(GZ-4-2022) |
Franz Löffler |
Landrat im Landkreis Cham, Bezirkstagspräsident Oberpfalz und Präsident des Bayerischen Bezirketags Welche Kommune und wie viele Einwohner vertreten Sie? Da ich mehrere Ämter ausübe, muss man das differenziert betrachten. Als Landrat von Cham vertrete ich rund 130.000 Bürgerinnen und Bürger. Als Bezirkstagspräsident der Oberpfalz bin ich für rund 1,1 Millionen Menschen zuständig. Und als Präsident des Bayerischen Bezirketag vertrete ich zwar in erster Linie die Interessen der bayerischen Bezirke, bin dadurch aber indirekt für alle Einwohnerinnen und Einwohner Bayerns tätig – zumindest, was den Wirkungskreis der Bezirke betrifft.
Wann haben Sie Ihr Amt angetreten und sind Sie hauptamtlich oder ehrenamtlich tätig? Seit 2008 bin ich Bezirkstagspräsident der Oberpfalz und seit 2018 Präsident des Bayerischen Bezirketags. In diesen beiden Funktionen bin ich ehrenamtlich tätig. Zum Landrat wurde ich erstmals 2010 gewählt. Dieses Amt übe ich im Hauptamt aus.
Welchem Beruf sind Sie vor Amtsantritt nachgegangen bzw. üben Sie diesen nach wie vor aus? Ich habe eine Ausbildung zum Verwaltungsfachwirt gemacht und war, bevor ich hauptamtlich in die Politik gegangen bin, Leiter des Ordnungsamtes der Stadt Waldmünchen.
Was war Ihr persönlicher Anreiz in die Kommunalpolitik zu gehen? Kommunalpolitik betrifft die Bürgerinnen und Bürger unmittelbar und ist dadurch auch spürbarer für jeden Einzelnen. Meine Motivation war es, Politik für meine Mitmenschen zu gestalten und für gute Lebensverhältnisse in meiner Region zu sorgen.
Wie haben Sie sich vorbereitet? Ich war schon in jungen Jahren in der örtlichen Vereinsarbeit engagiert und auch von daher am politischen Geschehen in meiner Heimatstadt sehr interessiert. Bevor ich Bezirkstagspräsident und Landrat wurde, war ich Bürgermeister der Stadt Waldmünchen. Durch meine jahrzehntelange Erfahrung in einer öffentlichen Verwaltung sowie durch meine politischen Ämter auf verschiedenen kommunalen Ebenen kenne ich die unterschiedlichen Interessenlagen ganz gut. Davon profitiere ich in meiner täglichen Arbeit immer wieder.
Wo lagen in der Vergangenheit die größten Herausforderungen? Die Corona-Pandemie war bzw. ist schon eine ganz besondere Herausforderung. Dadurch dass die Krise nahezu alle Bereiche unseres gesellschaftlichen Lebens tangiert, bin ich auf allen politischen Ebenen damit befasst. Auch die Flüchtlingswelle im Jahr 2015 wird mir noch lange in Erinnerung bleiben. Ein weiterer Meilenstein der letzten Jahre war die Einführung des Krisendienstes Oberpfalz, der dem Netzwerk der Krisendienste Bayern angehört. Dahinter steckt ein bayernweites psychosoziales Beratungs- und Hilfeangebot für Menschen in psychischen Krisen.
Welche Themen beschäftigen Sie momentan? Aus bezirklicher Sicht steht für uns die Frage nach der Finanzierung unserer Sozialleistungen für Menschen mit Behinderung sowie alte und pflegebedürftige Menschen im Fokus. Durch Gesetzesänderungen auf Bundesebene sind wir auf kommunaler Seite großen Kostensteigerungen ausgesetzt, die aber nicht vollständig refinanziert werden. Im Landkreis geht es aktuell darum, die medizinische Versorgung auch in der Fläche sicherzustellen und gleichzeitig den Qualitätsanspruch sowohl im ambulanten als auch im stationären Bereich zu erfüllen.
Womit werden Sie sich noch auseinandersetzen müssen/wollen? Die Corona-Pandemie wird uns auf jeden Fall noch eine Weile beschäftigen. Ansonsten kämpfe ich auch weiterhin für einen guten und verlässlichen Sozialstaat, damit Menschen, die unsere Hilfe benötigen, nicht alleine gelassen werden. Auch der Erhalt und die Weiterentwicklung der regionalen Kulturarbeit liegt mir besonders am Herzen. Kultur ist nicht nur ein wichtiger Standortfaktor, sondern bringt Menschen in vielfältiger Weise zusammen.
Haben Sie einen wichtigen Ratschlag für junge Kolleginnen und Kollegen? Suchen Sie das Gespräch mit den Menschen und bleiben Sie dabei „echt“ – authentisch, ehrlich, verlässlich.
Wie beziehen Sie Kolleginnen und Kollegen / Bürgerinnen und Bürger / Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Ihre Arbeit und in Ihre Entscheidungsfindung ein? In keinem meiner Ämter bin ich als Einzelkämpfer unterwegs. Sowohl als Landrat, als auch als Bezirkstags- sowie Verbandspräsident kann ich mich auf kompetente und motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie auch auf die kommunalen Gremien verlassen. Zudem versuche ich den Menschen mit offenen Augen und Ohren zu begegnen. Nur so kann man ein Gefühl für ihre Sorgen und Nöte bekommen. In der politischen Arbeit hat es sich bewährt, alle Fraktionen gleichermaßen zu informieren und einzubeziehen. Denn nur so fasst man nachhaltige Beschlüsse.
Wieviel Einfluss wird die Digitalisierung auf die künftige Kommunalpolitik haben? Die Digitalisierung wird alle Lebensbereiche in unserer Gesellschaft durchdringen. Auch die Kommunalpolitik muss sich dem stellen – besser noch, sie muss dieses Thema auch als Chance begreifen. Wichtig ist allerdings, dass der einzelne Bürger als Akteur zum Gelingen der Gesellschaft auch auf dem digitalen Weg mitgenommen wird.
Gibt es ein Lebensmotto, das Sie begleitet? Ich finde das Zitat von Mahatma Gandhi ganz treffend: „Richte deinen Fokus auf die Lösung, nicht auf das Problem.“
Wie wollen Sie in Erinnerung bleiben? Für einen Nachruf ist es noch zu früh. Aber ich bin mir meiner großen Verantwortung im Amt durchaus bewusst und möchte meine Aufgaben als bodenständiger und verlässlicher Politiker erledigen.
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