Stadtwerke München richtet neuen Geschäftsbereich ein - Neues zentrales Ressort für die regionale Energie- und Wärmewende
Erneuerbare Energien sind der Schlüssel für die Energiezukunft und müssen rasch verstärkt ausgebaut werden. Das Bewusstsein dafür wächst auch in Politik und Gesellschaft. Diesen Rückenwind nutzen die SWM, um die regionale Energiewende noch stärker zu fokussieren. Um der Bedeutung gerecht zu werden, sind die Aktivitäten zum weiteren Ausbau der Erneuerbaren in und um München nun in einem eigenen Geschäftsführungsbereich vereint. Es ist das zentrale SWM Ressort für das Gelingen der regionalen Energie- und Wärmewende. Im Mai hat der Aufsichtsrat der SWM beschlossen, dass Dr. Karin Thelen die Führung dieses Bereichs übernimmt. Dieses Amt hat sie nun angetreten. Die GZ sprach mit der neuen Geschäftsführerin Regionale Energiewende.
GZ: Wann haben Sie Ihr Amt angetreten und was ist Ihr beruflicher Werdegang?
Dr. Karin Thelen: Ich habe mein Amt am 1. Juli 2023 angetreten und bin derzeit dabei, mein Ressort mit gut 1.000 Mitarbeitenden aufzubauen und zu vernetzen. Mein Werdegang: Ich bin promovierte Biologin, arbeite seit 12 Jahren bei den SWM und habe in dieser Zeit berufsbegleitend ein wirtschaftswissenschaftliches MBA-Studium abgeschlossen. Bis Ende Juni habe ich mehrere Jahre lang die Technische Qualitätssicherung mit rund 100 Beschäftigten geleitet. Damit war ich in alle relevanten technischen Prozesse der konventionellen und regenerativen Energieerzeugung sowie der Netze eingebunden, für deren Qualität und tägliche Betriebsstabilität mitverantwortlich. Zudem war ich bei Planung, Bau und Weiterentwicklung der erneuerbaren Energieerzeugung involviert.
Energiewende gelingt nur gemeinsam
GZ: Die Leserschaft der Bayerischen GemeindeZeitung sind die kommunalen Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger in Bayern, also Bürgermeisterinnen und Bürgermeister, Stadt- und Gemeinderäte sowie Mitarbeiter in den Verwaltungen. Warum ist dieser Personenkreis wichtig für die regionale Energiewende?
Thelen: Ganz einfach, die Energiewende kann nur gemeinsam gelingen, deshalb braucht es kommunale Partnerschaften auf Augenhöhe in der Region. Nur so können wir gemeinsam genug Erzeugungskapazität schaffen, um die Energiewende spürbar voranzutreiben. Schon seit Jahren pflegen wir starke Kooperationen in der Region und bringen unser Know-how und unsere Expertise ein. Diese wollen wir nun systematisch weiter ausbauen. Unsere Ansprechpartnerinnen und -partner sind dabei die kommunalen Entscheidungsträgerinnen und -träger, aber auch die Mitarbeitenden in den Verwaltungen oder in kommunalen Gesellschaften.
100 Prozent kommunal
GZ: Als Geschäftsführerin Regionale Energiewende bei einem großen aber immer noch kommunalen Unternehmen, welches Angebot machen Sie den bayerischen kommunalen Akteuren?
Thelen: Gemeinsam, als Partner, meistern wir die großen Herausforderungen, die vor uns liegen: mit der gebündelten Expertise der Akteure vor Ort sowie den Erfahrungen der SWM als kommunalem Energieversorger. Wir haben jetzt die Riesenchance, unsere Zukunft und die nachfolgender Generationen zu gestalten. Politik, Wirtschaft und nicht zuletzt die Bürgerinnen und Bürger sind hier gleichermaßen gefragt, denn dieses große Ziel gelingt nur, wenn wir alle zusammenarbeiten. Auch wenn wir vielleicht nicht gleich im ersten Anlauf alles erreichen, was wir uns vornehmen – hochgesteckte Ziele sind wichtig, damit wir uns als Gesellschaft bewegen. Und auch die Zukunftsfähigkeit der Wirtschaftsstandorte in Bayern ist entscheidend verknüpft mit dem Gelingen der Energie- und Wärmewende. Die SWM sind für Kommunen hier genau der richtige Partner: 100 Prozent kommunal und erfahren in Planung, Bau und Betrieb von erneuerbaren Erzeugungsanlagen.
