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(GZ-13-2019)
Neues von Sabrina
 

Erfindergeist gegen negative Folgen des Klimawandels

Gestern hat mein Chef gesagt...

„Im Jahr 1666 war es in London so kalt, dass die Themse zufror und mit einer dicken Eisdecke überzogen war, die man betreten konnte. Das folgende Frühjahr und der Sommer waren heiß und regenarm, die Ernte verdorrte und das Holz der Häuser war so trocken, dass ein kleines Feuer in einer Bäckerei ausreichte, um beim großen Brand von London Anfang September 1666 mehr als 13.000 Häuser zu zerstören.“ Mein Chef, der Bürgermeister, hat in den Ferien ein Buch über die Geschichte der so genannten Kleinen Eiszeit zwischen 1570 und 1700 gelesen. Frappierend beeindruckend.

Damals wurde es auf der Erde – wohl durch natürliche Ursachen – sehr viel kälter als im Mittelalter oder gar der Antike. Wetterphänomene wie bitterkalte Winter, durchregnete oder viel zu dürre Sommer beutelten die Menschen, entzogen ihnen Lebensgrundlagen und führten zu heftigen Reaktionen. Viele wissenschaftliche Entdeckungen und eine Reihe von technischen Neuerungen, vor allem auf dem Gebiet der Landwirtschaft, verdanken wir diese extremen Wetterepoche. Aber richtig wissenschaftlich durchdringen konnten die Zeitgenossen das Geschehen wohl nicht. Der Urgrund musste in etwas Metaphysischen liegen und Schuldige mussten her. Kein Wunder, dass dies die Hochzeit der Hexenverfolgung und der Zauberabwehr ist. 

Heutzutage sind wir wissenschaftlich voll auf der Höhe. Wir wissen, um wieviel Grad in welchem Zeitraum sich die Erde erwärmt, können alle möglichen Szenarien in Projektionen durchspielen und kennen auch die Auslöser der Erwärmung, die Wechselwirkungen verschiedener Stoffe und Wetterphänomene sowie die mutmaßlichen Folgen der Erwärmung: Immer kältere Winter und immer heißere Sommer. Von letzterem kriegen wir ja derzeit eine schöne Scheibe ab.

Interessant ist dabei: Offensichtlich ist die Lust nach Sündenböcken bei aller Wissenschaftlichkeit des Diskurses noch nicht erloschen. Natürlich kommt keiner auf die Idee, die Liebhaber von saftigen 350-Gramm-Steaks, Kurzstreckenflugreisen oder 3-Liter-Diesel-Limousinen auf den Scheiterhaufen zu führen. Aber etwas soziale Ächtung darf es schon sein. Die Schweden etwa, die auf der Suche nach einem billigen Besäufnis gerne über ein Wochenende wegfliegen oder ihren Monatsvorrat dänisches Bier per Tagesfahrt mit der Fähre decken, haben jetzt mit Flugskam (Flugscham) für das erste Mobbingwort der immer hitziger (sorry für das Wortspiel) werdenden Klimadebatte gesorgt. Wer fliegt, soll sich mal richtig tüchtig schämen!

Kein begeistertes „Ich war übers verlängerte Wochenende in Sevilla“, sondern ein verschämtes „Ich hatte leider nicht mehr genug Urlaub für die 36 Stunden Anreise mit der Bahn und zurückkommen musste ich ja auch – ging blöderwiese nur mit dem Flieger“. Wer ob dieser Sünde keinen Schlaf mehr findet, kann Emissionszertifikate kaufen, mit deren Erlös irgendwo ein Bäumchen gepflanzt wird oder er isst einen Monat vegan, was dann auch den Frevel des Genusses von Iberoschwein und den göttlichen Schinken da unten ablassen könnte.

Wenn heute über das Klima debattiert wird, dann wird die ganz große moralische Keule geschwungen, vehement alle möglichen Verbote gefordert und Steuern angedroht, die zwar kein Gramm CO2 aus der Luft bringen, aber unseren way of life bestrafen sollen.

Mein Chef, der Bürgermeister, las wie erwähnt in seinem Buch zur Kleinen Eiszeit, dass die Menschen den damaligen Widrigkeiten mit Erfindungsreichtum und Innovationen begegnet sind. Deshalb wird er demnächst jemanden in die Stadt einladen, der nicht über die Apokalypse jammert, sondern konkret aufzeichnet, welche Technologien derzeit entwickelt werden, um Treibhausgase erst nicht entstehen zu lassen oder anders zu verwenden, als sie in die Atmosphäre zu blasen. Kurz: Die negativen Folgen des menschengemachten Klimawandels durch menschlichen Erfindungsgeist auffangen. Denn schließlich wusste schon der große Ökonom Joseph Schumpeter: „Da der technische Fortschritt im Prinzip nicht vorhersagbar ist, ist es sinnlos, sein Ende zu prognostizieren“.

Ihre Sabrina

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