Pinos Weltzurück

(GZ-21-2021)
Pinos Welt
 GZ-Plus-Mitgliedschaft

Lyrisch-Pilosophisches an grauen Herbsttagen

„Veränderung ist etwas, was man in Deutschland mittlerweile scheut, wie der Teufel das Weihwasser“ räsoniert der persönliche Hauslyriker und Philosoph des Bürgermeisters. Rathauskater Pino gibt sich während der grauen Herbsttage gerne einer Aneinanderreihung deprimierender Daten hin; aber bei Energiepreisen, Inflation, PiS-Regierung und Blablabla rund ums Klima kennt er sich ziemlich gut aus.

„So, lieber Pino, jetzt kommen die Tage, an denen man Dich nicht lange zu suchen braucht. Ein Blick zum Heizkörper genügt.“ Der Bürgermeister ist durch mich ein echter Katzenversteher geworden. Ganz klar, je kälter, ungemütlicher und kürzer die Tage werden, umso weniger will ich herumstreifen und Dinge erkunden und umso mehr will ich meine königlich-bayerische Ruhe an einem warmen, trockenen Plätzchen.

Ich weiß, die Fans des Herbstes werden mich jetzt einen Banausen heißen, der die Romantik des sich verfärbenden Laubs, das Rascheln der gefallenen Blätter oder das Mystische des sich langsam verziehenden Bodennebels nicht zu würdigen weiß. Humbug. Von Allerheiligen, Allerseelen bis hin zum Volkstrauertag und Totensonntag bietet der November nur eine Aneinanderreihung von deprimierenden Daten bei deprimierendem Wetter und deprimierenden Nachrichten.

Ist doch wahr. Immer, wenn ich mich vom Bürgermeister kraulen lasse, während der „heute“ oder „Tagesschau“ verfolgt, die ewigen Hiobsbotschaften: Energiepreise, Inflation, eine durchgedrehte PiS-Regierung in Warschau, Fischereikrieg im Ärmelkanal, blah, blah, blah ums Klima in Glasgow. Immer wieder denkt man unwillkürlich an die Zeilen: „Herr Kästner, wo bleibt das Positive? Ja, weiß der Teufel, wo das bleibt.“

Aber, weil wir schon gerade im Lyrisch-Philosophischen weilen: „Always look on the bright side of life“. Es mag Sie überraschen, aber meine beiden Highlights der vergangenen Tage waren zum einen die Zeitumstellung, zum anderen eine Umfrage im Auftrag der Bundesbank.

An Halloween wurde von Sommer- auf Winterzeit umgestellt. Die berühmte eine Stunde mehr schlafen hat mich nicht so sehr gelockt, da ich eh mehr als die Hälfte des Tages schlafe, döse oder schlummere. Nein, das Geile an der Nachricht ist, dass die Kampagne zur Abschaffung der Sommerzeit noch nicht erfolgreich war, obwohl doch angeblich so viele gegen die Zeitumstellung sind.

Denn unsere jetzige Zeit ist ja die sogenannte Normalzeit GMT+1 – langweilig. Der Clou ist aber die Sommerzeit, weil sie uns lange, laue, sonnige und helle Abende beschert. Gut, das Wetter muss mitspielen, die ganze Sommerzeit bringt nichts, wenn die Abende wie im Jahr 2021 nur kühl und verregnet sind, aber in Normaljahren (also wenn wieder Hitzerekorde gebrochen werden) dann ist die Sommerzeit echt cool.

Die Studie, die die Bundesbank in Auftrag gegeben hat, handelte vom digitalen Euro. Der digitale Euro wäre die Münze und der Geldschein des 21. Jahrhunderts, also von der Zentralbank herausgegebenes Geld, das allerdings nicht verkörperlicht vorliegt, sondern eben digital in einer elektronischen Geldbörse. Blöd für Banken und Zahlungsdienstleister, die bei Onlinetransaktionen nicht mehr gebraucht würden, aber gut für uns Verbraucher. Aber das ist nicht der Punkt.

Bei der Umfrage stellte sich heraus, dass Dreiviertel der Befragten noch nie vom digitalen Euro gehört hatten und somit auch keine Vorstellung von der Funktion haben konnten. Aber, jetzt kommt’s, trotz der strukturellen Ahnungslosigkeit waren 55 Prozent der Befragten gegen seine Einführung, nur 13 Prozent wollten ihn haben. Der Rest war unentschieden. Wenn nur 25 Prozent mit dem Produkt digitaler Euro etwas anfangen konnten, aber 55 Prozent dieses Produkt ablehnen, dann gibt es bei uns verdammt viele Menschen, die offensichtlich erst mal dagegen sind, auch wenn sie nichts davon verstehen. Möglicherweise liegt die Ablehnung in Schlüsselbegriffen wie „Euro“ oder „digital“ begründet, ich denke aber eher, die Aversion geht gegen „neu“ und „Veränderung“.

Eine klare Mehrheit der Deutschen ist gegen die Zeitumstellung – sie wollen nicht, dass sich im Jahresablauf etwas ändert. Veränderung ist etwas, was man in Deutschland mittlerweile scheut, wie der Teufel das Weihwasser. Insofern passt die Umfrage gut in den November: Traurig und deprimierend. Oder wie sagt es der amerikanische Humanist Walt Whitman: „Der Veränderung die Tür schließen hieße, das Leben selber aussperren“.

Ihr Pino

Pino

 

Dieser Artikel hat Ihnen weitergeholfen?
Bedenken Sie nur, welche Informationsfülle ein Abo der Bayerischen GemeindeZeitung Ihnen liefern würde!
Hier geht’s zum Abo!

 

 

 

GemeindeZeitung

Pinos Welt

Kolumnen & Kommentare aus Bayern

AppStore

TwitterfacebookinstagramYouTube

Google Play

© Bayerische GemeindeZeitung