Partnerschaftliche Zusammenarbeit
GZ: Warum sind die Stadtwerke München an einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit interessiert?
Thelen: Die Energie wird künftig überwiegend an dezentralen Standorten erzeugt und zu den Verbraucherinnen und Verbrauchern transportiert. Somit sind viel mehr Menschen mit diesen Erzeugungsanlagen konfrontiert und wollen verständlicherweise auch über die Art und den Ort der Erzeugungsanlagen mitentscheiden. Wir sind überzeugt, dass hierfür eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit allen Beteiligten, wie sie die SWM immer schon gelebt haben, der richtige Weg ist.
GZ: Stichwort Wertschöpfung vor Ort: Welchen Nutzen bringt den bayerischen Kommunen die Investition in den Ausbau einer Energieversorgung durch Erneuerbare Energien vor Ort?
Thelen: Der übergeordnete Nutzen liegt für mich auf der Hand: Regenerative Energieerzeugung spart CO2 ein, dient dem globalen Klimaschutz und sichert den Industriestandort Bayern und somit unser aller Zukunft. Vor Ort schaffen Erneuerbare- Energien-Anlagen für Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit, unmittelbar Ökostrom und Ökowärme zu beziehen, und sie erhöhen nicht zuletzt auch die eigene Versorgungssicherheit. Die Kommune bietet ihren Bürgerinnen und Bürgern damit Lösungen an, die Vorgaben des Gesetzgebers regional mitzugestalten. Zudem entstehen Arbeitsplätze beim Infrastrukturausbau sowie im Umfeld der Anlagen. Und nicht zu vergessen: Erneuerbare-Energien-Anlagen generieren auch kommunale Einnahmen.
Bürgerbeteiligung stärkt Akzeptanz
GZ: Wenn sich eine Kommune entscheidet mit den SWM zusammenzuarbeiten: Wie sieht eine mögliche Beteiligung der Bürger aus?
Thelen: Wir empfehlen den Kommunen grundsätzlich, möglichst viele Bürgerinnen und Bürger in die Projekte mit einzubeziehen. Wir unterstützen dabei mit Rat und Tat. Beteiligte Bürgerinnen und Bürger sind eher Befürworter der Erneuerbaren Anlagen und stärken die Akzeptanz in der Bevölkerung. Konkrete Beteiligungen können je nach Projektvorhaben und Strategie der Kommune zum Beispiel ein regionaler Bürger-Öko-Strom-Tarif oder eine Bürger-Energie-Beteiligung sein.
Forderung nach Entbürokratisierung
GZ: Wenn Sie Wünsche in Bezug auf eine regionale Energiewende frei hätten, welche wären das?
Thelen: Neben dem Engagement der Kommunen und der SWM braucht es für die Beschleunigung der Energie- und Wärmewende geänderte politische Rahmenbedingungen, Entbürokratisierung und deutlich straffere Genehmigungsverfahren. Wir brauchen den gemeinsamen Dialog, um Brücken zu bauen, Sorgen ernst zu nehmen und alle auf dem Weg der Energiewende mitzunehmen. Zudem müssen dringend in großem Umfang Flächen für die Windkraft und die Photovoltaik ausgewiesen werden – auch in Bayern. Behörden müssen für die schnellere Abwicklung von Projekten personell besser ausgestattet werden. Und schlussendlich benötigen wir mehr gut ausgebildete Fachkräfte, die die Infrastruktur und die Anlagen bauen, diese anschließen und betreiben.
GZ: Vielen Dank für das Gespräch!
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