„Ich bin stolz auf die ganze Mannschaft. Toll gemacht! Wenn es um die Wurst geht, stehen die Bayern halt immer noch solidarisch zusammen.“ Mein Chef, der Bürgermeister, begrüßte die Feuerwehrleute zurück bei uns in der Stadt, die ausgerückt waren, um Hilfe bei der Bewältigung der Schneemassen in besonders betroffenen Gegenden zu leisten.
Und Recht hat er. Es gibt immer mal wieder Situationen, da reichen die eigenen Kräfte nicht aus und man ist darauf angewiesen, dass sich weitere helfende Hände finden, die anpacken und einen mit aus dem Schlamassel ziehen. Das ist bei Überschwemmungskatastrophen der Fall oder – wie dieses Jahr – wenn in zu kurzer Zeit zu viel Schnee auf einmal fällt.
Wir in der Stadt liegen recht tief, so dass wir, wenn es mal schneit, eher das Gefühl eines Weihnachtsstillebens aus verzuckerten Häusern und weißbedeckten Wiesen haben – allerdings nur kurz, denn in der Regel wird aus der weißen Pracht grauer Matsch, ehe man den Anblick so richtig genießen kann.
Anders in den Alpen und den Mittelgebirgen in diesem Jahr. Da türmte sich zeitweilig der Schnee mannshoch, machte Straßen unpassierbar, knickte Bäume wie Streichhölzer und lag schwer, oftmals gefährlich schwer auf den Dächern von Häusern und Hallen. Da war dann jede helfende Hand und jede verfügbare Schneeschaufel gefragt. Nachdem die weiße Plage so übermäßig und so langwierig auf die Erde kam, waren natürlich irgendwann die örtlichen Helfer erschöpft.
Auch Polizei und Bundeswehr brauchten mal eine Pause. Also zogen unsere Feuerwehrler und die Kolleginnen und Kollegen vom THW mit Kameraden aus dem ganzen Freistaat in die besonders schwer getroffenen Gebiete und halfen, wo Hilfe gebraucht wurde.
Wie schon beim letzten Hochwasser, kann man auch bei dem Schneedesaster nur sagen: Alles war – unter den gegebenen Umständen – perfekt organisiert und wo improvisiert werden musste, spürte man die Professionalität aller Beteiligten. Das gilt für die Koordination der Einsätze ebenso wie für die Versorgung der Bürger in bedrohten Orten oder die klaren Ansagen, wo Unterricht ausfällt oder wo Straßen gesperrt wurden.
Das alles war ganz konkrete Arbeit für die Bürger. Jetzt, nachdem das Gröbste fürs Erste überwunden ist, kommt natürlich die große Stunde der Theoretisierer und Ursachenforscher.
Ungeachtet der Tatsache, dass es im Winter in Bayern in höheren Lagen immer mal wieder zu Schneefällen kommt, die auch mal ergiebig ausfallen und den Leuten echt den letzten Nerv rauben können, muss es dieses Jahr zwingend auf den menschengemachten Klimawandel zurückzuführen sein. Um die Beweisketten zu verstehen, die ausgebreitet werden, muss man wohl zumindest den Bachelor in Physik haben, ich jedenfalls hab nix verstanden. Aber ein Extremwetterereignis ohne Hinweis auf die Erderwärmung – nahezu undenkbar.
Dabei leugnet ja außer dem amerikanischen und neuerdings brasilianischen Präsidenten niemand, dass der Mensch eine der Ursachen für die Erwärmung des Weltklimas ist. Ob das nur negative Auswirkungen hat oder ob Temperaturen, die an das mittelalterliche Klimaoptimum heranreichen, nicht auch etwas Gutes haben, wird sich weisen. Dennoch ist es sicherlich sinnvoll, durch Maßnahmen wie den Kohleausstieg den CO2-Ausstoß zu verringern. Aber warum immer gleich so hysterisch und alarmistisch reagieren?
Mein Chef, der Bürgermeister, ärgert sich dabei besonders über die Aktivisten, die jetzt Schüler dazu anstacheln die Schule zu schwänzen, um gegen den Klimawandel zu protestieren. Schließlich werden wir zur Bewältigung der Folgen der Erderwärmung Naturwissenschaftler und Ingenieure brauchen und keine fanatisierten Protestler. Also wäre eine Extrastunde Mathe oder Physik sinnvoller als das Malen von Parolen auf Pappschilder.
Im Übrigen empfiehlt er einigen die Gelassenheit des amerikanischen Journalisten Frank McKinny Hubbard: „Schimpfen Sie nicht auf das Wetter; neun Zehntel aller Menschen könnten kein Gespräch anfangen, wenn es sich nicht gelegentlich ändern würde“.
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