► GZ-Gespräch mit Maximilian von Rossek, Journalist, Medien-Coach und Autor:

... und plötzlich sind da Kameras

Ein amüsanter Leitfaden für (Kommunal-)politiker:innen zum Einstieg in die eigene Medienpräsenz

Der langjährige Landtagskorrespondent Maximilian von Rossek erlebt seit vielen Jahren Politikerinnen und Politiker, die unversehens um ein Gespräch vor laufender Kamera gebeten werden. Für manche kostet es erstmal Überwindung, sich einer Öffentlichkeit zu stellen. Jetzt hat er ein Buch darüber geschrieben. Die GZ befragte den Medienprofi.

Warum haben Sie das Buch geschrieben?

Rossek: Über die vielen Jahrein meiner Tätigkeit als Landtagskorrespondent kam ich viel in Kontakt mit Politikern und sah auch vor allem bei Neupolitikern nach den Landtagswahlen immer eine gewisse Scheu vor den Interviews. Die konnte ich ihnen nehmen, indem ich meinen Gesprächspartnern vor den Interviews viele Tipps und Tricks aufzeigte, zum einen, da sie mit sich und ihren Antworten schon genug zu tun hatten, zum anderen, weil ich eben auch ein gutes Interview wollte. Und da dieses Phänomen immer wieder auftrat und ich in den Gesprächen mit den Politikern die vielen Fragen und Ängste raushörte, auch zu Pandemiezeiten in Bezug auf youtube-Videos, und Livestreams, entschloss ich mich, dieses Buch als Leitfaden zu schreiben.

Das Pubklikum überzeugen

Was lernt man in diesem Buch?

Rossek: In diesem Buch lernen Sie vom Medienprofi und Coach Maximilian von Rossek kurz und bündig, wie man bei Statements und Interviews vor der Kamera sicher auftritt. Sie erhalten einen Blick hinter die Kulissen der Medienbranche und lernen das Denken und die Arbeitsweise von Journalisten kennen. Zudem zeigt es Ihnen in einfachen Schritten auf, wie Sie vor der Kamera, bei Interviews, vor der Webcam und bei den eigenen Social Media-Auftritten Ihr Publikum zu überzeugen und auf Ihre Seite ziehen können und wie Sie zielgerichtet Ihre Botschaft transportieren.

Wie bewegen wir uns denn vor der Kamera?

Rossek: Die Natürlichkeit ist uns allen gegeben, doch schaltet sich eine Kamera ein, sind viele gehemmt. Sie wissen nicht wohin sie sehen sollen, wohin mit ihren Händen und die Konzentration verlagert sich von den Inhalten komplett auf die Umgebung. Und weil wir alle versuchen, uns nicht zu blamieren, wollen wir alles richtig machen und denken, weniger ist mehr. Also wird die Stimme leiser und zaghaft. Wir sind nervös und schwitzen oder zappeln herum und blinzeln ganz viel. Wo vorher ein gerader Satz kein Problem war, überlegen wir jedes Wort und stammeln mit vielen „ahs“ und „ähs“ unsere Botschaft heraus.

Telegen werden

Das Ignorieren oder besser Einbeziehen der Kameras in die Situation müssen wir erst lernen. Wann ist sie auf mich gerichtet können wir mit der Zeit erfühlen und dementsprechend wissen wir auch, wann ein Lächeln gut eingesetzt ist?

Rossek: Nein, so schlimm ist es nicht, aber die freie Bewegung vor der Kamera müssen wir erst erlernen. Die einen mehr, die anderen weniger.

Nun geht es ja um die Bewegungen vor der Kamera, sowie das richtige Licht, etc., aber alleine durch das Lesen ist das ja nicht möglich kennen zu lernen?

Rossek: Richtig! Ich bin ein Fernsehmann, habe es ja selbst von der Pieke auf gelernt, also sowohl was die Technik angeht, die Kameras, das Licht, den Schnitt, als auch natürlich die redaktionellen Aspekte. Deshalb dachte ich, es wäre sinnvoll, wenn neben dem geschriebenen auch noch Beispiele das Erlesene / Erlernte abrunden. Daher versah ich verschiedene Kapitel mit QR-Codes, die auf Beispielvideos verlinken. Damit ist quasi das Buch zu einem Multimediawerk geworden und die Leser werden zu Zusehern. Denn ich sage ja auch immer: vom Lesen kann man gut Lernen, noch besser aber vom Ansehen und Nachmachen und genau das habe ich in dem Buch versucht umzusetzen.

