Kolumnen & Kommentarezurück

(GZ-3-2019)
gz kommentator georg huber
 

► Georg Huber Landrat des Landkreises Mühldorf am Inn:

 

Mühldorfer Geschichtstage im Zeichen der Wasserkraft

Liebe Leserinnen und Leser,

„Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Gegenwart nicht verstehen und die Zukunft nicht gestalten.“ Helmut Kohl beschrieb auf diese Weise eindrucksvoll die Bedeutung der Geschichtsarbeit. Der Landkreis Mühldorf a. Inn setzt sich im Rahmen von Geschichtstagen, die alle zwei/drei Jahre stattfinden, intensiv mit den eigenen, historischen Wurzeln auseinander. Dabei geht es nicht nur um das Verstehen von Vergangenheit und die Gestaltung der Zukunft. Die Geschichtstage zeigen außerdem, dass Geschichtsforschung Spaß macht und die Menschen der Gegenwart untereinander und mit der Vergangenheit verbindet.

„Energie schläft nie“ war das Motto der Geschichtstage 2018. In fast 50 Projekten luden mehr als 120 Akteure die Besucherinnen und Besucher zwei Wochen lang dazu ein, sich mit unterschiedlichen Facetten von Energie in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu befassen.

Die Themen gruppierten sich um die Blöcke „Energie aus Wasserkraft“, „fossile Energie“, „regenerative Energie“, dazu „Energieversorgung und Energienutzung“ und schließlich „spirituelle Energie“.

Die Veranstaltungen fanden an 29 Orten im gesamten Landkreis statt. Am Ende haben mehr als 7.500 Besucher, auch aus benachbarten Landkreisen, die Geschichtstage 2018 besucht – ein großer Erfolg, für den Landkreis und die Region.

Die Akteure organisierten Ausstellungen, Vorträge und Diskussionen, unter anderem mit meditativen Momenten oder mit Theater-, Musik- und Kunstvergnügen angereichert. Bei den „Programmen vor Ort“ öffneten einige Betriebe ihre sonst oft verschlossenen Türen. Exkursionen wurden durchgeführt – zu Fuß, per Rad oder per Bus – und Experten boten Führungen an. Zeitzeugen berichteten über ihre mannigfaltigen und wertvollen Erfahrungen. Filmprojekte und Bücher entstanden und werden nach wie vor geschaut und gelesen.

Die Mühldorfer Professorin Waltraud Schreiber war die Koordinatorin der Geschichtstage – und vor gut 10 Jahren auch deren Erfinderin. Ihr Anliegen, Verbindungen zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft auf eine Weise herzustellen, die Einheimischen und Neubürgern Identität und Orientierung gibt, griffen die Akteure mit hoher Kompetenz und großer Leidenschaft auf. Deshalb verfolgten die Geschichtstage nicht nur das Ziel zu zeigen, wie findig Menschen zu jeder Zeit dabei waren, sich mit Energie zu versorgen. Es ging immer auch darum, dass Energie und Leben eng verbunden sind und dass sich daraus Verantwortung ergibt. Heute und morgen ebenso wie in der Vergangenheit.

Wie vielfältig die Angebote waren, zeigt das Beispiel Wasserenergie: Exkursionen führten nicht nur an Orte, an denen schon seit dem Mittelalter verschiedene Mühlen, Getreide- und Sägemühlen, aber auch Steinmühlen, Ölmühlen oder Papiermühlen standen. U.a. konnten Denkmäler der frühen Industrialisierung besichtigt werden, in denen durch Transmission über Riemen mehrere Maschinen über ein Wasserrad betrieben wurden. Die Nutzung der Wasserkraft für den Antrieb von Turbinen und die Stromerzeugung mittels eines Generators ist der nächste Schritt der Entwicklung.

Besucht wurden Kleinkraftwerke an einem nur 10 km langen Bach ebenso wie das nun schon fast 100 Jahre arbeitende Großkraftwerk in Töging. Durch Ausstellungen, Theaterszenen und Zeitzeugenberichte wurden Zeiten lebendig, in denen „das Elektrische“ noch keine Selbstverständlichkeit war.

Die Besucher konnten sich aber auch davon überzeugen – und so landen wir wieder in der Gegenwart – dass die dezentrale Stromerzeugung ein Mosaiksteinchen bei der aktuellen Energiewende sein kann. Die Geschichtstage 2018 waren ein besonderer und hervorragender Ausdruck einer landkreisweiten Kooperation und des Zusammenhaltes! Sie zeigten, wie direkt und nahbar Geschichte sein kann, wie Geschichte Jung und Alt zusammenbringt und einer Region Impulse geben kann – auch für ihr Nachdenken über das Morgen.

Ihr Georg Huber Landrat des Landkreises Mühldorf am Inn

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