(GZ-14-2022) |
Dr. Olaf Heinrich |
Erster Bürgermeister der Stadt Freyung, Bezirkstagspräsident Niederbayern Welche Kommune und wie viele Einwohner vertreten Sie? Die Kreisstadt Freyung im Landkreis Freyung-Grafenau mit rund 7.200 Einwohnern.
Wann haben Sie Ihr Amt angetreten und sind Sie hauptamtlich oder ehrenamtlich tätig? Ich bin seit Mai 2008 hauptamtlicher Bürgermeister.
Welchem Beruf sind Sie vor Ihrem Amtsantritt nachgegangen bzw. üben Sie diesen nach wie vor aus? Vor meiner Wahl habe ich als Dozent im Bereich Regionalentwicklung gearbeitet.
Was war Ihr persönlicher Anreiz in die Kommunalpolitik zu gehen? Wer sich mit Regionalentwicklung und kommunaler Profilierung befasst wie ich es getan habe, den reizt es natürlich die Theorie einem Praxistest unterziehen zu können. Dies war – neben meiner Begeisterung für meine Heimatstadt – die zentrale Motivation zu kandidieren.
Wie haben Sie sich vorbereitet? Sechs Jahre war ich Stadtrats- und Kreistagsmitglied, fünf Jahre Bezirksrat. Dies hat mich, neben meiner wissenschaftlichen Arbeit, für die Aufgabe zumindest in Teilen vorbereitet.
Wo lagen bei Ihrem Amtsantritt die Herausforderungen? Unsere Stadt war kurz vor der Zwangsverwaltung aufgrund eines sehr hohen Schuldenstandes, die Bevölkerungsentwicklung war anhaltend negativ, die Trinkwasserversorgung stand kurz vor dem Kollaps.
Welche Themen beschäftigen Sie momentan? Die Entwicklung unserer Innenstadt die aufgrund der Folgen der Pandemie und des stetig wachsenden Anteils von e-commerce vor großen Herausforderungen steht. Weiterhin die Umsetzung des Beschlusses „innen vor außen“ mit dem Ziel, möglichst viele Bauwerber für Bestandsgebäude zu begeistern.
Womit werden Sie sich noch auseinandersetzen müssen/wollen? Mit der Bayerischen Landesgartenschau 2023, die in unserer Stadt stattfinden wird und die eine riesige Chance für die ganze Region darstellt. Außerdem planen wir unser Freibad in ein „Energie-plus-Naturbad“ umzubauen und wollen den Einsatz regenerativer Wärmeerzeugung über die städtische Nahwärme massiv ausbauen.
Haben Sie einen wichtigen Ratschlag für junge Kolleginnen und Kollegen? „Ratschläge sind Schläge“ heißt ein Sprichwort, daran halte ich mich.
Wie beziehen Sie Kolleginnen und Kollegen / Bürgerinnen und Bürger / Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Ihre Arbeit und in Ihre Entscheidungsfindung ein? Sowohl die Stadtverwaltung als auch der Stadtrat sind geprägt von hoher Fachkompetenz und einem sehr kollegialen Miteinander. Wir diskutieren über alle Projekte ausgiebig und suchen nach gemeinsamen Lösungen.
Wieviel Einfluss wird die Digitalisierung auf die künftige Kommunalpolitik haben? Durch die Digitalisierung entstehen im ländlichen Raum große Chancen. Dies beginnt bei der digitalen Kommunikation und Bürgerbeteiligung und endet noch lange nicht bei der Unterstützung vieler Hochqualifizierter, die bei uns leben, arbeiten und nur noch ab und an in die Ballungszentren pendeln müssen. Daher halte ich die Digitalisierung für ein Querschnitssthema für (fast) alle Lebensbereiche.
Gibt es ein Lebensmotto, das Sie begleitet? „Wer immer in die Fußstapfen anderer tritt, wird nie als erster am Ziel sein“ und „tue recht und scheue niemand“.
Wie wollen Sie in Erinnerung bleiben? Meine Vision ist, dass unsere Kinder eines Tages aus voller Überzeugung sagen können: die politischen Entscheidungen wurden wahrhaftig und in langfristiger Verantwortung getroffen. Wichtig waren weniger die großen, schnellen Schlagzeilen, vielmehr eine langfristige und dauerhafte Entwicklung. Unangenehme Wahrheiten wurden angesprochen und nicht verschwiegen. Entscheidungen hat man getroffen, auch wenn sie unpopulär waren. Die Menschen fanden Gehör, es wurde zugehört und erklärt. Anstatt zu spalten stand das Zusammenführen und die Wertschätzung für den Standpunkt des Anderen im Mittelpunkt der politischen Debatte.
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