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(GZ-12-2025 - 13. Juni)
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Trennung mit Tusch

Donald und Elon – einst ein Herz und eine Rakete, jetzt ein digitaler Rosenkrieg der Extraklasse. Unser Rathauskater Pino hat genug von zerbrochenen Bromances, beleidigten Milliardenboys und testosterongeladenen Social-Media-Tobsuchtsanfällen. Denn was wie ein Zoff auf dem Grundschulhof klingt, hat leider echte Auswirkungen auf Börsen und Weltpolitik. Pino fragt sich: Warum fällt es heute so vielen so schwer, sich einfach mal stilvoll zu trennen?

Können Sie die Geschichten von der zerbrochenen Bromance (ich kannte den Begriff auch noch nicht, er bedeutet wohl soviel wie eine sehr enge und intensive Freundschaft zwischen zwei Männern, die in ihrem Verhalten nicht anders ist, als eine romantische Beziehung) von Donald Trump und Elon Musk auch nicht mehr hören? Da bewerfen sich einer der politisch mächtigsten und einer der wirtschaftlich mächtigsten Männer des Erdballs gegenseitig mit Dreck, als wären es zwei Pubertiere, die vor lauter Testosteron nicht mehr geradeaus denken können.

Andere haben den Streit ja schon mit dem eines Vier- und eines Fünfjährigen mit verminderter Impulskontrolle verglichen. Mich überzeugt das nicht, denn in jedem Streit zwischen Unter-Zwölfjährigen schreit immer einer bei einem besonders fiesen Move des anderen „Das gilt nicht, das ist gegen die Regeln!“. Trump und Musk haben sich für ihre Battle aber ihre jeweiligen Social-Media-Plattformen ausgesucht, auf denen es einfach keine Regeln gibt. Ich denke sogar, das ist der einzige Punkt, an dem die beiden Kampfhähne noch immer einer Meinung sein dürften, nämlich dass Plattformregulierungen, wie man das in bad old Europe zu tun pflegt, nicht mit ihrem spezifischen Verständnis von Meinungsfreiheit vereinbar sind. Und so gibt es nur die Reißleine der Selbstzensur, die etwa Musk gezogen hat, indem er einen Post auf X gelöscht hat, mit dem er Trump in Beziehung mit einem selbst für Sexualverbrecher besonders widerwärtigen Sexualverbrecher rückte.

Dieser epic fight ist zwar im Kern auch nicht viel interessanter als so mancher Rosenkrieg oder manches Trennungsdramolett zwischen B- und C-Promis, das uns die – natürlich nur beim Friseur konsumierten – Herzblätter regelmäßig präsentieren. Allerdings erschüttern die Schlagersternchen und Influencer mit ihrem Herzeleid weder die Börsen noch haben sie Auswirkungen auf die Politik der (noch) Führungsmacht der westlichen Welt. Das Rad des Irrsinns dreht sich immer schneller.

In einem weiteren Sinne ist der Affentanz der beiden Alpha-Männchen aber auch symptomatisch für die heutige Zeit. Es fehlt in der Ratgeberliteratur vielleicht noch der Titel „Trennen ohne Drama“. Damit meine ich keinen klassischen Beziehungsratgeber, der Backfischen erklärt, dass man seinen Lover nicht per WhatsApp und schon gar nicht via Insta abservieren soll. Oder Paaren fortgeschritteneren Alters, dass der Trennungsschmerz nicht kleiner wird, wenn man das Auto des Ex-Partners (m/w/d) zerkratzt.

Ich beobachte, dass viele auch wieder lernen müssen, bei Trennungen im beruflichen Kontext – seien es Kündigungen, seien es Versetzungen – professional miteinander umzugehen. Gut, dass kurz vor oder kurz nach einem Rausschmiss die Stimmung zwischen dem, der gekündigt wurde und dem, der gekündigt hat nicht die allerbeste ist, versteht sich von selbst. Getratsche in der Kaffeeküche, lästern beim After-Work-Treff oder eine frostige Atmosphäre beim Übergabegespräch – geschenkt, gehört dazu.

Derzeit scheint es aber Mode zu werden, seinem Frust über die Arbeit, das Leben, die Ungerechtigkeit und vor allem die Unfähigkeit der Umgebung das in einem innewohnenden Genie zu erkennen und zu würdigen, ungehemmt freien Lauf zu lassen. Man bekommt fast den Eindruck, die bei jeder Textproduktion sinnvolle Kontrollfrage „Kann man das so sagen?“ sei vollständig in Vergessenheit geraten.

Dabei sind Sätze wie „Der Soundso leitet das größte Pfeifenteam der Branche“ ja nicht nur für den Ex-Arbeitgeber, sondern auch für die früheren Kolleginnen und Kollegen nicht gerade schmeichelhaft. Und für weitere Verwendungen empfiehlt man sich damit auch nicht.

Diese Alles-muss-raus-Mentalität, die heute viele haben und die sie ihre Gefühle, Frustrationen und Enttäuschungen in den Äther der sozialen Medien schleudern lässt, steht im Gegensatz zur alten Weisheit, wonach das Leben nur nach vorne gelebt werden kann. Gelassenheit wäre in vielen Fällen angezeigt. Oder um es mit Oscar Wilde zu sagen: „Nichts ist so aufreizend wie Gelassenheit.“

Ihr Pino

Pino

 

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