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(GZ-1/2-2025 - 16. Januar)
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Vorsatz für 2025: Tiefer hängen!

2025 scheint spannend zu werden. Wer besonders dazu beiträgt: Elon Musk. „Insgesamt sollte man“, so unser Rathauskater, „die Zwischenrufe von Musk und seine Wahlempfehlungen hierzulande etwas tiefer hängen.“ Pinos Fazit: Wenig Substanz mit viel zu viel medialem Widerhall.

Der Mensch, der mir Nahrung und Wohnung zu geben berechtigt ist, also der Bürgermeister, wünscht seinen Mitmenschen auf seinen Weihnachtskarten gerne ein spannendes Neues Jahr. 2025 hat schon in seinen ersten Tagen das Zeug dazu, besonders spannend und aufregend zu werden.

Da sind zum Beispiel die Aufregungen darüber, dass es eine große Zeitung gewagt hat, in ihrer Sonntagsausgabe einen Text von Elon Musk abzudrucken, in dem er seine vorher schon massenhaft auf X verbreitete Wahlempfehlung für eine deutsche Partei erklärt. Eingeordnet wurde dieser Meinungsartikel durch den Kommentar eines führenden Redakteurs der Zeitung, der etliche der Muskschen Behauptungen dem harten Licht der Wirklichkeit aussetzte, ein Faktencheck.

Und den hatte der Musk-Artikel bitter nötig, denn so klar seine Analyse des gegenwärtigen Zustands Deutschlands ausfiel, so irrig und uninformiert waren seine Ausführungen zu den Zielen, politischen Rezepten und dem Auftreten seiner Lieblingspartei.

Nun weiß man nicht, ob der Artikel von einer KI oder einem bezahlten Ghostwriter geschrieben wurde. Klar ist nur, bei den vielen Schnitzern in der Recherche und der Argumentation muss er noch viele Milliarden in die KI-Entwicklung pumpen oder sollte seinem Assistenten den Lieblingssatz seines Helden Trump entgegenschleudern „You’re fired!“.

Ich fand die Lektüre jedenfalls äußerst luzide, denn man konnte sich selbst ein Bild davon machen, auf welchem bullshit die medial breit wahrgenommene Wahlempfehlung beruht und so zu einem Urteil kommen. Wer glaubt, dass so etwas journalistischer Auftrag sei, durfte nicht in andere Zeitungen schauen. Da wurde heftig kritisiert, dass Musk eine publizistische Bühne bereitet wurde.

Dafür gab es natürlich auch erwägenswerte Argumente. Stutzig machte mich allerdings eine journalistische Wortmeldung, die sinngemäß auf das Argument hinauslief, dass man einer Person, die mit der Plattform X eine hohe publizistische Macht habe, nicht auch noch ein Forum in einer Zeitung bieten sollte.

In meinem eingeschränkten Verstand übersetzt heißt das: Weil Musk die Macht hat, jeden bei X mit jedem Müll zuzuspammen, sollte man darauf verzichten, sich in journalistisch seriöser Weise mit ihm auseinanderzusetzen. Echt jetzt? In der Zeitung können seine Ansichten kritisch eingeordnet werden – bei X ja wohl eher nicht.

Insgesamt sollte man, vor allem jetzt im schleppend anlaufenden Wahlkampf, die Zwischenrufe von Musk und seine Wahlempfehlungen hierzulande wieder etwas tiefer hängen. Der Ausdruck wird Friedrich dem Großen zugeschrieben, der eine Menschenmenge sah, wie sie sich um eine hoch aufgehängte Karikatur zu seiner Kaffeesteuer scharte. Er befahl, das Pamphlet „tiefer zu hängen“, damit sich die Leute nicht den Hals verrenken müssen und schon war das Interesse an dem Ding erloschen.

So wünschte man es sich mit manchen Aktionen von Musk. Ich kann wirklich nicht beantworten, ob Musk der Anführer einer faschistischen Weltbewegung ist, wie (überspitzt) ein Historiker behauptet. Vielleicht hat er nur Freude daran, publizistische Stinkbomben zu werfen und hat Großbritannien und Deutschland zu bevorzugten Zielen gemacht, weil er dort am zuverlässigsten empörte Reaktionen erwarten kann.

Also schlicht die Freude des Unternehmers daran, auch auf dem Markt der politischen Aufmerksamkeitsökonomie der Größte zu sein.

Jedenfalls hat sein X-Space mit einer deutschen Kanzlerkandidatin bei wenig Substanz viel zu viel medialen Widerhall gefunden. Rausgekommen ist nur, dass Hitler Kommunist war und deshalb die Hitler-Tagebücher umgeschrieben werden müssen. Und das vor 200.000 Hörern weltweit, weit weniger als die Hälfte der Einschaltquote von „Dahoam is dahoam“ allein in Bayern. Aber trotzdem unglaublich verstärkt durch Berichte auf allen Kanälen – kostenlose und unnötige Parteiwerbung.

Vielleicht der beste Rat auch für alle weiteren Aufreger des noch jungen Jahres: „Tiefer hängen“.

Ihr Pino

Pino

 

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