mit Blick auf die Schulen in der digitalen Welt fordert der DStGB „eine funktionsfähige, nachhaltige technische Infrastruktur inklusive Wartung und Support, ein digitales Schulentwicklungskonzept, den pädagogisch sinnvollen Einsatz digitaler Lehr- und Lernmaterialien sowie eine Lehrkräftequalifizierung zu digitalen Unterrichtskonzepten und Digitalisierungsthemen“. Für den digitalen Unterricht fehle es derzeit nicht nur an Endgeräten, sondern insbesondere an Lernplattformen, passender Lernsoftware, Infrastruktur in den Schulen und Qualifizierung der Lehrkräfte. Die Ankündigung im Koalitionsvertrag, die Ländern und Kommunen dauerhaft bei der Digitalisierung des Bildungswesens zu unterstützen (Digitalpakt 2.0) seien zu begrüßen. Die Umsetzung müsse unbürokratisch erfolgen und könne nur gemeinsam und in enger Abstimmung mit den Kommunen gelingen.

Chancengerechtigkeit

„Schulen sollten jedes Kind individuell fördern und damit zur Chancengerechtigkeit beitragen“, lautet eine weitere Forderung. „Unstreitig ist diese Aufgabe in Schulen in sozialen Brennpunkten schwieriger zu erreichen. Um die Lernerfolge zu erreichen, müssen die sogenannten Brennpunktschulen gezielter durch zusätzliche Finanzmittel gefördert werden.

Schulen sollten diese Mittel derart einsetzen können, dass sie passgenau an ihren Bedarfen orientiert sind, z.B. zur Einstellung von Schulsozialarbeitern, Sprachförderpädagogen, Inklusionsexperten und Schulpsychologen oder für eine intensive Elternarbeit.“ Die Ankündigung eines Starchancen-Programms durch den Bund gehe in die richtige Richtung, befristete Fördertöpfe seien jedoch nicht ausreichend, so der Kommunalverband.

In diesem Zusammenhang sollte die Selbstständigkeit der Schulen ausgebaut werden. Selbstständige Schulen könnten im Rahmen ihres Budgets oder Zusatzbudgets in sozial benachteiligten Quartieren ihr eigenes Profil stärken. Trotz steigender Investitionstätigkeit der Kommunen liege der Investitionsstau im Bereich der Schulen bei 45,6 Mrd. Euro. Neben motivierten und qualifizierten Lehrkräften seien auch moderne funktionstüchtige Schulbauten wichtig für gute Bildungserfolge, unterstreicht der Deutsche Städte- und Gemeindebund.

Nach seiner Überzeugung ist die duale Ausbildung eine Stärke des Wirtschaftsstandortes Deutschland. Zu häufig werde allerdings die Akademisierung in den Vordergrund gestellt und weniger die Karriere-, Beschäftigungs-, und Verdienstmöglichkeiten der beruflichen Bildung. „Berufliche Bildung und akademische Bildung dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden“, mahnt der DStGB.

DK

 

Dieser Artikel hat Ihnen weitergeholfen?
Bedenken Sie nur, welche Informationsfülle ein Abo der Bayerischen GemeindeZeitung Ihnen liefern würde!
Hier geht’s zum Abo!

 

GemeindeZeitung

Kommunalverbände

AppStore

TwitterfacebookinstagramYouTube

Google Play

© Bayerische GemeindeZeitung