Für alle Medieninteressierten

Ist das Buch nur für bayerische Politker geschrieben?

Rossek: Das Buch ist ganz und gar nicht nur auf Bayern gemünzt oder gar nur für Politiker gedacht. Dieses Buch eignet sich natürlich auch für alle anderen Personen, Berufsgruppen & Medieninteressierte, denn unser Wirken vor der Kamera können und müssen wir alle erst erlernen. Jedoch komme ich eben besonders viel mit Politikern und Prominenten in Kontakt. Aber selbstverständlich können und dürfen auch alle anderen Personen und Berufsgruppen von den in diesem Buch beschriebenen Tipps und Tricks partizipieren. Es ist auch nicht tröge geschrieben, so wie man oft als Außenstehender den ersten Eindruck von der Politik hat – und da muss ich ganz klar auch eine Lanze für die Politik brechen – sie ist nicht langweilig und wird immer spannender, je mehr man sich mit ihr auseinandersetzt.

Im Grunde sind in diesem Buch alle Situationen und Kapitel neutral geschrieben, das eine oder andere Beispiel jedoch aus der Politik genommen.

Wo kann man das Buch erwerben?

Rossek: Das Buch gibt es überall zu kaufen, Hugendubel, www.buecher.de, amazon, etc. – Die Lieferzeit beträgt zwischen zwei und sieben Tage, habe ich mir von der Druckerei sagen lassen. Und wenn auf amazon „ausverkauft“ steht, dann kann man es wohl trotzdem erwerben, da das Buch in einem „Book-on-Demand-Verlag“ erscheint.

Coaching

Sie machen aber Coaching?

Rossek: Ja, daher kommt die Idee zum Buch. Ich coache Unternehmen und ihre Führungskräfte, sowie Parteien und einzelne Politiker:innen, im Umgang vor der Kamera, erkläre die Grundregeln, zeige in meinen Seminaren mit Vorher-Nachher-Effekten, wie einfach es eigentlich ist, sich gut zu präsentieren, wenn man die Tricks kennt und gehe auch auf die Rhetorik ein und wie man sich und seine Sache am besten verkauft – medientraining.rossek.de

Auszüge aus den ersten Kapiteln

Glückwunsch jenen, die sich entschieden haben, sich selbst als wichtig zu erachten und ihre eigene Präsenz in den Medien, sei es im Fernsehen oder Radio, in Livestreams oder Webconferences oder in diversen Social-Media-Plattformen und -Channels zu fördern und zu verbessern. Und das meine ich ernst, denn viele Menschen wollen sich lieber verstecken und unbemerkt bleiben. Nicht so Sie und ich. Und ich habe eine gute Nachricht, denn die Themen in Ihrem Buch werden spannend und anregend.

Was ist dieses Buch nicht?

Rossek: Ein Zitat-Werk glorreicher Politiker, abgesehen von einem Anfangszitat. Es ist auch kein dröges Sachbuch über deutsche Geschichte oder gar ein Parteibuch. Auch gibt es keine Anleitung, um ein guter Politiker zu sein, Recht und Ordnung einzuhalten, mit den Parteikollegen oder der Opposition richtig umzugehen, oder einen Leitfaden, wie politische Abläufe bei Sitzungen, Abstimmungen, etc., funktionieren. Selbst wenn Sie sich hiervon Reden oder den heiligen Gral im Erwerb der Bundeskanzlerschaft erhoffen, werden Sie enttäuscht.

Von der besten Seite zeigen

Denn dieses Buch erklärt auf lockere Weise, wie Sie sich in der Öffentlichkeit von Ihrer schönsten Seite präsentieren. Wie Sie am besten vor der Kamera agieren, sich in den Sozialen Medien am zielführendsten ausleben können und wo die versteckten Fallen lauern.

Und ein guter Auftritt ist oft auch viel wert und manchmal sogar zielführender in der Politik, als ein gutes Wahlprogramm?

Rossek: Dies ist ein Buch für alle Neupolitiker und alte Hasen, die die Ambition haben, sich selbst im besten Licht der Welt darzustellen.

