Kolumnen & Kommentarezurück

(GZ-4-2016)
Kommentar von Stefan Rößle
 
► Stefan Rößle, Landrat im Landkreis Donau-Ries, KPV-Landesvorsitzender:
 
Gelebte aktive Bürgergesellschaft

Liebe Leserinnen und Leser,

das schreckliche Bahnunglück in Bad Aibling in den Morgenstunden des diesjährigen Faschingsdienstags hat uns alle tief bewegt.

Die CSU hat daraufhin ohne Zögern eine ihrer größten und wichtigsten politischen Kundgebungen, den politischen Aschermittwoch in Passau, zum allerersten Mal abgesagt. Andere Parteien haben sich daran angeschlossen. Dies war richtig so und ein wichtiges Zeichen des Respektes vor den unschuldigen Opfern und deren Angehörigen. Sowohl die Kommunalpolitische Vereinigung, als auch ich persönlich, unterstützen diese Entscheidung.

In den Begründungen sprachen die Parteien u. a. von einem Wir-Gefühl in Bayern, dem damit Rechnung getragen werden soll. Dies stimmt sogar in mehrfacher Weise. Denn dieses gelebte Miteinander im Freistaat wurde nicht nur hinsichtlich des Verzichts auf die Aschermittwochsveranstaltung dokumentiert, sondern hat sich auch bei einem anderen Aspekt im Zusammenhang mit dem tragischen Bahnunglück deutlich gezeigt: Wenige Minuten nach dem Zusammenstoß der Züge waren bereits zahlreiche Rettungskräfte im Einsatz vor Ort und haben unter schwierigsten Bedingungen den Verletzten geholfen. Insgesamt leisteten rund 700 Aktive von Feuerwehr, Polizei, Rotem Kreuz, Wasserwacht, Bergwacht, THW und anderen Organisationen an diesem Unglückstag hervorragende und hochprofessionelle Arbeit. Einige davon mussten wegen der extremen Belastung sogar selbst Betreuung in Anspruch nehmen. Diesen Menschen, die zum großen Teil ehrenamtlich ihren Dienst im Sinne der gesamten Bevölkerung verrichten, gilt unser ganz großer Dank.

Hier lässt sich dann auch leicht ein Bogen zu uns, zur KPV und der Kommunalpolitik spannen. Unsere Rettungsorganisationen in den Landkreisen, Städten, Märkten und Gemeinden gehören seit jeher zu den Paradebeispielen einer gelebten aktiven Bürgergesellschaft. Tausende Stunden an Freizeit werden von den Mitgliedern Jahr für Jahr zum Zwecke der Ausbildungen und Übungen sowie für Prüfungen und Instandhaltungen der Gerätschaften aufgebracht - mit dem Ziel, „im Falle des Falles“ für andere da zu sein.

Als kommunale Mandatsträger unterstützen wir dieses Engagement ideell und vor allem auch finanziell. In Bayern gibt es kaum einen kommunalen Haushalt, der ohne eine Investition für den Bereich Sicherheit mit neuen Gerätschaften für die entsprechenden Organisationen bis hin zu Personalleistungen verabschiedet wird. Dass jeder Euro, jede Unterstützungsleistung und jede Arbeitsstunde und jede Wertschätzung hier gut angelegt sind, wurde uns wieder einmal mehr am Faschingsdienstag eindrucksvoll vor Augen geführt.

Apropos Euro: Als KPV setzen wir uns übrigens seit Jahren erfolgreich dafür ein, dass auch der Freistaat Bayern - neben der Aufrechterhaltung seiner leistungsfähigen Polizei - seine Zuwendungen für die ehrenamtlichen Rettungskräfte weiterhin beibehält bzw. ausbaut.

Völliges Unverständnis herrscht bei der KPV hinsichtlich des Umstandes, dass in den vergangenen Wochen vermehrt Helfer bei ihren Rettungseinsätzen gezielt behindert bzw. beleidigt oder sogar angegriffen wurden. Diese abartigen gesellschaftlichen Auswüchse müssen wir schon im Keim ersticken.

Summa summarum lässt sich festhalten: Natürlich hoffen wir alle, dass sich solche Unglücke wie die Bahnkollision in Bad Aibling nicht wiederholen. Doch sollte dennoch ein derartiges Ereignis erneut passieren, kann die kommunale Familie und die gesamte Bevölkerung sich darauf verlassen, dass es Menschen gibt, die schnell und kompetent Hilfe leisten.

Dafür lohnt es sich auch für uns als KPV mit ganzer Kraft zu arbeiten.

Ihr Stefan Rößle, Landrat im Landkreis Donau-Ries, KPV-Landesvorsitzender

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