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(GZ-24-2021)
Gudrun Donaubauer, 1. Bürgermeisterin der Stadt Hauzenberg, Mitglied des Kreistages im Lkr. Passau, Fraktionssprecherin der Überparteilichen Wählergemeinschaft, Mitglied des Vorstands des Kreisverbandes des Bayerischen Gemeindetags, Ordentliches Mitglied der Akademie Ländlicher Raum Bayern
 

Gudrun Donaubauer

1. Bürgermeisterin der Stadt Hauzenberg, Mitglied des Kreistages im Lkr. Passau, Fraktionssprecherin der Überparteilichen Wählergemeinschaft, Mitglied des Vorstands des Kreisverbandes des Bayerischen Gemeindetags, Ordentliches Mitglied der Akademie Ländlicher Raum Bayern

Welche Kommune und wie viele Einwohner vertreten Sie?

Stadt Hauzenberg, ca. 12.000 Einwohner.

 

Wann haben Sie Ihr Amt angetreten?

Am 1.7.2012.

 

Was war Ihr persönlicher Anreiz in die Kommunalpolitik zu gehen?

Mein ganzes berufliches Leben arbeite ich mit und für Kommunen und Landkreise, früher als Beraterin. Als Bürgermeisterin kann ich viel von dem gestalten und anstoßen, was ich früher den Gemeinden „nur“ empfohlen habe. Was gibt es Reizvolleres, als diese Erfahrungen und vor allem auch die damit verbundenen Netzwerke an vorderster Stelle in der Heimatgemeinde einzubringen und die Entwicklung damit voranzutreiben? Tatsächlich kam aber die Anfrage, ob ich kandidieren möchte sehr überraschend. Ein politisches Amt war bis dahin nicht Teil meiner Lebensplanung.

 

Wie haben Sie sich vorbereitet?

Ich bin Dipl.Geografin und habe schon im Studium den Schwerpunkt auf Ländliche Entwicklung und Stadt-/Landesplanung gelegt. Auch beruflich war das mein Aufgabenfeld. So war ich in vielen Themen „eingearbeitet“. Auch die Moderation von Prozessen, Projektmanagement und die Leitung von Projektteams waren schon immer Teil meines Tagesgeschäftes. Ich kann mich sehr auf die Loyalität und Unterstützung der Mitarbeitenden verlassen, ohne die das Bürgermeister*innenamt nicht zu schaffen ist. Dennoch gab und gibt es viel Neues! Das reizt mich jeden Tag auf´s Neue – manchmal auch bis auf´s Blut!

 

Wo lagen bei Ihrem Amtsantritt die Herausforderungen?

Die Stadt Hauzenberg steckte in einer Krise wegen einer großen Kassenaffäre, es ging um die Unterschlagung von mehr als 2 Millionen durch den ehemaligen Kassenleiter. Das führte letztendlich auch zu den Neuwahlen und prägte den Neuanfang. Die Verwaltung war durch diese Ermittlungen sehr verunsichert und betroffen, die politische Diskussion sehr kontrovers – ein wirklich fordernder Start. Daneben standen große Maßnahmen wie zwei alte Kläranlagen, ein Investitionsstau in mehreren Bereichen und auch business as usual an.

 

Welche Themen beschäftigen Sie momentan?

Natürlich sind auch bei uns die Rahmenbedingungen geprägt von den Beschränkungen und Auswirkungen der Pandemie. Ich beobachte mit Sorge ein Auseinanderdriften der Gesellschaft, das einher geht mit einem Werteverlust insbesondere im Umgang miteinander und in den sozialen Medien. Als Stadt bringen wir dennoch große Projekte voran z.B. bei der Sanierung unserer Schulen und Kindergärten, bei großen Investitionen in die Infrastruktur wie Breitband, Straßenunterhalt, Dorferneuerung, Stadtentwicklung, und vieles mehr! Mir ist es ein großes Anliegen, dass die Nachhaltigkeit bei unseren Entscheidungen ein wichtiger Aspekt ist – bei der Verwendung von Materialien, im Umgang mit der Natur und der verfügbaren Fläche, bei der Aktivierung von Leerständen usw.

 

Womit werden Sie sich noch auseinandersetzen müssen/wollen?

