(GZ-18-2022) |
Jens Korn |
Erster Bürgermeister der Stadt Wallenfels Welche Kommune und wie viele Einwohner vertreten Sie? Die Stadt Wallenfels im Landkreis Kronach mit 2.600 Einwohnern.
Wann haben Sie Ihr Amt angetreten und sind Sie hauptamtlich oder ehrenamtlich tätig? Seit dem 01.05.2014 bin ich hauptamtlicher Erster Bürgermeister, zuvor war ich seit 2008 Zweiter Bürgermeister.
Welchem Beruf sind Sie vor Ihrem Amtsantritt nachgegangen bzw. üben Sie diesen nach wie vor aus? Nach Jurastudium und Referendariat war ich Referent für Kommunalpolitik und Büroleiter des Generalsekretärs in der CSU-Landesleitung. Anschließend habe ich für die IHK für Oberfranken, Bayreuth, und zuletzt als Pressesprecher für die Firma Brose Fahrzeugtechnik in Coburg gearbeitet.
Was war Ihr persönlicher Anreiz in die Kommunalpolitik zu gehen? Die Liebe zu meiner Heimat und ihren Menschen.
Wie haben Sie sich vorbereitet? Bürgermeister ist aus meiner Sicht kein „Job“, auf den man sich ausschließlich durch Seminare und Trainings vorbereiten kann. Persönlich fühle ich mich durch meinen Lebenslauf ganz gut für das Amt gerüstet. In der JU habe ich mich schon früh politisch engagiert, mein Studium hat mir wichtiges Handwerkszeug vermittelt und meine späteren beruflichen Aufgaben ermöglichten es mir, ein enges regionales und überregionales Netzwerk zu knüpfen. Die wichtigste Schule für das Amt habe ich allerdings „nebenbei“ durchlaufen: Als Schüler und Student konnte ich mein Taschengeld im Heimdienst des Getränkemarktes meiner Familie aufbessern. In dieser Zeit habe ich vieles über den Umgang mit Menschen gelernt.
Wo lagen bei Ihrem Amtsantritt die Herausforderungen? Die größte Herausforderung für unsere Stadt, wie für die gesamte Region, ist der demographische Wandel. Wallenfels hat in den vergangenen 50 Jahren über ein Drittel seiner Einwohner verloren. Die Folge sind Leerstände und eine Infrastruktur, die oftmals eine Nummer zu groß ist. Hinzu kommt, dass aufgrund der schwierigen finanziellen Lage in den letzten Jahrzehnten selbst die notwendigsten Investitionen ausgeblieben sind.
Welche Themen beschäftigen Sie momentan? Durch sehr großzügig ausgestattete Förderprogramme des Landes und des Bundes sind wir mittlerweile in der Lage, kräftig zu investieren. Wir führen Projekte im Rahmen der Förderoffensive Nordostbayern, der Städtebauförderung, der Dorferneuerung und im Straßenbau durch. Das Projekt, das uns am meisten fordert, ist allerdings der Neubau des Feuerwehrgerätehauses mit geschätzten Kosten von rund drei Millionen Euro und einer vergleichsweise niedrigen Förderung. Wir haben uns deshalb Unterstützung durch das Team der BayernGrund geholt. Durch das „Bauamt auf Zeit“ werden die Abläufe deutlich professionalisiert und uns die finanzielle Abwicklung des Projektes erleichtert.
Womit werden Sie sich noch auseinandersetzen müssen/wollen? Gemeinsam mit meinem Stadtrat und dem Team in der Verwaltung stehen wir vor einem Investitionsstau von geschätzten 50 Millionen Euro. Für eine kleine Kommune wie unsere ist das eine riesige Herausforderung. Unsere „Baustellen“ betreffen alle Bereiche: Von den Straßen, Abwasser- und Wasserleitungen bis hin zur Revitalisierung unserer Ortsmitte. Viele Wallenfelser fiebern allerdings der Sanierung unseres Freibades entgegen. Mit der Hilfe des Bundesprogramms „Sanierung kommunaler Einrichtungen“ können wir das Bad nach 50 Jahren ab 2025 für 1,7 Millionen Euro endlich modernisieren.
Haben Sie einen wichtigen Ratschlag für junge Kolleginnen und Kollegen? Bewahrt Euch den Idealismus, mit dem Ihr ins Amt gestartet seid, und kombiniert ihn mit dem Realismus, der sich aufgrund Eurer Erfahrungen im Amt einstellen wird.
Wie beziehen Sie Kolleginnen und Kollegen / Bürgerinnen und Bürger / Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Ihre Arbeit und in Ihre Entscheidungsfindung ein? Zur Bürgerbeteiligung gibt es natürlich zahlreiche Prozesse im Rahmen von Stadtsanierung, Dorferneuerung und für die Belegschaft Personalversammlungen. Entscheidend ist aus meiner Erfahrung etwas Anderes: Man muss sich auch nach mehreren Jahren im Amt die Offenheit für andere Meinungen bewahren und die Bereitschaft zu erkennen, dass man sich auch als Bürgermeister manchmal auf dem Holzweg befindet.
Wieviel Einfluss wird die Digitalisierung auf die künftige Kommunalpolitik haben? Sicherlich viel, die Pandemie war dafür eine strenge Lehrmeisterin. Ich hoffe aber, dass die Kommunalpolitik im Kern analog bleibt. Für mich bedeutet das: meine Mitbürgerinnen und Mitbürger zu treffen, mit ihnen zu sprechen und sich dabei gegenseitig in die Augen zu schauen.
Gibt es ein Lebensmotto, das Sie begleitet? „Fröhlich sein, Gutes tun und die Spatzen pfeifen lassen.“ (Don Bosco)
Wie wollen Sie in Erinnerung bleiben? … mit einem Lächeln.
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