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(GZ-3-2021)
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Mit freundlicher Unterstützung von Sana Kliniken AG

Wirtschaftliche Herausforderungen durch Corona

Von Dr. Andreas Hartung, Generalbevollmächtiger der Sana Kliniken AG und verantwortlich für die Führung und Weiterentwicklung von Managementverträgen

Die wirtschaftliche Situation für Krankenhäuser in Deutschland hat sich in den Monaten seit Beginn der Pandemie deutlich verschlechtert. Bereits vor Corona hatte nahezu die Hälfte  aller Häuser finanzielle Probleme, diese Zahl dürfte – wenn die Pandemie irgendwann zu Ende gegangen ist – weiter gestiegen sein. Unabhängig vom Träger eines Krankenhauses ist das eine schlechte Nachricht, egal, ob nun eine Kommune, eine Kirche oder ein privater Träger ein Krankenhaus betreibt.

Denn ein Krankenhaus bietet Leistungen an, die mit einem hohen Personalaufwand und hohen Investitionskosten verbunden sind. Menschen und Technik sind notwendig, um die Gesundheitsversorgung in einer Region aufrecht zu erhalten. Aber sie kostet eben auch Geld, das an anderer Stelle erwirtschaftet werden muss.

Eigentlich werden Krankenhäuser im Wesentlichen durch eine duale Finanzierung in Form von Landesmitteln für Investitionen und durch die Einnahmen aus der Behandlung der Patienten (sogenannte Fallpauschalen) finanziert. Dabei gibt es keinen Unterschied, ob das Krankenhaus von einer Kommune oder einem privaten Unternehmen betrieben wird. Bei Investitionen gilt allerdings: Während die Kommune notwendige Eigenanteile an Investitionen aus Steuergeldern aufbringen oder mit diesen Mitteln Löcher im Krankenhaus-Etat stopfen muss, greifen private und konfessionelle Träger auf Eigenmittel zurück, die sie erwirtschaftet haben. Den Einnahmen stehen Ausgaben für Personal, Technik und Infrastruktur zu Verfügung.

Ein diffiziles Gebilde, denn die Ausgaben sind weitgehend unveränderliche Fixkosten, die auch dann bezahlt werden müssen, wenn die Einnahmen ausbleiben. Bleiben die Kosten gleich und sinken dann die Einnahmen (noch weiter), öffnet sich die Schere und der Haushalt gerät in Schieflage.

Kosten durch Corona

Genau das ist in den vergangenen Monaten passiert und wird in noch stärkerem Maße in diesem Jahr passieren. Denn die Zahl der Patienten ist durch Corona in 2020 gesunken. Das wurde durch den Rettungsschirm der Bundesregierung im vergangenen Jahr zwar abgemildert, zugleich sind aber die Kosten – etwa für Verbrauchsmaterialien wie Masken und Gehälter – spürbar gestiegen. Und wie es 2021 weiter gehen wird, wenn Corona das Land weiterhin im Griff hat, ist derzeit nicht abzusehen.

Bereits seit Jahren gibt es einen massiven Investitionsstau in vielen Häusern, weil die Länder ihrer Verpflichtung, für diese Kosten aufzukommen, nicht mehr ausreichend nachkommen. Bayern steht hier im Ländervergleich noch relativ gut dar, dennoch sinken auch hier die Fördermittel. Das wirkt sich nicht nur auf die aktuelle Attraktivität der Häuser aus, sondern hat natürlich auch Konsequenzen für die Zukunftsfähigkeit der Krankenhäuser. Denn ist es ja bekannt, dass die Menschen inzwischen durchaus mit den Füßen abstimmen und das nächstgelegene Krankenhaus nicht automatisch jenes sein muss, das angesteuert wird, wenn es notwendig wird.

Unheilbarer Fall?

