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(GZ-8-2018)
Neues von Sabrina
 

Digitalisierung ist der Schlüssel zu Wohlstand

Gestern hat mein Chef gesagt...

„Über dem Thema Digitalisierung schwebt in den Medien, vornehmlich in dem, was sich Satire nennt, immer noch so ein Hauch von Neuland. Mit Witzchen allein werden wir aber die Zukunft nicht gewinnen.“ Mein Chef, der Bürgermeister, ist normalerweise ein großer Fan von heute-show, extra 3 und Co. Aber die dauernden Witzeleien über die Digitalisierungspolitik gehen ihm gewaltig auf die Senkel.

Gut, Kurt Tucholsky hat uns den Imperativ hinterlassen „Was darf die Satire? Alles!“ und keiner bestreitet den Comedians das Recht, Alles und Jeden durch den Kakao zu ziehen. Aber es muss doch langsam ermüden, allein durch die Erwähnung des Begriffs „Flugtaxi“ Schenkelklopfer erzeugen zu wollen. Dabei hat unsere Digitalisierungs-Staatsministerin nur den Finger in eine deutsche Wunde gelegt, nämlich die Netzabdeckung, die – sowohl in den Städten wie noch mehr im ländlichen Raum – so schwach ist, dass sich autonomes Fortbewegen hierzulande auch bei größten Fortschritten in den übrigen Technikbereichen als schwer realisierbar erweisen dürfte.

Und weil‘s so schön war, ist jetzt der Bundesverkehrsminister dran, weil er Nägel mit Köpfen machen und das Funklochnetz der Republik endlich vollständig kartieren will. Zu diesem Zweck will er uns Bürger um Mithilfe bitten und eine App anbieten, mit der aufgezeichnet wird, in welcher Gegend die Netzabdeckung besonders schwach oder erst gar nicht vorhanden ist. Wieder ein Grund, Witze zu machen? Für manche schon. Wobei ich den Gag, es wäre leichter, eine Karte der Gegenden zu erstellen, in denen das Netz OK ist, noch einigermäßen originell finde.

Aber was ist so abwegig an dem Gedanken, eine App zu programmieren? Leute, so macht man das heutzutage. Es mag dem preußischen Ordnungssinn möglicherweise eher entgegenkommen, ein schriftliches Protokoll zu erstellen – A 8 von Kilometer x bis Kilometer y kein Netz, von Kilometer y bis Kilometer z nur ein Strich – aber der Zauber dessen, was man Digitalisierung nennt, besteht unter anderem darin, solche Blödelesarbeiten Maschinen machen zu lassen.

Jetzt mag man sich fragen, woher kommt es, dass gerade diese beiden Politiker so im Comedy-Fokus stehen. OK, sie sind Bayern und gerade die Satiresendungen von ZDF und ARD nördlich des Mains gefallen sich gerne darin, die Ursache für den wirtschaftlichen, finanziellen, bildungspolitischen, sportlichen Erfolg des Freistaates in der rigorosen Rückständigkeit und Beschränktheit seiner Bewohner zu sehen (dröhnender Applaus im norddeutsch-rheinischen Publikum).

Ich glaube aber eher, dass die Herausforderung und Chancen der Digitalisierung von vielen Intellektuellen und bezahlten Denkern einfach noch nicht verstanden wurden. Wir brauchen flächendeckendes WLAN und Mobilfunk nicht, weil man auf einem Einödhof in Ostwestfalen „World of Warcraft“ spielen oder „Die Anstalt“ aus der ZDF-Mediathek herunterladen will.
Digitalisierung ist der Schlüssel zu künftigem Wohlstand.

Eine kluge Analyse zum derzeitigen Handelskonflikt zwischen China und den USA kam zu dem Schluss, dass das Gekabbel um das, was man früher Montanindustrie genannt hätte, nicht das eigentliche Thema sei. In Zukunft zählen Daten, Künstliche Intelligenz und die Fähigkeit, beides zu verknüpfen. Weder Chi-nas Bevölkerungszahl, noch die Fähigkeit, kreativ und billig zu imitieren, wird entscheidend sein, sondern die originäre, schaffende Kreativität der Amerikaner. Welche Chance also auch für uns Europäer, in Zukunft wieder mehr mitzureden bei der Entwicklung der Welt.

Mein Chef, der Bürgermeister, stimmt mir da zu: Heute müssen wir die Weichen stellen, damit wir für den Rest des Jahrhunderts eine relevante Größe der Weltwirtschaft bleiben. Bayern hat ja jetzt einen Digitalisierungsminister, der für das Thema brennt. Das macht Hoffnung. Und gibt Gelassenheit, die ewigen Witzle zu erdulden. Frei nach Søren Kirkegaard: „In unserer Zeit wird viel von Ironie und Humor geredet, besonders von Leuten, die nie vermocht haben, sie praktisch auszuüben.“

Ihre Sabrina

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