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(GZ-8-2021)
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Das eigene Glück kann man nur multiplizieren, indem man es teilt

„Das eigene Glück kann man nur multiplizieren, indem man es teilt“, räsoniert Sabrina. Aus ihrer Komfort-Pandemie-Zone heraus sorgt sie sich um die Menschen im globalen Süden. Die Stadt unterstützt natürlich das Projekt „1000 Schulen für unsere Welt“.

„Ich habe das gemacht, was uns die Bundeskanzlerin und der Ministerpräsident empfohlen haben: Ich habe mich über die Ostertage ganz auf mich und meine Familie zurückgezogen. Freiwillig. Tat gut!“ Mein Chef, der Bürgermeister, hat sich an das gehalten, was ich ihm empfohlen und auch selber praktiziert habe: Das Vernünftige tun, auch wenn einen die Obrigkeit nicht dazu zwingt.

Denn es kann ganz ernsthaft auch einen Akt der Selbstbefreiung bedeuten, wenn man aus freien Stücken auf etwas verzichtet, was einem eigentlich am Herzen liegt: Der nächtliche, stimmungsvolle Gottesdienst, geliebt seit Kindertagen, der Osterbrunch mit der Familie, der lange Spaziergang mit Freunden in der ersten Frühlingssonne. Diese Dinge vermisst man, aber sie werden einem zugleich auch wertvoller, weil man sich klar wird, wie wichtig sie einem jenseits aller Rituale und Gewohnheiten sind.

Jedenfalls war dieses Ostern so ganz anders, mit viel Zeit zum Lesen und Nachdenken. Etwa darüber, welche absolut privilegierte Situation wir in Europa und Nordamerika trotz Pandemie, Wirtschaftseinbrüchen und finanzieller Kraftakte doch haben. Nicht falsch verstehen: Ich akzeptiere den Frust und die scheinbare Ausweglosigkeit, die viele beklagen, die als Künstler, Gastronom, Hotelier, Fortbildungsdozent, Trainer, Schausteller oder in einer ähnlich fundamental von Lockdown und Einschränkungen getroffenen Branche arbeiten. Doch sie bekommen hier wenigstens Unterstützung, die zumindest existenzielle materielle Not von ihnen fernhält. Wie aber steht es um einen Tagelöhner, sagen wir mal in Indien, Mali oder Haiti? Wenn der keine Arbeit hat, dann hat er schlicht nichts zu essen.

Wir machen uns zu Recht Sorgen um die Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die den Kindergarten, die Schule oder die Universität nicht in Präsenz besuchen dürfen. Und nur mal so am Rande: Wenn ich die Teens in unserer Stadt so sehe, wie sie in Gruppen oder Grüppchen durch die Straßen ziehen, immer tuschelnd Mund an Ohr, immer sich abklatschend, da wären sie wohl in der Schule mit Hygieneplan und Aufsicht besser aufgehoben – meine Meinung. Aber jedenfalls haben unsere jungen Leute die Chance auf Bildung auch in der Pandemie: Distanzlernen, Lernplattformen, Lerngruppen per Teams oder BBB.

Wenn in den Staaten der so genannten Dritten Welt Schulen geschlossen werden, bedeutet das tabula rasa, es findet einfach überhaupt keine Bildung statt. In manchen Ländern ist dies jetzt bereits seit über einem Jahr der Fall. Ein riesiges globales Problem, denn Bildung ist in jedem Land und in jeder Kultur der Schlüssel zu Aufstieg und Entwicklung. Gerade für Mädchen wird es in Ländern mit entsprechender kultureller Prägung schwer werden, nach der Pandemie wieder zur Schule gehen zu dürfen.

Dass ausgerechnet an der Bildungs- und Schulfront jetzt so viel verloren geht, macht mich unendlich traurig. Auch wir in der Stadt unterstützen ja das Projekt „1000 Schulen für unsere Welt“ engagiert. Als Leserin oder Leser der Gemeindezeitung kennen Sie es gut. In allen Teilen Bayerns leisten hier Kommunen und Kommunalpolitiker Graswurzelarbeit für eine nachhaltige Entwicklung.

Bildung, sauberes Wasser, gesicherte Abwasserversorgung, Gesundheitsvorsorge und und und. Die Liste der Herausforderungen ist schier endlos, wenn man an den globalen Süden denkt. 

Mein Chef, der Bürgermeister, teilt auch hier meine Sorgen und Ansichten. Man müsste sich viel stärker engagieren – gerade heute und jetzt in Zeiten der Pandemie und der Zukunftsängste.

Aber das ist leichter gesagt als getan: Man hängt ja an seinem Job, an der Familie, an seinem Zuhause. Was würde aus meinem Kater, wenn ich beschießen würde, mich mehr um das Wohl unserer ferneren Nachbarn zu kümmern? Andererseits: Gerade bin ich in einem Alter, da man nochmal Neues wagen kann und sollte. Mal sehen. Zu bedenken ist auch das Wort Albert Schweitzers: „Das eigene Glück kann man nur multiplizieren, indem man es teilt“.

Ihre Sabrina

 

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