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(GZ-14-2019)
Neues von Sabrina
 

Menschen müssen einander mit Achtung begegnen

Gestern hat mein Chef gesagt...

Die Menschen müssen einander mit Vertrauen und Achtung begegnen – auch im Internet, fordert der Rathauschef. Er verurteilt, wie sehr tumbe Rohheit in Wort und Tat um sich greift, wie Einsatzkräfte und Personen des öffentlichen Lebens angegriffen werden.

„Kurt Tucholsky hat einmal gesagt, dass derjenige, der in der Öffentlichkeit Kegel schiebt, es sich gefallen lassen müsse, wenn nachgezählt werde, wie viel er getroffen habe. Wohl wahr! Aber niemand muss sich dumm anreden oder gar beleidigen lassen, nur weil er ein öffentliches Amt bekleidet.“ Mein Chef, der Bürgermeister, verfolgt mit großem Interesse die jetzt begonnene Diskussion über den öffentlichen Umgang mit Kommunalpolitikern, insbesondere zu Fragen von Stil und Sprache der Kommunikation im Internet.

In der Tat befindet sich ein Teil unserer Gesellschaft erkennbar in einer Ich-Falle. Nur der eigene Standpunkt, nur das eigene Umfeld, nur das eigene Interesse werden gesehen.

Wie sonst wären Meldungen erklärbar wie die, dass Feuerwehrleuten bei Löscharbeiten die Schläuche entwunden werden, damit sich ein paar Spaßvögel gegenseitig nassspritzen können. Oder Rettungskräfte wüst beschimpft werden, wenn ein Krankenwagen, der erkennbar im Einsatz ist, die Ausfahrt aus einer Parklücke versperrt. Sofern nicht gar zur Selbsthilfe gegriffen wird und verstockte Verkehrsteilnehmer Feuerwehrfahrzeuge eigenmächtig umparken. Die Phänomene „Gaffer“ und „Rettungsgassenfahrer“ will ich nur andeuten.

Für Menschen mit einer solchen Geisteshaltung ist es sicherlich schwer nachzuvollziehen, dass sich jemand einen Job antut, bei dem er nicht bei einem Achtstundentag, in einer Fünftagewoche bei 30 Tagen Urlaub kleine Fluchten der Selbstverwirklichung sucht, sondern effektiv 365 Tage für das Gemeinwohl einsteht und sich bei jedem Vorschlag, bei jeder Entscheidung wie auch bei jedem Unterlassen vor Gremien und der Öffentlichkeit rechtfertigen und kritisch kontrollieren lassen muss.

Der Kommunalpolitiker, der im Tucholskyschen Sinn in der Öffentlichkeit Kegel schiebt weiß, wie viele Schieds- und Punktrichter es gibt: Ratsgremien, die Lokalpresse, Bürger- und Wählerinitiativen, konkurrierende Parteien, kritische Nachbarn, stadtbekannte Sonderlinge, innerparteiliche Rivalen. Alles direkt aus dem Handbuch der kommunalen Demokratie.

Das ist okay und muss so sein, solange es sich um Kritik und demokratische Kontrolle handelt, die sich an der Sache orientiert und in einem dementsprechend sachlichen Stil und einer angemessenen Sprache vorgetragen wird. Leider neigen aber Personen, die in der vorbeschriebenen Ich-Falle gefangen sind, leicht dazu, jeden Vorschlag, jede Initiative und jede Entscheidung, die gegen ihre Sicht der Dinge steht, sogleich als persönlichen Angriff zu werten und entsprechend loszuschlagen. Leserbrief- und Online-Kommentarspalten der Zeitungen enthalten deshalb zuweilen Texte, die weit den Boden verlassen, auf dem eine sachliche Diskussion stehen sollte.

Wenn gross@maul.de oder netzbeschmutzer@hetze.de dann so richtig abledern, frägt man sich unwillkürlich, wohin diese Kombination aus geistiger Armut und starken Begriffen unser Land noch führen werden. Vielfach wird ja das Netz und werden die Sozialen Medien als der Stammtisch des 21. Jahrhunderts bezeichnet. Schon richtig, wie der Stammtisch im Wirtshaus bietet das Netz einen Ort für den Diskurs und den Austausch von Meinungen. Wenn sich aber am Stammtisch einer im Ton vergreift, dann kann man ihm in die Augen schauen und zum Schämen bringen. Im Netz, so scheint es, schämt sich niemand.

Mein Chef, der Bürgermeister, ist sogar bei uns in unserer überschaubaren Stadt nicht vor Netztrollen und Pöblern mit kreativer Beleidigungsfantasie verschont. Körperlicher Attacken, wie sie zu unser aller großen Entsetzen in anderen Städten vorkamen, musste er sich Gott sei Dank noch nicht erwehren. Wenn diejenigen, die das Zusammenleben mit ihrem dumpfen Hass vergiften, nicht so entsetzlich dumm und unreflektiert wären, könnten sie mal über einen Satz von Michail Gorbatschow nachdenken:

„Der Mensch muss wissen und spüren, dass sein Wort etwas gilt, dass seine Würde nicht verletzt wird, dass man ihm mit Vertrauen und Achtung begegnet“.

Ihre Sabrina

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