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(GZ-13-2024 - 4. Juli)
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Europameisterschaft: Eine Zwischenbilanz

Es ist Fußball-EM und Rathauskater Pino erlaubt sich eine Zwischenbilanz. Positiv aufgefallen sind ihm die schottischen Fans: „Ich unterstütze ausdrücklich diejenigen, die ab sofort ein jährliches Freundschaftsspiel Deutschland-Schottland in München fordern!“

Deutschland steht im Viertelfinale der Europameisterschaft im eigenen Land und das ist schon mal eine Gelegenheit, etwas Zwischenbilanz zu ziehen und Manöverkritik zu üben.

Zunächst ist festzustellen, dass keine so ausgelassen-fröhliche patriotische Stimmung herrscht wie 2006 beim Sommermärchen. Wenig Fahnen an den Autos, wenig an Balkonen befestigt, ab und an mal eine Deko am Imbiss oder in einer Kneipe mit Fernseher. Das mag viel damit zu tun haben, dass noch keine richtige Sommerstimmung aufgekommen ist, bei dem nassen, regnerischen und in jeder Hinsicht durchwachsenem Wetter. Fanmeilen mussten immer wieder mal geräumt oder gesperrt werden, Fernschauen im Biergarten war mal möglich, mal nicht.

Aber es ist sicherlich auch die allgemein schlechte Ausstrahlung des Landes, die als Stimmungskiller wirkt. Zwar spekulieren jetzt schon seriöse Journalisten im Gleichklang mit intelligenten Kabarettistinnen, dass die Europameisterschaft so manch bittere Pille versüßen oder das triste Tages- und Weltgeschehen in den Hintergrund rücken könnte. Aber wahrscheinlich sind die Kriege, Krisen und täppischen Versuche der Ampel eine Bundesregierung abzugeben doch so präsent, dass ein entschlossenes Ausblenden und Feiern nicht so einfach ist.

Feiern konnten die Münchner mit den Schotten; das war ein ganz pfundiges Erlebnis. Tausende ausgelassene Frauen und Männer – die Kerle teils in Röcken – zogen, die kaledonische Spielart des Englischen sprechend, durch die Stadt und waren selbst dann noch gut drauf, als die deutsche Mannschaft ihre Fußballhelden mit 5:1 vom Platz räumte. Diese Fans haben begriffen, was es mit dem Begriff Fußballfest auf sich hat: Feiern vorm Spiel, mit der Mannschaft fiebern während des Spiels und feiern nach dem Spiel. Ich unterstütze ausdrücklich diejenigen, die ab sofort ein jährliches Freundschaftsspiel Deutschland-Schottland in München fordern!

Aber gerade was Fangruppen angeht, gab es bisher leider auch sehr negative Beispiele. Etwa den Balkankonflikt en miniature zwischen Serben, Kroaten und Albanern, der verbal und nonverbal so unschön ausgetragen wurde, wie man es sonst nur von Engländern her kennt. Die haben natürlich auch wieder ihrem schlechten Ruf alle Ehre gemacht.

Englische Fans haben ja auch für Schlagzeilen gesorgt, weil sie Austragungsstädte der EM in sozialen Netzwerken mit Architekturkritik und Betrachtungen zur Lebensqualität dort negativ bewertet haben. Das erstaunt doch sehr für Bürger eines Landes, das außerhalb Londons mittlerweile sehr der dritten Welt gleicht.

Recht haben natürlich alle Fans, gleich welcher Nationalität, mit ihrer Verwunderung, dass es in Deutschland nicht einmal zu Zeiten eines so großen Sportfestes gelingt, Menschen – auch wenn es sehr viele sind – mit der Bahn oder dem öffentlichen Personennahverkehr pünktlich von A nach B zu bringen. Eigentlich hätte man doch erwarten können, dass so ein Großereignis den Ehrgeiz bei Deutscher Bahn und kommunalen Verkehrsbetrieben weckt, sich von der besten, da leistungsfähigsten Seite zu zeigen. Satz mit X, war – bisher – wohl nix. Denn man kann ja nicht von jedermann verlangen, es dem – schottischen [sic!] – Fan gleichzutun, der die Strecke EdinburghMünchen zu Fuß bewältigt hat. Angeblich war diese sportliche Challenge nicht durch den miserablen Ruf des deutschen Transportwesens inspiriert.

Schaun mer mal, wie es weitergeht. Jeder hat ja noch die Möglichkeit, sich und seine Leistungen zu steigern. Das gilt für die Bahn, das gilt für die Fans und das gilt für die Stimmung.

Überraschungsmannschaften wie die Schweiz, Österreich und Georgien sind auch in diesem Turnier das Salz in der Suppe und wenn dieses Jahr nicht Deutschland, sondern Italien als Mitfavorit vorzeitig ausgeschieden ist, dann zeigt dies doch im Grunde nur, dass im Sport wie im Leben
alles drin ist.

Halten wir es mit Barack Obama und wappnen uns und andere vor den Zufällen des Wettkampfs: „Zu den tollsten Dingen im Sport zählt, dass man ein gutes Spiel spielen und trotzdem verlieren kann.“

Ihr Pino

Pino

 

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