Interviews & Gesprächezurück

(GZ-19-2024 - 10. Oktober)
Gespräch mit Jürgen Lück, Konzernbevollmächtigter der Deutschen Telekom für die Region Süd

 

► Gespräch mit Jürgen Lück, Konzernbevollmächtigter der Deutschen Telekom für die Region Süd:

 

Breitbandausbau in Bayern: Herausforderungen, Chancen und die Rolle der Kommunen

Im Gespräch mit Constanze von Hassel, Chefredakteurin der Bayerischen GemeindeZeitung beleuchtet Jürgen Lück, Konzernbevollmächtigter der Deutschen Telekom für die Region Süd, den Stand des Breitbandausbaus in Bayern. Im bundesweiten Vergleich, so der Experte, stünde Bayern gut da, der Weg zu flächendeckenden Glasfaseranschlüssen berge aber noch einige Herausforderungen. Besonders in ländlichen Regionen müssten Förderungen und Kooperationen gezielt genutzt werden, um den Ausbau zu beschleunigen. Zudem spiele die Nachfrage der Kunden eine zentrale Rolle bei der Planung und Umsetzung des Ausbaus.

GZ: Bis 2035 Glasfaser in jedes Haus, das hat sich die Bunderegierung vorgenommen. Wie realistisch ist das denn überhaupt und wie sieht das Ziel der Telekom bzgl. Bayern aus?

Lück: Das Zielbild ist ein Netz ganz aus Glas. Da sind sich alle einig. Wann das erreicht wird, hängt von vielen Faktoren ab, wie ausreichenden Tiefbaukapazitäten und Fachkräften. Auch das wirtschaftliche Umfeld spielt eine Rolle. Und besonders wichtig ist die Bereitschaft der Kunden, Glasfaseranschlüsse zu buchen. Der Kunde ist der Architekt des Netzes. Seine Nachfrage bestimmt wesentlich die Ausbaugeschwindigkeit. Wir haben derzeit in Bayern eine Auslastung im Glasfasernetz von etwa über 20 Prozent. Das ist deutlich über dem bundesweiten Durchschnitt. Zeigt aber trotzdem, dass hier noch Luft nach oben ist.

GZ: Seit 2022 ist immer weniger Geld im Topf der Bundesförderung für den Gigabitausbau. Was 2025 noch bewilligt wird, ist unklar. Was bedeutet das für die Strategie der Telekom?

Lück: Förderung ist ein zweischneidiges Schwert. Sie hilft in Gebieten, die wirtschaftlich nicht erschlossen werden können. Doch sie kann auch falsche Anreize setzen und Prozesse auslösen, die niemandem nutzen. Der größte Fördertopf ist sinnlos, wenn es nicht genügend Ressourcen bei Planung, Genehmigung und Umsetzung gibt. Die knappen Ressourcen steigen dann lediglich im Preis. Es geht aber nicht schneller voran.

GZ: 60 Prozent der Einwohner Bayerns leben in einer Kommune mit unter 20.000 Einwohnern. 25 Prozent, also ein Viertel, lebt in einer Kommune mit weniger als 5.000 Einwohnern. Welche Herausforderungen sehen Sie beim Ausbau des Breitbandnetzes in ländlichen Gegenden im Vergleich zu städtischen Regionen?

Lück: Mein Herz schlägt für den ländlichen Raum. Bayern ist ein Flächenland mit großartigen Regionen und ländlicher Struktur. Aber ich weiß auch, dass die Stadt Vorteile hat, die für ein privatwirtschaftlich geführtes Unternehmen wie die Telekom ausschlaggebend sein können. Obwohl der Wettbewerb in der Stadt größer ist, kann ein Unternehmen dort mehr Kunden mit gleichem Aufwand anschließen. Im ländlichen Raum ist dafür die Kundentreue höher. Und das obwohl auf unserem Netz auch Wettbewerber ihre Produkte vermarkten. Aber die Zersiedelung kann den Ausbau unwirtschaftlich machen. In solchen Fällen kann dann die Förderung helfen.

GZ: Welche Kriterien verwendet die Telekom, um zu entscheiden, welche Gemeinden als Nächstes erschlossen werden? Und gibt es Möglichkeiten, den Ausbauprozess zu beschleunigen, wenn die Gemeinde zusätzliche Ressourcen zur Verfügung stellt oder sich aktiv beteiligt?

