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(GZ-6-2021)
Katrin Albsteiger, Oberbürgermeisterin der Stadt Neu-Ulm. Foto: Matthias Schmiedel
 

Katrin Albsteiger

Oberbürgermeisterin der Stadt Neu-Ulm

Welche Kommune und wie viele Einwohner vertreten Sie?

Stadt Neu-Ulm mit rund 62.000 Einwohnern.

 

Wann haben Sie Ihr Amt angetreten?

1. Mai 2020.

 

Was war Ihr persönlicher Anreiz in die Kommunalpolitik zu gehen?

Aktiv geplant hatte ich das eigentlich nie. Ich war zu meiner Schulzeit Schülersprecherin. Mir war es immer schon wichtig, mich für andere einzusetzen und deren Anliegen zu vertreten. Und wo geht das besser als kommunal vor Ort.

Als Gemeinderätin in der Nachbargemeinde Elchingen und später als Stadträtin in Neu-Ulm habe ich erste Erfahrungen gesammelt und mich in die Kommunalpolitik vollends verliebt.

 

Wie haben Sie sich vorbereitet?

Das war mehr oder weniger learning by doing. Meine ersten politischen Schritte machte ich in jungen Jahren in der Jungen Union, später dann als Gemeinde- Kreis- und Stadträtin. Auch meine Zeit als Abgeordnete im Deutschen Bundestag hat mich geprägt und mir sicherlich auch das richtige und nötige Rüstzeug für meine Arbeit als Oberbürgermeisterin mitgegeben.

 

Wo lagen bei Ihrem Amtsantritt die Herausforderungen?

Da geht es mir sicherlich nicht anders, als allen anderen Kolleginnen und Kollegen, die im Frühjahr 2020 ins Amt gewählt wurden.

Die Corona-Pandemie mit ihren Auswirkungen in sämtliche Lebensbereiche war und ist die größte Herausforderung. Das öffentliche Leben findet quasi nicht mehr statt, Bürgerkontakte sind für mich als Oberbürgermeisterin nur telefonisch oder digital möglich, es gibt für die Bürgerinnen und Bürger kaum Geselligkeit auf Festen und Feiern, viele Betriebe und Unternehmen haben Existenzsorgen und die städtischen Finanzen sind durch rückläufige Gewerbesteuereinnahmen eingebrochen.

Die größte Herausforderung ist nun, die Stadt bestmöglich durch und aus dieser Pandemie zu führen und das Leben zurück in die Stadt zu bringen, sobald dies wieder erlaubt ist.

Eine gute Seite hat die Pandemie jedoch auch für mich: Wir haben innerhalb kürzester Zeit enorme Fortschritte im Bereich der Digitalisierung gemacht und Prozesse etabliert, an die wir vor einem Jahr noch nicht gedacht hatten.

 

Welche Themen beschäftigen Sie momentan?

Die Entwicklung des zentralen Heiner-Metzger-Platzes mitten in der Neu-Ulmer Innenstadt. Hier soll ein neues urbanes Zentrum entstehen, in dem Wohnen und Arbeiten möglich ist und auch die Stadtbücherei und der Generationentreff ihr neues Domizil finden.

Darüber hinaus hat die Stadt Neu-Ulm Ende vergangenen Jahres eine umfangreiche Öffentlichkeitsbeteiligung zur Erstellung eines Integrierten Stadtentwicklungskonzepts umgesetzt. Gut 1.000 Rückmeldungen und Vorschläge von Bürgerinnen und Bürgern gingen hierzu ein. Die Bewertung und Ausarbeitung wird uns noch das erste Halbjahr 2021 beschäftigen. Zudem planen wir gerade den Neubau einer Grundschule im Stadtteil Burlafingen und eine ganze Reihe neuer Kindertagesstätten.

 

Womit werden Sie sich noch auseinandersetzen müssen/wollen?

Mir persönlich und auch dem Stadtrat sind vor allem die Schaffung von Wohnraum, der Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen und die Stärkung der hiesigen Wirtschaft wichtig.

Darüber hinaus arbeitet die Stadt Neu-Ulm gemeinsam mit der Stadt Ulm und dem Landkreis an einem gemeinsamen Nahverkehrsplan zur Verbesserung der verkehrlichen Strukturen in beiden Städten und der Region. Gemeinsam mit dem Landkreis Neu-Ulm planen wir auch ein digitales Bürgerzentrum.

Schlussendlich ist die Frage des Umwelt- und Klimaschutzes quasi ein Dauerbrenner in unserer Stadt, dem ich mich ganz besonders widmen möchte.

 

Haben Sie einen wichtigen Ratschlag für junge Kolleginnen und Kollegen?

Ich zähle mich selbst mit 37 Jahren durchaus noch zu den jungen Kollegen.

Unabhängig davon möchte ich ganz grundsätzlich dazu ermuntern, sich für die Gemeinschaft und das eigene Umfeld einzubringen. Dies muss nicht immer politisch in Form eines Mandats in einem Gemeinde- oder Stadtrat sein. Das ist auf vielfältige Weise auch im ehrenamtlichen Bereich, in Vereinen oder Organisationen möglich.

Engagement – egal ob nun politisch oder sozial – zahlt sich immer aus. Es erweitert den eigenen Horizont und bringt eine Gemeinschaft weiter.

 

Wie beziehen Sie Kolleginnen und Kollegen/Bürgerinnen und Bürger/Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Ihre Arbeit und in Ihre Entscheidungsfindung ein?

Mir ist ein regelmäßiger Austausch genauso wichtig, wie Transparenz – sowohl verwaltungsintern, als auch im Austausch mit Bürgerinnen und Bürgern und dem Stadtrat.

Im Arbeitsalltag funktioniert das gut über regelmäßige Jour fix-Termine und Besprechungen. Auch wenn Arbeitskreisen im Allgemeinen ein etwas negativer Touch anhaftet:

Ich mag Arbeitskreise, denn hier wird auf Augenhöhe und kreativ gearbeitet. Die Bürgerinnen und Bürger versuchen wir auf möglichst vielfältige Art und Weise abzuholen und hierdurch auch deren Meinung abzufragen. Sei es nun ganz traditionell bei Informationsveranstaltungen, Beteiligungsverfahren oder Bürgersprechstunden oder aber auch über die unterschiedlichsten Kommunikationskanäle wie Facebook, WhatsApp, Instagram, per Mail oder Videocall.

Am allerliebsten ist mir aber immer noch der direkte Austausch, das persönliche Treffen. Im direkten Gespräch erfährt man immer noch am besten, wo der Schuh drückt.

 

Wieviel Einfluss wird die Digitalisierung auf die künftige Kommunalpolitik haben?

Die Digitalisierung durchdringt schon heute nahezu jeden Bereich des Alltags.

Die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie gut wir in diesem Bereich bereits aufgestellt sind und wo es noch Nachholbedarf gibt.

Die Digitalisierung macht glücklicherweise auch vor der Kommunalpolitik nicht halt. Hier wird sich in den kommenden Jahren sicherlich noch Einiges bewegen.

 

Gibt es ein Lebensmotto, das Sie begleitet?

Ein Glas ist immer halb voll und niemals halb leer. Ich bin eine gnadenlose Optimistin!

 

Wie wollen Sie in Erinnerung bleiben?

Wenn später einmal über mich gesagt werden würde:

„Die Frau Albsteiger, die war gschaffig, hatte immer ein offenes Ohr und hat sich um die Probleme und Anliegen der Menschen gekümmert“, dann würde mich das freuen.

 

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