(GZ-21-2024 - 7. November) |
Sparsamkeit, die Basis des Wirtschaftens |
Angesichts der horrenden Summen, die von der Politik mittlerweile gefordert werden, mutet er schon etwas aus der Mode gefallen an: der Weltspartag, der dieses Jahr zum 100. Mal stattfindet. Unser Rathauskater Pino will ihn aber hegen, achten und mit Finanzbildung ergänzen, denn „Sparsamkeit ist die Basis allen Wirtschaftens.“ |
Letzte Woche war ja wieder einmal Weltspartag. Und zwar ein ganz besonderer, denn dieses Hochamt der Tugend der Sparsamkeit und Mäßigung feierte seinen 100. Geburtstag. Gut, wenn man sich an den Erzählungen des Bürgermeisters von früher orientiert, dann hat der Tag doch rapide an Bedeutung verloren. Als Kind ging er mit der Spardose, die er das Jahr über mit großer Ernsthaftigkeit mit den Zwickeln für gute Schulnoten, den Fuchzigerln für das Tragen der Einkauftüten der betagten Nachbarin oder dem Fünfer für einen ganzen Samstag mühevoller Gartenarbeit gefüttert hatte, zusammen mit seiner Mutter oder seinem Opa zur nahen Sparkassenfiliale. Opa war besser, denn wenn die Dose geöffnet, die Münzen gezählt und ein Endbetrag festgestellt wurde, hat er diesen immer großzügig auf ein in den Augen des Kindes von damals stattlichen Betrag aufgerundet. Dieser wurde dem Sparbuch gutgeschrieben. Die Freude über die bei aller Begeisterung für das Ritual doch eher abstrakte Zahl wurde durch ein Geschenk konkretisiert, entweder ein Comicheft oder eine neue Sparbüchse oder – wohl in wirtschaftlich sehr guten Jahren – ein sparkassenrotes Modellauto. Heute wird dem Weltspartag nicht mehr so entgegengefiebert und er wird in Zeiten der Umwandlung von Filialen in Selbstbedienungspavillons auch nicht mehr so zelebriert. Im Gegenteil war der Weltspartag dieses Jahr für einige Redakteure von Wirtschaftszeitungen oder Wirtschaftsbeilagen Anlass zu böser Polemik. Tenor: Dem unseligen Erbe des Weltspartages verdanken wir es, dass die Deutschen noch immer ein Volk der Renditevernichter sind, das von den gut 7,7 Billionen Euro Geldvermögen immer noch 3,3 Billionen Euro in Barschaft und Sichteinlagen, also faktisch unverzinst, hortet. Gut, die Deutschen sind nicht die Cleversten beim Geldanlegen, das mag wahr sein. Zu wenig Aktien und Risikokapital, viel zu wenig Immobilieneigentum und viel zu viel Vertrauen in private und vor allem öffentliche Versicherungsansprüche à la „Die Rente ist sicher“. Aber dass dies dem verderblichen Einfluss der Erziehung zur Sparsamkeit geschuldet sei, die im Weltspartagsgedöns ihren fatalen Ausdruck gefunden habe, ist eine ziemlich steile These. Gut, Sparsamkeit mag in der öffentlichen Wahrnehmung keine Tugend mehr sein. Im letzten Jahrhundert galt der Satz von Franz Josef Strauß, wonach sich eher ein Hund einen Wurstvorrat anlegt, als dass die Sozis einen ausgeglichenen Haushalt vorlegen können, als derber Scherz. Heute haben wir uns daran gewöhnt, dass die Berliner Haute Volée, ob rot oder grün, fordert, beim Metzger auch noch unbegrenzt anschreiben zu dürfen. Will der eine 200 – 300 Milliarden in einen Subventionsschuldentopf geben, fordert ein anderer 500 Milliarden und die nächste gar 600 Milliarden – jeweils Euro wohlgemerkt. Dem Publikum raucht der Kopf, denn diese Summen sind schon längst nicht mehr konkret fassbar und sagen ja einfach nur: Lass uns heute ungehemmt das Zeug verjuxen, die Rechnung zahlen irgendwelche Leute in der Zukunft (oder auch nicht). Gott sei Dank ist diese Mentalität noch nicht in der Welt der normalen Leute angekommen. Noch ist es Brauch, normalerweise nicht mehr auszugeben, als man hat. Und eben zu sparen, was übrigbleibt. Davon zwei bis drei Nettogehälter jederzeit greifbar für Unvorhergesehenes. Und dann kann man auch mal in richtige Investments wie Aktien oder Fonds gehen, wobei man dann schnell feststellen wird, dass bei einer Abgeltungssteuer von 25 Prozent und nur 1.000 Euro Freibetrag man die Rendite doch zu einem arg großen Teil mit Vater Staat teilen muss, der kein Anlegerrisiko beim Steuereintreiben eingeht. Ich finde jedenfalls, Sparsamkeit ist die Basis jedes Wirtschaftens – ob im Privaten oder beim Staat. Deshalb sollte man den Weltspartag hegen und achten, aber ihn beizeiten mit Finanzbildung ergänzen, damit die jungen (und auch älteren) Leute wissen, was sie tun, wenn sie sich an Aktien und Anleihen wagen – und eben auch keine Angst davor haben. Denn wie sagt es die Investorenlegende Warren Buffet so schön: „Risiko entsteht daraus, dass man nicht weiß, was man tut.“ |
Ihr Pino
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