Kolumnen & Kommentarezurück

(GZ-8-2017)
Kommentar von Stefan Rößle
 
► Stefan Rößle, Landrat im Landkreis Donau-Ries, KPV-Landesvorsitzender:
 
Förderung für Hallen- und Freibäder notwendig

Liebe Leserinnen und Leser,

kalendarisch hat der Frühling längst begonnen und auch die ersten warmen Tage konnten wir alle genießen. In vielen Kommunen werden derzeit die Freibäder liebevoll herausgeputzt und startklar für die Sommersaison gemacht.

Vorfreude kommt auf und die üblichen Bilder gehen einem durch den Kopf: Die Sonne strahlt vom Himmel, lange Schlangen an den Kassen und am Kiosk, Pommesduft liegt in der Luft, die Eltern sonnen sich auf ihren Handtüchern, die Kinder paddeln vergnügt im Wasser und der Bademeister weist die üblichen pubertierenden Rabauken in ihre Schranken. So kennen wir es seit Jahrzehnten. Doch leider muss ich die heile Freibad-Welt etwas ins rechte Licht rücken.

Obwohl unsere Schwimmbäder an Sonnentagen in der Regel gut besucht und weitreichend beliebt sind, ist mit ihnen kein Geld zu verdienen. Das gleiche gilt für die konventionellen Hallenbäder. Die Eintrittspreise sollen familienfreundlich niedrig sein, die Kosten für Energie, Instandhaltung und Personal sind aber hoch – zu hoch, als dass die Bäder von einem Privatunternehmer wirtschaftlich betrieben werden könnten. Bei Freibädern lässt sich sogar nur knapp vier Wochen lang pro Jahr so richtig Umsatz machen.

Hoher Sanierungsbedarf

Deshalb sind die meisten Bäder kommunal und viele Städte und Gemeinden stehen immer wieder vor der Frage, ob sich das Defizit aus Hallenbad, Freibad oder beiden noch im nächsten Haushalt darstellen und rechtskonform unterbringen lässt. Hinzu kommt noch, dass viele dieser Einrichtungen von der Bausubstanz her aus den 60er und 70er Jahren stammen und dringendst sanierungsbedürftig sind.

Aus diesen Gründen musste in den letzten Jahren so manches Hallen- oder Freibad von den Kommunen aufgegeben werden, weil die jeweiligen Pflichtaufgaben verständlicherweise nun einmal zuerst finanziell bedient werden müssen.

Dabei sind öffentliche Hallen- und Freibäder aus vielfacher Hinsicht ein Stück Lebensqualität für unsere heimische Bevölkerung. Denn ähnlich wie ein Museum oder eine Parkanlage gehören sie als essentieller Bestandteil zu unserer Erholungs- und Freizeitkultur.

Immer mehr Nichtschwimmer

Zudem bilden sie die Grundlage für den Schwimmunterricht an unseren Schulen. Eine Studie hat aufgezeigt, dass jedes zweite Kind in Deutschland, welches die Grundschule verlässt, nicht oder nicht richtig schwimmen kann. Woran liegt es? Die einen Grundschulen haben überhaupt keinen Zugang mehr zu einem Schwimmbad. Bei anderen rentiert es sich nicht wegen der weiten Anfahrten, weil dann teilweise letztlich nur rund 30 Minuten von einer Doppelstunde Schwimmunterricht zum Schwimmen genutzt werden können.

Aber es geht ja nicht nur um das Schulschwimmen. Denn ein Hallen- oder Freibad bietet weitaus mehr für die dort ansässige Bevölkerung.

Der hohe Freizeitwert für Kinder und Familien ist unbestritten. Hinzu kommt, dass Schwimmen die Gesundheit fördert und erhält, auch für die älteren Menschen, die sich vielleicht so den einen oder anderen Arztbesuch sparen können – ihrer jeweiligen Krankenkasse übrigens auch.

Darüber hinaus wollen wir ja alle gleichwertige Lebensbedingungen in Stadt und Land, wollen dem demografischen Wandel entgegentreten und einen anziehenden ländlichen Raum. Möchte eine Region attraktiv sein, gehört ein Hallenbad bzw. ein Freibad einfach dazu – auch aus sozialen Gründen. Über 50 km Anfahrt in ein teures Spaßbad in einer Großstadt kann sich wirklich nicht jeder leisten, schon gar nicht, wenn es um die tägliche Fitness oder den Familienausflug mit Kind und Kegel geht.

Deshalb muss uns allen mit Nachdruck daran gelegen sein, dass wir im Freistaat Bayern derartige öffentliche Bäder flächendeckend vorhalten können. Gerade die vielerorts akut anstehenden Sanierungsmaßnahmen stellen ein großes Problem dar und können von den betroffenen Kommunen nicht geschultert werden. Es gilt aber auch, vorhandene Versorgungslücken in den entsprechenden Regionen durch Neubauten zu schließen.

Bei Entscheidungsträgern „angeklopft“

Als Kommunalpolitische Vereinigung (KPV) haben wir dieses – gleich aus mehrfacher Sicht – wichtige Thema auf die Tagesordnung gebracht. Wenngleich wir wissen, dass ein umfassendes Förderprogramm für neue und bestehende Hallen- und Freibäder noch große Überzeugungsarbeit braucht, haben wir bereits bei den ersten wichtigen politischen Entscheidungsträgern auf Landesebene „angeklopft“. Ja, unsere Argumente wurden gehört und es war sogar eine spontane Aufgeschlossenheit spürbar. Ein guter Anfang. Auch mit den kommunalen Spitzenverbänden in Bayern wollen wir dazu bald in den Dialog treten. 

Denn wir sind als KPV fest davon überzeugt, dass die Hallenbäder und Freibäder ohne Frage zu unserem bayerischen Lebensumfeld gehören und für alle Menschen erreichbar, nutzbar und bezahlbar sein sollten.
 

Veranstaltungshinweis: Workshop "Energieeffizienz in Schwimmbädern"

Ihr Stefan Rößle, Landrat im Landkreis Donau-Ries, KPV-Landesvorsitzender

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