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(GZ-3-2024 - 1. Februar)
Pinos Welt
 

„A Hund is er scho“ ist ein Prädikatslob

Wie kann es sich unsere Gesellschaft weiterhin erlauben, Institutionen unnützen Denkens zu alimentieren? Das fragt sich unser Rathauskater angesichts des sprachlichen Furors, mit dem jahrhundertealte Redensarten durch Veganersprech ersetzt werden.

Diese Republik, diese Welt (jedenfalls unsere westliche, satte, nicht mit Krieg, Armut und Unterentwicklung überzogene) hat anscheinend keine drängenden Probleme zu bewältigen.

Zu dem Schluss kommt man jedenfalls, wenn man die neuesten, in vielen Medien verbreiteten Sprachhinweise der Tierschutz-Aktivistengruppe PETA (People for the Ethical Treatment of Animals) liest. Tiere sollen aus dem allgemeinen Sprachgebrauch verdrängt werden: Statt mit jemandem „ein Hühnchen“ zu rupfen, wenn man mal Tacheles reden will, soll man lieber zum Ausdruck „Weinblätter rollen“ greifen. Man soll als Multitasker keine „zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen“, sondern „Erbsen auf eine Gabel laden“. Auch die Krönung der Tierwelt, die Katze, wird nicht verschont. Statt die „Katze aus dem Sack“ zu lassen, wenn man ein gut gehütetes Geheimnis enthüllt, soll man die „vegane Calzone aufschneiden“. Puuh!

Nicht überliefert in der gegenwärtigen Berichterstattung wurde, welches Schicksal der Katze zugedacht ist, die im Sack gekauft wird. Ob sie auch durch wabbelige Tofupampe und Erbsenpüree à la vegane Calzone ersetzt werden soll? Diese Anschläge auf traditionelle Redensarten und Ausdrücke stehen im Zeichen des Kampfes gegen den Speziesismus, also der Diskriminierung von Lebewesen aufgrund ihrer Art. Sie konnten bisher gut ohne das Bewusstsein leben, dass sich Tiere durch sprachliche Ausdrücke gekränkt fühlen könnten? Oder dass Tierrechtsaktivisten statt ihrer (da die Tiere ja selber keine bad feelings artikulieren können) gegen Schimpfwörter wie blöde Gans, dumme Kuh oder Rabeneltern zu Felde ziehen, auch wenn damit weder Gänse, noch Kühe oder Raben beleidigt werden sollen, sondern Vertreter der Spezies homo sapiens sapiens?

Gut, der schlaue Fuchs, die weise Eule oder das flinke Fischlein, beliebt in Fabeln und Liedern, dürften den sprachlichen Furor vielleicht überleben. Spannend wird es mit dem bayerischen „Hund“ oder gar Hundling. Wird es gelingen, dem norddeutsch geprägten Achtsamkeitspublikum zu vermitteln, dass „A Hund is er scho“ ein Prädikatslob ist?

Jetzt haben wir uns also bereits mit Feminismus, Wokeness, gendersensibler und diskriminierungsfreier Sprache, einem antikolonialen Diskurs und ethnosensiblen Ausdrucksweisen herumzuschlagen, die mit den Wörtern, Ausdrücken und Begriffen unserer Kindheit gnadenlos ins Gericht gehen. Wir lesen unseren Enkeln mittlerweile Bücher vor, die schon wir einst geliebt haben, in denen es aber keine N-könige mehr gibt und in denen die Figuren kontextualisiert werden, wenn es sich um Indianer oder Eskimos handelt. Bevor wir Loriot- oder Otto-Sketche in der Mediathek anschauen, gibt es Warnhinweise zu sehen und James Bond frägt in seinen neuen Filmen höflich an, bevor er das Bond-Girl
(alter Schwede, welch Stereotype) von seinen körperlichen Vorzügen zu überzeugen versucht. Und jetzt sollen wir auch nicht mehr mit unseren Gegnern Katz und Maus spielen dürfen (was stattdessen? Tom und Jerry?).

Was mich angesichts der Weltlage, der Wirtschaftskrise und dem Fachkräftemangel auch nachdenklich zurücklässt ist, dass es sich unsere (westlichen) Gesellschaften erlauben können, solche Institutionen unnützen Denkens wie PETA weiterhin zu alimentieren. Denn Forschung zugunsten des Tierschutzes feiere ich, Innovationen zur artgerechten Haltung, Investitionen in Produkte, die tierisches Leiden mindern oder vermeiden – her damit. Aber sich den Kopf darüber zu zerbrechen, wie jahrhundertealte Redensarten durch Veganersprech ersetzt werden können, da steige ich intellektuell aus.

Es mag ja gut sein, dass Sprache Bewusstsein schafft und sicher ist es auch gut, wenn man ab und zu zweimal überlegt, was und wie man was sagt. Aber die Probleme der Welt auf Begriffe und Gefühle zu reduzieren, wird dem Ernst der Lage nicht gerecht. Da braucht sich dann auch niemand wundern, wenn sich die arbeitende Mitte der westlichen Länder mit Kopfschütteln von solchen elitären Spielchen abwendet.

Vielleicht sollten wir auf Samuel Butler hören: „Alle Tiere mit Ausnahme des Menschen wissen, dass der Hauptzweck des Lebens darin besteht, es zu genießen.“

Ihr Pino

Pino

 

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