Aktuell beschäftigt uns die Standortdiskussion über eine steigende Anzahl an Anträgen für PV-Freilandanlagen und eine z.T. sehr emotional geführte Debatte über Windkraftanlagen.

Die demografische Entwicklung gerade in unserer Region stellt immer mehr einen Engpass für unsere wirtschaftliche Entwicklung dar. Deshalb setzen wir viel darauf, dass wir ein gutes Umfeld für alle Generationen bieten, wie Bildung, Betreuung aber auch einen hohen Freizeitwert. Wir bieten mit einer jährlichen Ausbildungsmesse eine wichtige Plattform für die Vernetzung von Schulen und Betrieben, ein digitaler Lernort der Hochschule Landshut bietet sogar die Möglichkeit, in Hauzenberg berufsbegleitend zu studieren. Ein weiterer Schwerpunkt wird sein, wie wir Ortschaften, Landschaft und Infrastruktur widerstandsfähig gegen zunehmende Wetterereignisse machen.

 

Haben Sie einen wichtigen Ratschlag für junge Kolleginnen und Kollegen?

Als parteilose Bürgermeisterin ist es mir besonders wichtig, dass immer nur die Sache im Mittelpunkt steht. Wer mitarbeiten will, ist herzlich willkommen. Auch unterschiedliche Meinungen über Ziel und Mittel bringen Projekte voran. Geduld zu haben, hilft! Ich lasse mich immer wieder coachen, das tut mir wirklich gut. Ich treffe mich gerne mit Amtskolleginnen – und auch -kollegen – zum Austausch. Nicht nur am Rande von Sitzungen und Versammlungen, sondern explizit zum Gespräch miteinander. Soviel Zeit muss sein.

 

Wie beziehen Sie Kolleginnen und Kollegen/Bürgerinnen und Bürger/Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Ihre Arbeit und in Ihre Entscheidungsfindung ein?

Ich bin seit 2012 1. Vorsitzende einer interkommunalen Kooperation (ILE Abteiland) von 11 Gemeinden, ich engagiere mich im Kreisverband des Bayerischen Gemeindetages. Regelmäßig gibt es Jour fixe mit den Sachgebietsleiter*innen und Mitarbeitermeetings, auch die Sprecher*innen der Stadtratsfraktionen lade ich regelmäßig zur Diskussion über anstehende Themen und Entscheidungen ein. Bürger*innen haben zu Beginn der Stadtratssitzungen die Möglichkeit, sich mit einem Anliegen zu Wort zumelden – und natürlich bin ich im Rathaus und „auf der Straße“ für persönliche Gespräche anzutreffen. Zu verschiedenen Themen bilden wir auch immer wieder Arbeitsgruppen.

 

Wieviel Einfluss wird die Digitalisierung auf die künftige Kommunalpolitik haben?

Bei uns hat sie bereits sehr viel Einfluss! Seit 2020 erfolgt der Sitzungsdienst weitgehend auf digitalem Weg. Als Anreiz haben die Stadtratsmitglieder einen Bonus von einmalig 700 EUR zur Beschaffung eines Tablets erhalten, wenn sie die Unterlagen auf digitalem Weg beziehen. Als eine der ersten Kommunen in Bayern haben wir hybride Sitzungen des Stadtrates und der Ausschüsse, d.h. alle Mitglieder haben die Wahl, entweder in Präsenz oder online an den Sitzungen teilzunehmen. Über das virtuelle Bürgerbüro haben Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit, Videokonferenztermine bei mir, im Bürgerbüro oder im Bauamt zu buchen und durchzuführen. Die Buchung geht ganz einfach über unsere Homepage.

 

Gibt es ein Lebensmotto, das Sie begleitet?

Ich habe mir in den letzten Jahren immer wieder ein Coaching gegönnt. Ein zentraler Merksatz hilft mir immer: „Bleibe bei dir, bleibe gerade, komme nicht in die Verteidigung!“

 

Wie wollen Sie in Erinnerung bleiben?

Ich will mir nichts alleine auf die Fahnen schreiben. Kommunalentwicklung gelingt nur gemeinsam. Ich werde auf jeden Fall die erste Frau in dieser Position in Hauzenberg und im gesamten Landkreis gewesen sein. Ansonsten würde es mich freuen, wenn das Resümee lauten würde: „Gut, dass wir sie gewählt haben!“

 

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