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(GZ-19-2022)
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Endlich Schafkopfen! Und die Energiepolitik pragmatisch betrachten

Der Bürgermeister freut sich auf das Schafkopfturnier der Bayerischen GemeindeZeitung und Rathauskater Pino räsoniert über die wenig pragmatische bundesdeutsche Energiepolitik.

Haben Sie es gelesen? Die Bayerische Gemeindezeitung veranstaltet nach langer, allzu langer Zeit mal wieder ein Schafkopfturnier! In normalen Zeiten gehört ein zünftiger Schafkopf essentiell zur bayerischen Mentalität – jedenfalls zur altbaierischen. Kaum eine Behörde, Verein oder größere Firma, die früher nicht wenigstens einmal im Jahr ein Schafkopfturnier veranstaltet hätte. Eine Gelegenheit zum geselligen Kennenlernen und zur Herausbildung einer ganz eigenen Hierarchie.

Schließlich ist der Sieger so eines Turniers eine Art ungekrönter König und auch sonst gilt: Je besser man abschneidet, desto höher das Sozialprestige. Der Bürgermeister fiebert schon dem Turnier entgegen. Schließlich konnte er seine Meisterschaft in dieser Königsklasse der Kartenspiele jetzt zwei Jahre nur mit dem Kämmerer, dem Kreisbrandmeister und dem Vorsitzenden einer oppositionellen Ratsfraktion messen – die einzigen, die in der Stadt mit ihm auf diesem Gebiet mithalten können.

Ehrlich gesagt freue ich mich mit allen Menschen, die jetzt wieder mal richtiges soziales Leben genießen können. Ob auf großen Volksfesten oder kleinen Schafkopfturnieren – einfach mal wieder Mensch sein und von den Sorgen abschalten. Denn die Krisen reißen ja nicht ab. Karl Lauterbach redet wieder die Corona-Krise herbei, wenn er nicht gleich en passant auf Twitter Putin den Krieg erklärt.

Dann natürlich Inflation und Energieknappheit, die sich als toxisches Duo infernale in unserer Volkswirtschaft festsetzen. Was mich als kritischen Kater immer wieder erstaunt ist die Tatsache, wie wenig pragmatisch in Deutschland Energiepolitik betrieben wird und wieviel Ideologie man sich immer noch erlaubt, obwohl die Heizkörper praktisch schon am Erkalten sind. Ich rede hier gar nicht über den Weiterbetrieb der Kernkraftwerke, obwohl uns dieser weder dem atomaren Armageddon näher bringen, noch mehr Atommüll erzeugen würde.

Ich rede über Holz und die für mich völlig absurde Diskussion, Holz nicht mehr als nachhaltigen Brennstoff anzuerkennen, bis hin zur Forderung, Holzfeueranlagen zu verbieten und die Wälder so zu bewirtschaften, dass daraus kein Feuerholz mehr gewonnen werden kann. Zunächst eine unsachliche Vorbemerkung: Niemand, der zum Genuss fähig ist, kann einem Verbot von Holzfeuer das Wort reden. Was gibt es Schöneres, als die wärmende Hitze eines Kachelofens zu spüren, die in die verfrorenen Glieder eintaucht und nur wohliges Wohlfühlen hinterlässt. Vom Duft ganz zu schweigen!

Holz zu verbrennen, um damit Energie zu erzeugen, ist so alt wie die auf Feuer basierende Menschheitsgeschichte selbst. Schließlich ist davon auszugehen, dass Prometheus den Sterblichen einen brennenden Holzscheit übergeben hat und keinen Sonnenkollektor made in China. Und natürlich hatte das Verfeuern von Holz Auswirkungen auf die Umwelt. Das zeigen schon älteste Funde der Metallverhüttung. Ganze Wälder wurden gerodet, um Bauholz für Schiffe zu gewinnen oder Stützbalken für Erz- oder Salzgruben. Erz muss geschmolzen, Sole gekocht werden – wieder Holz.

Aber heutzutage werden Wälder nachhaltig bewirtschaftet und der Waldbestand wächst, trotz Nutzung. Gut, verbranntes Holz rußt und beim Verbrennen wird das CO2 auf einen Schlag frei, das sich beim Wachsen der Bäume erst wieder zäh einlagern muss. Aber welche Art von Energieerzeugung hat keine nachteiligen Auswirkungen auf die Umwelt? Nur zwei von einer ganzen Reihe von Aspekten: Sonnenkollektoren brauchen Seltene Erden, Windräder bedeuten jede Menge Schrott, wenn die Lebensdauer abgelaufen ist.

Meines Erachtens sollte man, statt auf das alarmistische Geschrei von Berufs-Ökos zu hören, mal alle Formen der Energiegewinnung einem Umweltverträglichkeitstest unterziehen und dann gegeneinander abwägen. Denn keine wird ohne Vor- und Nachteile sein. Und dann auch noch Mensch bleiben und genießen, wie es uns Alfons von Kastilien hinterlassen hat: „Vier gute Dinge sind in der Welt – altes Holz, um Feuer zu machen, alter Wein, um ihn am Feuer zu trinken, alte Bücher, um darin zu lesen und alte Freunde, um ihnen zu vertrauen.“

Ihr Pino

Pino

 

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