Bevor die Corona-Pandemie das Land überrollt hat, wurde in der Politik eine Diskussion über die Notwendigkeit der Weiterentwicklung der Kliniklandschaft geführt. Denn unabhängig von den Finanzmitteln, die benötigt werden, um ein Krankenhaus zu betreiben, war deutlich geworden, dass für viele Behandlungen keine stationäre Versorgung mehr benötigt wird. Das „Bett“ als Zeichen für einen funktionierenden Klinikbetrieb verliert an Wert.

Auch kleinere Krankenhäuser, die in unmittelbarer Nachbarschaft „Konkurrenz“ aus dem angrenzenden Landkreis haben oder die mehrere Standorte mit eher geringem medizinischen Leistungsspektrum betreiben, haben nicht nur wegen vielfältiger Daumenschrauben der Politik (durch zahlreiche Gesetzesänderungen) eventuell zwar noch eine emotionale, aber nicht zwangsläufig noch eine tatsächliche Perspektive.

Krankenhausbetreiber stehen also spätestens in dem Moment, in dem die Pandemie durch den großflächigen Einsatz der Impfstoffe zurückgedrängt wurde, die Haushaltskasse aber leer und das Krankenhaus wieder in einen Regelbetrieb gehen könnte, vor der Herausforderung, nun dem Wettbewerb zu trotzen – oder die Reißleine zu ziehen. Letzteres dürfte angesichts der erhöhten Aufmerksamkeit für Krankenhäuser durch die Krise allerdings mit massiven Protesten verbunden sein.

Ziel muss es deshalb sein, die Krankenhäuser möglichst schnell fit für die Zukunft zu machen und an den neuen Perspektiven und Möglichkeiten auszurichten.

Welche Chancen bieten sich durch Kooperationen? Wie können durch neue Angebote auch neue Patientengruppen erschlossen werden? Wie kann ein Haus auch für neue Mitarbeiter attraktiv gemacht werden und wie gelingt es, eine neue Position im Gefüge der Gesundheitsversorgung in einer Region zu finden. Fragen, die schon jetzt angegangen und beantwortet werden müssen, damit es nicht selbst schon bald zum unheilbaren Fall wird.

Dr. Andreas Hartung. Bild: Sana-Kliniken
Dr. Andreas Hartung. Bild: Sana-Kliniken

 

Der Managementvertrag als Alternative 

Die wirtschaftliche Situation der Krankenhäuser hat sich in den letzten Jahren deutlich verschlechtert, steigende Defizite belasten die schrumpfenden kommunalen Haushalte zunehmend. Die immer komplexer werdenden Anforderungen an die Führung von Krankenhäusern lassen Träger über Alternativen nachdenken. 

Mittels eines Managementvertrags, insbesondere wenn er von den großen Krankenhausbetreibern angeboten wird, erhält der kommunale Träger die Möglichkeit kommunale Strukturen durch einen Verbund zu stärken. Der Träger erhält eine erfahrene Geschäftsführung und den Zugang zum Expertenwissen einer großen Krankenhausgruppe ohne seine Eigenständigkeit aufzugeben. Er kann die Größenvorteile eines Verbunds nutzen und die Leistungsfähigkeit seines Krankenhauses steigern.

Das Management kann auf die Expertise aller zentralen Spezialisten zurückgreifen. Dieses stets aktuelle Expertenwissen steht nicht nur der Geschäftsführung, sondern allen Mitarbeitern zur Verfügung. So wird die gesamte Komplexität einer modernen und innovativen Krankenhausführung abgedeckt. Mitarbeiter werden in ihren Bereichen weiterentwickelt.

Sämtliche Standards der anderen Kliniken werden in den Managementhäusern implementiert, Abläufe professionalisiert. Dabei dienen die übrigen Verbundkliniken auch als Referenz für die Managementhäuser, innovative Lösungen werden erlebbar. Solche Managementverträge sind zeitlich befristet und bieten nicht nur dann, wenn eine Privatisierung nicht möglich und ein „weiter so“ mit Eigenmitteln schwierig ist, eine sinnvolle Alternative.

 

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