(GZ-6-2025 - 13. März) |
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Maß, Mitte und Vernunft in der Politik |
Tierschutz mit Maß und Mitte – oder doch mit der ganz großen Kelle? Warum Katzen jetzt kaserniert werden, Gänse plötzlich Namen haben und Bauern sich fühlen wie angeklagte Massentierhalter. Rathauskater Pino liefert ein Plädoyer für Vernunft – und gegen lebensfremden Aktivismus. |
In der letzten Ausgabe der Gemeindezeitung war zu lesen, dass der Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen jetzt eine Katzenschutzverordnung erlassen hat, um so genannte Freigängerkatzen zu registrieren und zu kastrieren. Wobei in meinen Ohren das Wort Freigängerkatze etwas seltsam klingt. Menschen sprechen von Freigängern, wenn sie Knackis meinen, die wegen guter Sozialprognose tagsüber die Strafanstalt verlassen dürfen. Ein Katzenzuhause ist aber in der Regel kein Knast, eine liebevolle Halterfamilie sind keine Gefangenenwächter, sondern eher Servicepersonal, und keine Katze fragt um Erlaubnis, wenn sie streunen gehen will. Und dann die Sache mit dem Kastrieren: Das hört sich natürlich auch nicht gut an. Im Hinblick auf die freie Entfaltung der Persönlichkeit und auf ein erfülltes Geschlechtsleben sogar echt verboten. Aber uns Katzen ist es halt mal nicht gegeben, Enthaltsamkeit zu üben, sich zu beherrschen oder beim Anblick eines geschlechtsreifen Gegenübers noch an anderes als an die Fortpflanzung zu denken. Da ist es schon besser, das Temperament rechtzeitig operativ zu dämpfen. Mir jedenfalls geht die dauernde Rolligkeit von früher nicht ab. Im Zweifel weiß der Mensch halt am besten, was für ein Tier gut ist. Schließlich ist das Zusammenleben von Mensch und domestiziertem Tier so alt wie die Sesshaftigkeit der Menschen selbst. Tier und Mensch haben sich in der Weltgeschichte immer ergänzt. Tiere liefern die Rohstoffe für Kleidung und Decken, sie liefern vielfältige Nahrungsmittel, sie ziehen und tragen Lasten, wie dies Ochsen und Pferde tun. Sie sind im Frieden Kollegen und im Krieg Kameraden. Noch im Zweiten Weltkrieg wurden von vielen Armeen mehr Pferde als Kraftwagen eingesetzt und auch in unseren hochtechnisierten Zeiten bleiben die Gebirgsjäger Fans von Maultieren. Neben dieser unmittelbaren Nützlichkeit spenden sie den Menschen Ruhe und Trost, lassen sich streicheln, geben Wärme, bringen mit ihren Faxen und Tollpatschigkeiten die Leute zum Lachen. Hunde führen blinde Menschen durch die Großstadt, Therapiepferde unterstützen seelisch aus dem Gleichgewicht geratene Teenager und Hasen sind offenbar ein großer Gewinn für demenzkranke Senioren. Es ist also nur gerechtfertigt, dass Tiere hochgeschätzt werden und man ihnen und ihren natürlichen Bedürfnissen gerecht werden will. Aber es ist wohl ein Zeichen unserer Zeit, dass das Pendel immer wieder in extreme Richtungen ausschlägt. Wenn vor Weihnachten von Aktivisten gegen das Angebot von Gänsen vor einschlägigen Metzgereien demonstriert oder zu Aschermittwoch zum Boykott von Fischläden aufgerufen wird, dann ist das zunächst mal skurril. Aber wenn dort gebrüllt wird, dass Gerd der Ganter oder Flori die Forelle noch leben wollten, dann ist das grotesk: Wenn man ihr Fleisch nicht verkaufen könnte, würden weder Gerd noch Flori das Licht der Welt erblickt haben. Oder die Diskussionen um Halteformen in der Landwirtschaft: Bauern wissen seit der Sesshaftwerdung des Menschen um die Wichtigkeit und die Bedürfnisse der Tiere. Sicher, es gab immer wieder Menschen, die Tiere absichtlich, aus Spaß oder Profitgier quälten. Gibt es vielleicht auch heute noch. Aber ein normaler Landwirt sieht im Tier einen Produktionsfaktor, den er ebenso pfleglich und schonend behandelt, wie der Handwerker sein Werkzeug und der Unternehmer seine Maschinen. Deshalb ist zu hoffen, dass bei einer künftigen Bundesregierung die Landwirtschaftspolitik den Weg des Veganismus und des Bauernbashing wieder verlässt und die Regeln für die Nutztierhaltung sach- und fachgerecht statt ideologisch aufstellt. Denn auch das würde zu einer Rückkehr zu Maß, Mitte und Vernunft in der Politik gehören: Tiere müssen nach ihren Bedürfnissen gehalten werden und nicht nach den Maßstäben die lebensfremde Tierschutzaktivisten aufstellen. Tiere brauchen natürlich Schutz, aber bitte vernünftig. Denn Mark Twain hat Recht: „Tiere sind die besten Freunde des Menschen. Sie stellen keine Fragen und kritisieren nicht“. |
Ihr Pino
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