(GZ-20-2024 - 24. Oktober) |
► Carmen Pepiuk, Stv. Landesvorsitzende der KPV Bayern, Erste Bürgermeisterin der Gemeinde Trabitz: |
Eine Kirche als Ort der Begegnung |
Liebe Leserinnen und Leser, die sinkende Zahl der Gläubigen zwingt die beiden großen Kirchen in Deutschland zum Handeln, wie Medien immer wieder vermelden. Bis 2060 werden die großen Kirchen bis zu 40.000 ihrer Immobilien verkaufen müssen, heißt es in einem Bericht der Tagesschau vom Mai 2023. Die Kirchen in Deutschland stehen vor großen Aufgaben. In vielen Gemeinden müssen Strategien gefunden werden, mit denen der eigene Gebäudebestand angesichts sinkender Gemeindemitgliederzahlen, veränderter Nutzungsanforderungen und hoher Kosten für Instandhaltung und Betrieb an die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen des Gemeindelebens angepasst werden kann. Auch die 70 Jahre alte Pauluskirche in meiner Gemeinde Trabitz ist in die Jahre gekommen und wurde mehr und mehr zu einer finanziellen Herausforderung. Die Bausubstanz ist zwar alt, aber noch gut. 2019 gab es ein erstes Gespräch mit Pfarrer Klausfelder von der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Neustadt am Kulm, wie man mit der Kirche in Zukunft verfahren könnte. Will die Gemeinde die Kirche kaufen und entwidmen lassen, also nicht mehr sakral nutzen? Hier kommt Stephan Müller ins Spiel. Der Geschäftsführer von Learning Campus ist seit 1. April 2024 offiziell Mieter der Pauluskirche in Trabitz. Sein ebenfalls ortsansässiges Unternehmen, das erlebnispädagogische kreative Konzepte hauptsächlich für Kinder und Jugendliche anbietet, hat sich nun selbst auf ein völlig neues Projekt eingelassen. Die Kirche bleibt Kirche, aber mit vielfältigen Aktivitäten – von der Boulderwand bis zur Vorlesestunde. Wir sprechen von einer „Hybrid-Lösung“, die wohl in dieser Form derzeit einmalig in der Region, wenn nicht sogar in ganz Bayern ist. Sich treffen und lernen (meet & learn) lautet das Motto für die Kirche Anfangs stand nur der Gedanke im Raum, ob man sich für die Pauluskirche etwas Neues, Innovatives ausdenken könnte. Mit einem „Oh cool, das mach ich jetzt mal“, war es nicht getan. Schnell wurde jedoch klar, dass es keine nachhaltigere Nutzung gibt und die Ideen für eine „Begegnungskirche“ kamen wie von selbst. Inzwischen wurden die Kirchenbänke herausgenommen, eine Boulderwand an die Wand geschraubt und links vom Altar wurde eine zwei Meter hohe Sprossenwand montiert. Die neue „Begegnungskirche“ ist ein vom Learning Campus entwickelter Ort für kulturelle Veranstaltungen, religiöse Angebote der Kindertagesstätten, umwelt- und erlebnispädagogische Aktionen, auch im Bereich der Jugendhilfe. Auch eine Tischtennisplatte und ein Kicker stehen in der Kirche. Weiterhin ist die Kirche aber auch ein Ort der Ruhe und Stille, es finden weiterhin Gottesdienste statt und weiterhin läuten die Glocken in Trabitz. Am Ende ist gemeinsam ein einzigartiges Projekt umgesetzt worden und die Kirche wurde zu einem „Gemeinde- und Gemeinschaftshaus“, das regen Zuspruch findet. |
Ihre Carmen Pepiuk, Stv. Landesvorsitzende der KPV Bayern, Erste Bürgermeisterin der Gemeinde Trabitz
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