Lück: Wir prüfen jedes Ortsnetz anhand mehrerer Kriterien. Dazu gehören unter anderem die vorhandene Infrastruktur, der benötigte Ressourceneinsatz für den Ausbau und das Potenzial beim Kundenzuwachs. Den Gemeinden kommt beim Glasfaserausbau eine wichtige Rolle zu. Deshalb kann ich die Kommunen nur dringend bitten: Steigen Sie in den Dialog mit uns ein und lassen Sie uns gemeinsam einen Plan entwickeln, wie wir Glasfaser in Ihre Gemeinde bringen. Eigenausbau, Förderung und Kooperationen bieten jeder Menge Möglichkeiten für kreative Ideen.

GZ: Viele Bürgermeister und Bürgermeisterinnen sorgen sich um lange Wartezeiten für einen Glasfaseranschluss. Woran liegt es Ihrer Meinung nach und wie können Kommunalverantwortliche dem entgegenwirken?

Lück: Gehen Sie mit uns ins Gespräch. Jedes Ausbauprojekt ist anders. Bevor wir bauen, schauen wir uns jedes Gebiet genau an. Dann loten wir aus, wie wir Zeit und Geld effizient einsetzen können. In Bayern bauen wir derzeit pro Jahr über 300.000 Haushalte mit Glasfaser aus. Dafür investieren wir erhebliche Geldmittel. Diese Euros können wir jedoch nur einmal ausgeben. Mangelnde Absprache in einer Kommune führt zu langen und teuren Bauphasen. Und das führt dann dazu, dass wir in einer anderen Gemeinde gar nicht erst anfangen können.

GZ: Wie transparent ist der Prozess des Breitbandausbaus für die Bürger? Bieten Sie den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern Hilfestellung in Sachen Kommunikation?

Lück: Wir bieten alles – von der Info-Veranstaltung im Gemeindesaal bis zur Beratung an der Haustür. Früher haben wir beim Netzausbau lediglich die Technik im Verteilerkasten geändert. Danach konnte der Kunde buchen. Jetzt müssen wir mit dem Glasfaserkabel zu jedem Kunden in die Wohnung. Das ist eine große logistische Aufgabe. Wir sind auf jede Unterstützung angewiesen. Unsere Regionalmanagerinnen und Regionalmanager stehen als Ansprechpartner jederzeit zur Verfügung.

GZ: In einer Kommune steht bspw. die Sanierung der Trinkwasserversorgung oder eine Straßensanierung an. Was sollte ein kommunaler Entscheider/eine Entscheiderin in Bezug auf den Breitbandausbau an dieser Stelle unbedingt mitdenken? Lohnt es sich auf die Telekom zuzugehen?

Lück: Das sind genau die Hinweise, die wir brauchen. Natürlich funktioniert das nicht immer. Aber wenn irgendwie möglich, werden wir unseren Ausbau mit solchen Maßnahmen koordinieren.

GZ: Wie reagieren Sie auf die Kritik, dass der Breitbandausbau in manchen Regionen zu langsam voranschreitet?

Lück: Wir bauen über 300.000 Glasfaseranschlüsse in Bayern pro Jahr. Wir können aber nicht überall zu gleichen Zeit sein. Wir müssen auch nicht hektisch werden. Da, wo wir heute nicht bauen, können wir in den meisten Fällen den Kunden Anschlüsse mit bis zu 250 Mbit/s bieten.

GZ: Was wollen Sie unseren Leserinnen und Lesern gerne mit auf den Weg geben?

Lück: Kommen Sie gerne auf uns zu. Warten Sie nicht, bis wir anklopfen. Sie können mehr zum Breitbandausbau in Ihrer Gemeinde beitragen, als Sie vielleicht denken. Wenn wir unsere Kräfte bündeln und alle Möglichkeiten von Eigenausbau, Förderung und Kooperation nutzen, erreichen wir über kurz oder lang den Glasfaserausbau in jeder Gemeinde. Wir unterstützen Sie bei der Digitalisierung Ihrer Gemeinde. Die Telekom ist Austeller auf und Partner beim 11. Bayerischen Breitbandforum am 17.10.2024 in der Stadthalle Gunzenhausen.

Markus Beckmann, Jürgen Lück  und Peter Roll, Deutsche Telekom, auf dem BreitbandForum 2023. Bild: Jessica Kassner
Markus Beckmann, Jürgen Lück  und Peter Roll, Deutsche Telekom, auf dem BreitbandForum 2023. Bild: Jessica Kassner

 

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