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(GZ-4-2019)
Neues von Sabrina
 

Wohlstands-Trip zu Lasten der Bauern

Gestern hat mein Chef gesagt...

Egal, wie das Bienen-Volksbegehren ausgeht: Der Bürgermeister ist besorgt: Jede der vorgeschlagenen Ergänzungen des Naturschutzgesetzes zielt auf die Bauern und die Struktur der bäuerlichen Landwirtschaft. Deshalb plädiert er für Dialog anstatt für starres Verbieten.

„Schauen Sie sich das an. Wieder eine lange Schlange vor dem Rathaus. So viel Zuspruch wie jetzt während der Eintragungsfrist für das Bienen-Volksbegehren hatten wir selten.“ Mein Chef, der Bürgermeister, betrachtete skeptisch die vielen Menschen, die sich in die Unterstützerlisten für das Volksbegehren zur Änderung des Bayerischen Naturschutzgesetzes eintragen wollen.

Ohne Zweifel haben die Organisatoren erhebliches Geschick in der Mobilisierung von Menschen. Klar ist ja auch, dass man gegen Bienen eigentlich nichts haben kann, solange man nicht von ihnen gestochen wird. Das mit dem Bestäuben und dessen Zusammenhang mit dem Erblühen der Natur und dem Reifen von Früchten und sonstigen pflanzlichen Lebensmitteln lernt man ja schon in der Schule. Früher jedenfalls auch von seiner Mutter, wenn man sich neugierig danach erkundigt hat, wo die Babys herkommen.

Die Alternativen zur natürlichen Bestäubung sind ja auch einigermaßen gruselig. So sollen in China Wanderarbeiter in Handarbeit die Bestäubung vornehmen, wenn die Bienenpopulation in einer Gegend so gering geworden ist, dass die verbliebenen armen Viecher nicht mehr hinterherkommen vor lauter Angebot. Auch mit kleinen, extra konstruierten und ausgestatteten Drohnen wird schon experimentiert, die Bienen wohl nicht überflüssig machen, aber ihren Job zuverlässiger und planbarer erledigen sollen. Pferdefuß: Weder Wanderarbeiter noch Drohnen produzieren Honig.

Aber Spaß beiseite: Wir brauchen die Bienen, das ist ganz klar. Und auch andere Insekten, deren Existenz uns im Alltag gehörig auf die Nerven gehen kann (Stichwort: Mücke im Schlafzimmer!), haben ihre Daseinsberechtigung in Kreislauf der Natur. Schließlich ist die Mücke oder die Fliege der Preis für das Vogelgezwitscher, das uns hoffentlich bald wieder beim Aufstehen begrüßt.

Also volle Kraft voraus für den Schutz der Bienen! Das erscheint so logisch, dass sich wohl nicht alle derjenigen, die jetzt mit Feuereifer in die Rathäuser rennen, den zugrundeliegenden Gesetzentwurf durchgelesen haben. 

Zugegeben, auf den Websites der Aktivisten ist er auch meist zwischen all den bunten, idyllischen Fotos von saftigen Wiesen und prächtigen Blumen eher schwer zu finden. Wer ihn liest, wird aber schnell nachdenklich. Praktisch jede der vorgeschlagenen Ergänzungen des Naturschutzgesetzes zielt auf die Bauern und die Struktur der bäuerlichen Landwirtschaft bei uns. Bayern soll, um es plastisch zu formulieren, zurückgebeamt werden ins 18. Jahrhundert. Gut, das kann man alles machen, einschließlich einer Mahd-Polizei, die genau registriert, wann und wie der Landwirt mäht, sät, spitzt und erntet. Selbstverständlich kann man auch auf dirigistischem Weg das versuchen, was aufgrund der fehlenden Kundennachfrage offensichtlich mit marktwirtschaftlichen Mitteln nicht geht, nämlich aus Bayern ein Bio-Bullerbü zu machen.

Es fragt sich, ob wir uns so einen egoistischen Wohlstands-Trip wirklich leisten sollten. Die Welt mit ihren acht Milliarden Menschen steht vor der riesigen Herausforderung, die stetig wachsende Bevölkerung zu ernähren. Bisher wurde diese Aufgabe erstaunlich gut gemeistert, etwa durch den Einsatz von Düngemitteln, Pestiziden und Gentechnik. Aber wir in den satten, reichen Ländern, in denen das Ernährungsproblem in einem Zuviel besteht, statt in Mangel, erlauben uns den Luxus, etwa auf gentechnisch verbesserte Pflanzen zu verzichten. Jetzt sollen auch noch eine optimierte Bewirtschaftung der Agrarflächen sowie der Einsatz von Schädlingsbekämpfern unter Generalverdacht gestellt oder verboten werden.

Mein Chef, der Bürgermeister, sieht, obwohl Städter, die Entwicklung mit Besorgnis. Natur- und Artenschutz wird sicherlich nicht gegen, sondern nur mit unseren Landwirten zusammen gelingen. Dazu gehört der Dialog und nicht nur das starre Verbieten, wie im Volksbegehren angelegt. Doch wie sagte schon George Bernard Shaw: „Demokratie ist ein Verfahren, das garantiert, dass wir nicht besser regiert werden, als wir es verdienen.“

Ihre Sabrina

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