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(GZ-15-16-2020)
Neues von Sabrina
 

Tapetenwechsel in Corona-Zeiten

Gestern hat mein Chef gesagt...

Vieles ist anders in Corona-Zeiten. Die Menschen suchen Veränderung und Abwechslung. Doch in dieser Feriensaison ist Abstand zu anderen Urlaubern und Ausflüglern das Wichtigste überhaupt, um den Urlaub oder die Freizeit sicher genießen zu können.

„Ich brauch Tapetenwechsel, sprach die Birke und macht sich in der Dämmrung auf den Weg – an dieses alte Lied von Hildegard Knef muss ich denken, wenn ich über Urlaub in Zeiten von Corona lese.“ Mein Chef, der Bürgermeister, ging schmunzelnd die vorläufigen Zahlen der Übernachtungen in unserer Stadt durch.

Jetzt ist unsere Stadt kein Tourismus-Brennpunkt (ja, auch für Hotspot gibt es eine Entsprechung im Deutschen) und an Overtourism (das kann man wirklich nur auf Englisch sagen) haben wir noch nie gelitten. Aber dennoch zog es immer wieder Auswärtige für zwei, drei Nächte zu uns, entweder um von hier aus das reizvolle Umland zu erkunden oder unser kulturelles Angebot zu genießen. Jetzt unter Coronabedingungen war ja nicht abzusehen, wie es weitergeht und siehe da – die Zahlen können sich im Vergleich zu den Erwartungen sehen lassen. Kulturell kann derzeit ja weniger geboten werden, aber die Landschaft und das Ortsbild sind anziehend. Jeder ist herzlich willkommen.

Natürlich vor allem bei den Gastwirten und den Hotelbetrieben. Die geben sich denn auch alle Mühe, den Gästen den Aufenthalt angenehm und vor allem sicher zu machen. Denn eins muss man sagen: Die bayerischen Gastronomen und Hoteliers setzen die verantwortungsvollen Hygienepläne penibel um. Was davon auf das Konto schierer Vernunft geht und was der doch beachtlichen Kontrolldichte zu Gute gehalten werden muss, wird sich sicher erst zeigen, wenn mal wieder Normalität einkehrt. Und ja, auch den Gästen gebührt Respekt, da sie sich offensichtlich in der überwiegenden Mehrzahl der Tatsache bewusst sind, dass es bei uns zwar bestes Bier und exzellenten Schinken gibt, aber keinen Ballermann.

Klar kann auch bei uns immer was passieren, wie man an unseren österreichischen Freunden sieht, die ja auch äußerst verantwortungsvoll mit den Gefahren der Pandemie umgehen und jetzt sehen müssen, dass Corona an einigen Orten wieder das Haupt erhebt.

Was ich aber überhaupt nicht verstehe ist, warum einige Leute in dieser fragilen Situation, in der wir leben, in Hochrisikoländer reisen. Kann man nicht einmal auf das Baden in der Türkei oder auf das Tauchen in Ägypten verzichten? Als Steuerzahlerin finde ich es ziemlich schräg, wenn jetzt denjenigen, die alle Warnungen und guten Ratschläge in den Wind schlagen, bei der Rückkehr auch noch der Coronatest vom Staat spendiert werden soll, damit man sich die Quarantäne ersparen kann. Platt gesagt sollen wir alle zahlen, damit jemand ohne Konsequenzen Party in Antalya machen kann.

Klar ist: Nicht nur die Birke, auch der Mensch braucht Tapetenwechsel. Natürlich gibt es Menschen, die sich in ihrer Umgebung so wohl fühlen, dass sie nichts weiter sehen wollen. Es gibt aber ebenso viele, die andere Eindrücke sammeln wollen, andere Landschaften sehen, andere Kulturen erleben, anderes Essen probieren. Das alles ist unter Coronabedingungen halt nicht so einfach.

Aber gerade in Bayern gibt man sich alle Mühe, die Balance zwischen dem Drang nach Abwechslung und unser aller Sicherheit zu halten. Man kann sich etwa in Echtzeit informieren, ob es in einer Ausflugsregion noch Parkplätze gibt, wie die Gaststätten ausgelastet sind und sich vor allem Alternativen empfehlen lassen, Plätzchen, die nicht so bekannt, aber genauso reizvoll sind, wie das ursprüngliche Ziel. Denn eines lehrt uns der Ballermann aber lehren uns auch die wilden Rave-Partys in Berlin – in dieser Urlaubssaison ist Abstand zu anderen Urlaubern und Ausflüglern das Wichtigste überhaupt, um den Urlaub oder die Freizeit sicher genießen zu können.

Mein Chef, der Bürgermeister, vermisst es auch, dieses Jahr keine Fernreise machen zu können. Aber bei ihm schlägt das nicht in Askese um – er entdeckt mit seiner Familie einfach Ziele neu. In der Umgebung und im nahen, sicheren Ausland. Denn Erholung muss sein, damit es einem nicht so geht, wie von Ephraim Kishon beschrieben: „Wer anfängt, seinem Passbild ähnlich zu sehen, sollte in Urlaub fahren“.

Ihre Sabrina

 

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