Und da er ein sehr sparsamer Hausvater seiner Stadt ist, fuhr er Regionalzug und 2. Klasse. Der Nachteil: Arbeiten unmöglich. Die Funkabdeckung auf der Strecke ist so löchrig wie ein Schweizer Käse mit Blähungen. Sogar beim Halt auf einem wichtigen Durchgangsbahnhof gelingt es nicht immer, sich ins 4G oder LTE-Netz einzuwählen, da das entsprechende Signal offenbar so schwach wie amerikanischer Kaffee ist. Kein Wunder also, dass er die andauernden Lippenbekenntnisse zur digitalen Zukunft, die jetzt wieder verstärkt aus Berlin nach Süden wehen, nicht mehr hören kann.
Wie, bitte schön, soll das selbstfahrende Auto in Zukunft außerhalb von einigen Teststrecken fahren, wenn auf dem Land in Senken und in Tälern, aber auch auf manchen Höhenstraßen schlicht kein mobiles Netz zu bekommen ist? Bleibt es stehen und weint? Da wäre eine Fortbildungsreise nach Afrika zu empfehlen. Aufgrund der dortigen riesigen Entfernungen und äußerst mangelhafter Infrastruktur haben die Telefonfirmen ein in Teilen perfektes Mobilfunknetz geschaffen. In den Städten sucht man sich keine Telefonzellen, die es nicht gibt, und geht auch nicht zum Nachbarn, um zu telefonieren, wenn man kein Telefon zu Hand hat, sondern leiht sich an einem von unzähligen Straßenständen ein Mobiltelefon und kann damit praktisch jeden Winkel des Kontinents erreichen. Bei uns gibt es sogar in der Stadt noch Siedlungen, deren Bewohner buchstäblich am Festnetz hängen, weil kein Mobilfunkanbieter die Gegend abdeckt. Dabei unternimmt die Stadt eine ganze Menge, um ins digitale Zeitalter zu starten. So haben wir das gesamte Rathaus und alle kommunalen Ämter mit kostenlosem WLAN ausgestattet. Ebenso gibt es CityWLAN in den Parks, den großen Plätzen und Einkaufsstraßen. Das kostet ganz schön was, macht aber nach Befragungen das Stadtzentrum als Lebens- und Aufenthaltsraum attraktiver.
Wir versuchen auch, die Stadtverwaltung so aufzustellen, dass möglichst viel an Behördenkontakten online und von zu Hause aus erledigt werden kann. Da gibt es allerdings zwei große Hürden. Erstens die Leute, die das Angebot nicht annehmen, weil sie aufgrund der deutschen Datenschutzhysterie lieber Amtsstubenluft schnuppern wollen, als einen Antrag online auszufüllen. Zweitens aber auch die Gesetze, die persönliches Vorsprechen anordnen. So muss man beim Kirchenaustritt zwar nicht mit dem Pfarrer reden, aber persönlich im Amt vorbeischauen. Man fragt sich warum.
Kurz, es reicht nicht, die Digitalisierung nur zu beschwören und einen Fördertopf nach dem anderen zu befüllen, der dann für mehr oder weniger Sinnvolles geleert wird. Bevor wir aus Bund und Land mit Geldern für die Computerausstattung der Schulen bombardiert werden, sollten lieber die Lehrkräfte in der Praxis der Mediennutzung, des digitalen Unterrichts und des gezielten Einsatzes von Soft- und Hardware fortgebildet werden, damit die vielen schönen neuen Gerätschaften von Whiteboard bis Beamer auch genutzt werden und nicht der Kampf um den Overheadprojektor entbrennt, auf den man die seit Jahren bewährten Folien auflegen kann.
|