«Es ist eine alte Wahrheit, dass man in der Politik oft vom Feinde lernen muss.» – nun möchte ich mich in diesem Zitat von Wladimir Lenin als Journalist nicht zu Ihren Feinden zählen, jedoch sind es oft Journalisten, die Politiker genauer in den Fokus nehmen, Kleinigkeiten entdecken und veröffentlichen, die letztendlich zu Ihrem politischen Untergang führen.

Wer ein Amt bekleidet, handelt politisch

Aber viele werden sagen: „aber ich bin doch kein Politiker, sondern nur ...“

Rossek: Dann möchte ich Sie kurz unterbrechen. Wer ein Amt bekleidet, das in einer demokratischen Gesellschaft für Entscheidungen sorgt, handelt politisch. Demnach sind Sie ein Politiker oder eine Politikerin und die wenigsten sind übrigens Gelernte.

Wenn ich Sie jetzt noch nicht verschreckt habe, so möchte ich Sie noch mehr begeistern. Politik ist äußerst spannend und wird (für Sie) immer spannender, je tiefer man in die Materie eintaucht. Denn je mehr Einfluss Sie gewinnen, umso mehr Aufsehen erregen Sie und stehen über kurz oder lang in der Öffentlichkeit. Je höher es auf Ihrer politischen Karriereleiter geht, umso größer wird diese Öffentlichkeit. Deshalb möchte ich Ihnen mit diesem Buch helfen, so wenig Fauxpas wie möglich zu begehen und sich im richtigen (Scheinwerfer-)Licht zu präsentieren.

Da ich gelernter Fernsehredakteur bin, wird ein großer Fokus natürlich auf die Präsentation vor der Kamera gelegt, aber auch auf sogenannte „Dos and Don’ts“ ebenso wie auf Ihre Aussagen und deren Bedeutungen oder den richtigen Bildausschnitt. Überlassen Sie Ihre Inszenierung nicht den anderen. Die hilfreichen Tipps in diesem Buch sind durch die Crossmedialität heute natürlich auch im Social-Media-Bereich anwendbar und ergänzen sich sogar ausgesprochen gut damit. Deshalb gibt es hierzu ebenfalls ein Kapitel mit hilfreichen Skills, ebenso wie zu den Schattenseiten, den Hassbotschaften im World Wide Web. Aber keine Bange, das Positive überwiegt auf jeden Fall und es gibt erfolgreiche Lösungswege für alle Belange.

Kommen wir nun also zu Ihnen. Sie sind in den Gemeinderat, Stadtrat oder in weitere Gremien gewählt worden und ja, vielleicht sogar in den Landtag, wo sie, obwohl Sie doch vorher kaum mit Politik zu tun hatten, plötzlich das Land gestalten oder gar regieren sollen. Eine langsame Eingewöhnung oder Vorbereitung auf die Bürden eines Amtsträgers gibt es bei diesen Wahlen nicht. Sind Sie erst einmal gewählt, beginnt die Legislaturperiode. Sie müssen ran ans Werk und performen. Ich kann Ihnen versichern, dass seitens der Journalisten meist eine Schonfrist gilt und erst die alten Hasen der Parteien ein Statement geben dürfen. Doch mit mehr Verantwortung und mehr Sachgebieten kommen auch mehr Fragen an die Person, die sich damit auskennt: an Sie.

Die treibende Kraft sein

... Und plötzlich sind da Kameras und Sie müssen Rede und Antwort stehen. Um dies souverän zu meistern, sollen die nun folgenden Kapitel helfen.

Rossek: Nun haben Sie hoffentlich viel gelernt und können auch einiges in Ihren Alltag mitnehmen und integrieren. Was auch immer Sie tun, bleiben Sie dabei authentisch und für alles andere heißt es üben, üben, üben. Aber keine Sorge, es ist noch kein Profi vom Himmel gefallen, wie es so schön heißt. Und selbst den eben erwähnten Profis passieren hin und wieder Fehler über die man manchmal ohne weiteres hinwegsehen kann und dann wiederum andere, die die politische Karriere schneller beenden, als den Betroffenen lieb ist.

Doch das muss auf Sie ja nicht zutreffen. Freuen Sie sich also vielmehr auf den politischen Schlagabtausch, egal ob live oder im Live-stream, und auf Ihre immer größer werdende Präsenz in den Medien. Jetzt wissen Sie damit umzugehen!

Und denken Sie immer daran: ‚no news is bad news‘ – Deshalb seien Sie die treibende Kraft, die gleichzeitig die Zügel in Händen hält. Viel Glück.

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