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(GZ-24-2024 - 19. Dezember)
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Alternatives Unwort des Jahres: Dunkelflaute

Statt „Ampel-Aus“ schlägt Rathauskater Pino „Dunkelflaute“ als alternatives Unwort des Jahres vor. Dieser Ausdruck bezeichne das strukturelle Problem einer weitreichenden energiepolitischen Geisterfahrt, „die der Republik nicht nur seine letzten Kernkraftwerke, sondern schlicht seine wirtschaftliche Zukunft genommen hat.“

„Ampel-Aus“ wurde zum Wort des Jahres gekürt. Mir scheint diese Festlegung etwas voreilig getroffen worden zu sein, denn das wirkliche Wort des Jahres müsste „Dunkelflaute“ lauten.

Dunkelflaute bezeichnet den Zustand, wenn Solaranlagen mangels ausreichender Sonneneinstrahlung und Windräder mangels einer entsprechenden Brise keinen oder doch nur verschwindend geringe Mengen an Strom erzeugen. Die Folge: Die Preise explodieren. Am 12. Dezember kostete eine Megawattstunde Strom zwischen 17 und 18 Uhr 936 Euro, also rund 36 Euro mehr als zu den Hochzeiten der Energiekrise 2022. Energieintensive Betriebe, die ihren Strom tagesaktuell beschaffen müssen, wie zum Beispiel Elektrostahlwerke, die ausgewiesenen Lieblinge des Bundeswirtschaftsministers, der für die Umstellung der Stahlproduktion auf Strom absurd hohe Fördergelder ausschüttet, müssen bei solchen Preisen ihre Produktion einstellen.

Das Phänomen der Dunkelflaute trifft vor allem jene Länder, die ihre Stromproduktion sehr stark auf erneuerbare Energien aufgebaut haben. Deutschland trifft es doppelt, weil wir keine vernünftige Reserveoption haben. Bei uns wird dann Gas verfeuert und das ist die teuerste Variante der Stromerzeugung ever. Denn es ist schon richtig, dass die Sonne keine Rechnung schickt, wenn wir mit ihrer Hilfe Strom erzeugen, aber wir können sie halt auch nicht per Vertragsstrafe in Regress nehmen, wenn sie sich verschämt hinter Wolken aufhält, was im Herbst/Winter tatsächlich ab und zu vorkommen soll. Und für Windräder genügt es auch nicht, wenn der Zeitgeist kräftig in ihre Richtung weht, sie brauchen physikalischen Wind, um sie zur Stromerzeugung zu drehen.

Warum also wäre Dunkelflaute das bessere Wort des Jahres gewesen? Weil es anders als Ampel-Aus nicht nur ein, wenngleich einschneidendes Ereignis im politischen Leben des Landes bezeichnet hätte, sondern es würde ein strukturelles Problem einer weitreichenden energiepolitischen Geisterfahrt benannt, die der Republik nicht nur seine letzten Kernkraftwerke, sondern schlicht seine wirtschaftliche Zukunft genommen hat.

Ein besseres Händchen bei seiner Kür zum „Man of the year“ hat das Time Magazine bewiesen, als es Donald Trump auf die Titelseite holte. Denn nach dem Selbstverständnis dieses Titels gebührt er der Person, die das abgelaufene Jahr besonders prägte. Da ist das comeback-kid aus Mar-a-Lago sicher erste Wahl. Als verurteilter Straftäter, eher nicht so erfolgreicher 45. Präsident der Vereinigten Staaten und gnadenloser Spalter hat er es in einem fulminanten Wahlkampf geschafft, nicht nur die Mehrheit der Wahlmänner, die Mehrheit der Bundesstaaten, sondern auch die Mehrheit der amerikanischen Wähler zu gewinnen.

Seither beherrscht er die Szene meisterhaft. Ja, da soll es noch einen gewissen Joe Biden geben, der verzweifelt versucht, alles ,was er noch an Waffen und Geld hat, der Ukraine zu liefern, der mit idiotischer Begründung seinen Sohn begnadigt und eine Afrikareise absolviert hat, von der wir nur auf Seite 15 einspaltig links unten Notiz genommen haben, obwohl sie geostrategisch sehr bedeutend war. Nein, auf Trump richten sich alle Augen. Auf seine skurrilen Personalentscheidungen, aus denen Beobachter keine klare Richtung herauslesen können, wohin er das Staatsschiff zu steuern gedenkt. Er versetzt die Ukraine, die NATO-Partner und die EU-Staaten durch Interviews in Panik, die zwischen Drohungen, Vielleichts und Möglicherweisens mäandern. Er, notabene immer noch Privatmann, dominiert ein Treffen von Staatschefs in Paris, ganz so, als könnte er es nicht erwarten, wieder ganz, ganz oben zu sein. Ein Staatstreffen übrigens, zu dem eine gewisse Frau von der Leyen bemerkenswerterweise gar nicht erst eingeladen wurde.

Lassen wir einen der Gründerväter Europas, Paul Henri Spaak, das letzte Wort in diesem Jahr haben: „Die Dummheit ist die sonderbarste aller Krankheiten. Der Kranke leidet niemals an ihr. Aber die anderen leiden“.

Geneigte Leserin, geneigter Leser,

nachdem dieser Rückblick nicht allzu erfreulich war, sollten wir uns in den kommenden, hoffentlich ruhigen Tagen mit Gelegenheit zur inneren Einkehr auf das Wesentliche konzentrieren: Auf die Hoffnung. Für die Menschen ist sie ein unverzichtbares Elixier auf dem Weg voran in die Zukunft. Und wer verkörpert die Hoffnung stärker als der Mensch, an dessen Geburt wir dieser Tage erinnern? Hoffnung und Glaube gehören zusammen und beide werden uns alle hoffentlich gut und sicher durch das neue Jahr 2025 begleiten. Alles Gute für Sie!

Ihr Pino

Pino

 

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