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(GZ-9-2023)
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König Karl – Posterboy der Nachhaltigkeit

Inspiriert vom allgemeinen Mantra des Verzichts regt Pino der Rathauskater an, doch auch bei den eigenen Klamotten auf Nachhaltigkeit zu achten. Was würden wir an Wasser sparen! Wie viel weniger schädliche Chemikalien würden wir einsetzen! Und die Kleidung müsste nicht um die halbe Welt geflogen werden.

Treue Leser dieser Kolumne werden sich jetzt wohl die Augen reiben. Ich, der Kater, der wohl wie kein zweiter seiner Artgenossen eingefleischter Republikaner ist, schreibt zum zweiten Mal in kurzer Folge über einen alten Mann, der ohne eigenes Verdienst, nur in Folge des Ablebens seiner Mutter, Staatsoberhaupt eines sich im Niedergang befindlichen Landes am Rande Europas ist.

Aber keine Angst, ich werde jetzt nicht mit brüchiger Altersstimme ‚God save the King‘ schmettern, wenngleich das sicher am Tag vor der Krönung von König Karl III angemessen wäre (warum wir in Deutschland dauernd Charles sagen, weiß nur, wer erklären kann, warum Papst Franziskus bei uns latinisiert und anders als in Italienisch, Französisch oder Englisch nicht in der Form der verwendeten Sprache, also Franz, benannt wird).

Aber eigentlich interessiere ich mich nicht so sehr für das Mega-Merchandising-Event Krönung, sondern mehr für eine Eigenschaft, die dem Monarchen zugeschrieben wird: Ressourcenbewusstsein. Ja, eine große deutsche Tageszeitung hat sich in einer Geschichte (kein Yellow-Press-Quatsch, sondern seriös) sogar dazu verstiegen, ihn als Posterboy der Nachhaltigkeit zu preisen.

Gut, die Anspielung mit dem Posterboy funktioniert wohl nur bei Leuten, die in den 70er die Jugendzimmer bevölkerten, aber die Beispiele für Karls bewussten Umgang mit den Dingen waren schon interessant. So zeigte er beim Besuch einer Moschee Socken, die Löcher hatten. An seinem Lieblingsanzug wurde an mäßig auffälliger Stelle ein Flicken entdeckt und über sein Schuhwerk war zu lesen, dass es zwar immer auch Hochglanz gewichst, aber das Leder des Öfteren brüchig wäre.

Gut, das kann bei jemand, der sich sorgfältig das Image des Öko-Prinzen zugelegt hat, sich für Biodiversität, Artenschutz, gesunde Ernährung und traditionelles Bauern begeistern kann, natürlich auch Teil der Show sein. Aber es passt halt mal perfekt in unsere Zeit.

Da können wir wirklich alle miteinander nachdenken, wie es wäre, wenn wir es mit unserer „sehe ich denn wirklich makellos aus“-Attitüde ein Stück weit brechen würden.

Ich sehe es doch am Bürgermeister: Kaum ist ein Hemdkragen etwas abgewetzt oder auf der Krawatte ein winziger Saucenspritzer, den eigentlich nur ein Uhrmacher durch sein starkes Vergrößerungsglas erkennen kann, sind die Textilien schwupps im Müll. Undenkbar, sich dem strengen Auge der kritischen Lokalreporterin während der Ratssitzung in einem Anzug auszusetzen, dessen Taschen ausgebeult sind. Und dann die Schuhe! Traditionell die Visitenkarte des gepflegten Mannes. Bei rissigem Leder wäre jedem das Attribut „gschlampperter Uhu“ sicher.

Dabei wäre etwas mehr Nachhaltigkeit bei der Kleidung doch eine win-win-Situation für alle. Die Menschen müssten nicht so oft shoppen oder sich etwas liefern lassen, wenn die Klamotten länger getragen würden. Kleidung könnte wieder öfter in Europa hergestellt werden, weil die Kunden die Oberbekleidung weniger oft erneuern und sich deshalb etwas höhere Preise für bessere Qualität gerne leisten würden.

Vor allem aber könnte den Fridays-for-Future und Last-Generation-bewegten Kids und jungen Leuten endlich ein Role Model für sinnvollen Verzicht geboten werden. Auf was sollen wir für das Klima nicht alles verzichten. Auf Autos, auf Fleisch, auf Fisch, auf Milch, auf Heizen, aufs Fliegen, aufs Kinderkriegen. Da wäre es doch mal ein Vorschlag, die Teens würden auf die „9 € für den T-Shirt-Dreierpack“-Angebote ihres Lieblings(online)klamottendiscounters verzichten. Dann würden jede Menge Wasser zum Anbau der Baumwolle für den Plunder und die schädlichen Chemikalien für die Aufbereitung gespart, die vor dem ersten Tragen herausgewaschen werden müssen. Zudem: Die Shirts müssten nicht um die halbe Welt fliegen um nach zweimal tragen im Müll zu landen.

Da halte ich es mit Charles F. Kettering: „Wir alle sollten uns um unsere Zukunft sorgen, denn wir werden den Rest unseres Lebens darin verbringen.“

Ihr Pino

Pino

 

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