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(GZ-17-2022)
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Keine Sorge, Rettung naht

„Na, sind Sie gut in den September gekommen? Für die meisten beginnt ja jetzt wieder ein Stück Normalität. Statt 9-Euro-Ticket wieder der übliche Betrag für das Monatsabo für Bus und Bahn, sofern der örtliche Verkehrsbetrieb nicht kostenbedingt einen draufgeschlagen hat. Auf dem Lohnzettel ein Energiezuschuss, der aber durch den Steuerabzug ebenso schnell schrumpft wie die Kaufkraft eines 50-Euro-Scheins im Supermarkt. Nur eines ist neu, nämlich die Spritpreise: Für Benzin und Diesel müssen die Leute jetzt erheblich mehr zahlen, als vor der Kraftstoffpreisbremse.

Aber keine Sorge, Rettung naht. Es kommt ein drittes Entlastungspaket, wahlweise zum Ausgleich gestiegener Energiekosten, wahlweise zur Kompensation der überbordenden Inflation. Wuchtig soll es sein, der Bund will sich mit den Bürgerinnen und Bürgern „unterhaken“ und weil es so schön ist, soll Deutschland dazu optimistisch singen „You’ll never walk alone“. Klar, optimistische deutsche Liedzitate gibt es nicht. Ob die Hymne englischer Fußballhooligans sich als staatstragender Schlachtruf eignet, muss jeder für sich entscheiden. Funfact am Rande: Das Lied stammt ursprünglich aus dem mäßig erfolgreichen Broadway-Musical „Carousel“ und dient dort dazu, eine Schwangere zu trösten, deren Mann gestorben ist. So schlimm steht es ja noch nicht um Deutschland.

Obwohl ich mir vorstellen könnte, dass so mancher, der jetzt mit offenem Mund vor der Riesensumme steht, um die die Deutschen (m/w/d) entlastet werden sollen, beim zweiten Hinschauen etwas nachdenklich wird. Es scheint ja so zu sein, dass, wie bei jedem zweiten Paket eines Onlineversenders, zwischen die Ware unheimliche Mengen an Luftpolsterfolie gestopft worden ist. Beispiele? Die Korrekturen bei der kalten Progression waren ja schon lange angekündigt. Und das verbesserte Kindergeld dürfte trefflich mit der ohnehin von Verfassungs wegen notwendigen Erhöhung des Kinderfreibetrages harmonieren – jedenfalls wurde die Kindergelderhöhung schon im Juli von der Bundesfamilienministerin angekündigt. War übrigens in einer Reihe gedruckter Zeitungen zu lesen, deren Lektüre immer wieder nur empfohlen werden kann – als Gedächtnisstütze.

Dazu kommt eine Strompreisbremse, von der keiner weiß, wie sie funktionieren soll, „Zufallsgewinne“, die erst mal definiert werden müssen und ein Nahverkehrsticket, von dem keiner weiß, was es kosten darf. Konkret ist nur greifbar, dass Rentnerinnen und Rentner auch 300 Euro zusätzlich bekommen sollen und Studentinnen und Studenten 200 Euro. Warum die Jungen weniger bekommen als die Alten, ist mir nicht ganz klar. Wohl weil sie im Wintersemester die Uni als Wärmestube nutzen können.

Gut, als Kater wird man auch gerne mal hinter die Fichte geführt. Stichwort Mogelpackung, wenn im Luxus-Katzenmenü aus der Dose doch wieder nur Seperatorenfleisch und Fischabfälle stecken. Dennoch bin ich froh, dass ich als Haustier weder Inflation noch Energieknappheit fürchten muss. Das Verantwortungsgefühl des Bürgermeisters Sabrina gegenüber wird mir meine Mahlzeiten sichern und der Kachelofen, hinter dem ich gerne sitze wird mit nachwachsenden Rohstoffen aus den Wäldern der Region betrieben. Da hat Putin keine Chance.

So kann ich unbeschwert von Zukunfts- und Existenzsorgen den September genießen, diesen oftmals unterschätzten Monat, den niemand poetischer als Eduard Mörike besungen hat:

„Im Nebel ruhet noch die Welt, 
Noch träumen Wald und Wiesen: 
Bald siehst Du, wenn der Schleier fällt, 
Den blauen Himmel unverstellt, 
Herbstkräftig die gedämpfte Welt
In warmem Golde fließen.“

Ihr Pino

Pino

 

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