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(GZ-4-2023)
Jürgen Sorré, Oberbürgermeister der Großen Kreisstadt Donauwörth. Foto © Gregor Wiebe
 

Jürgen Sorré

Oberbürgermeister der Großen Kreisstadt Donauwörth

Welche Kommune und wie viele Einwohner vertreten Sie?

Ich vertrete die große Kreisstadt Donauwörth (Landkreis Donau-Ries im Regierungsbezirk Schwaben) mit 20.000 Einwohnern.

 

Wann haben Sie Ihr Amt angetreten und sind Sie hauptamtlich oder ehrenamtlich tätig?

Amtsantritt war der 1.5.2020 und ich bin hauptamtlicher Oberbürgermeister.

 

Welchem Beruf sind Sie vor Ihrem Amtsantritt nachgegangen bzw. üben Sie diesen nach wie vor aus?

Vor meiner Zeit als Oberbürgermeister war ich bei der Sparkasse Donauwörth stellvertretendes Vorstandsmitglied und als Bereichsleiter verantwortlich für das Firmenkundengeschäft.

 

Was war Ihr persönlicher Anreiz in die Kommunalpolitik zu gehen?

Donauwörth ist meine Heimatstadt, in der ich seit meiner Geburt lebe und die mir sehr am Herzen liegt. Die Zukunft der Stadt zu gestalten und die offenen Themen anzugehen übte einen enormen Reiz aus und tut es noch immer. Zudem kann man in der Kommunalpolitik am direktesten wirken und ist sehr nahe dran an den Menschen, für deren Stadt man die Entscheidungen trifft.

 

Wie haben Sie sich vorbereitet?

Durch meine tiefe Verwurzelung in meiner Heimatstadt und als interessierter Bürger war ich immer schon vertraut mit den Themen unserer Stadt, in die ich mich tief eingearbeitet habe. Aber auch das gute Netzwerk aus meiner früheren beruflichen Tätigkeit war eine wertvolle Starthilfe.

 

Wo lagen bei Ihrem Amtsantritt die Herausforderungen?

Die größte Herausforderung war der Amtsantritt während des ersten Lockdowns und auch die anschließenden zwei Jahre mit mal mehr, mal weniger stark ausgeprägten coronabedingten Einschränkungen und Auflagen. Es war kaum möglich, mein Ziel, ein bürgernaher Oberbürgermeister zu sein, zu verfolgen, da es so gut wie keine Möglichkeiten für öffentliche Auftritte gab.

Aber auch die internen Abläufe waren durch die Kontaktbeschränkungen stark belastet, was für den Start ins Amt nicht optimal war. Dennoch galt es keine Zeit zu verlieren und trotz der mit der Pandemie verbundenen allgemeinen Unsicherheit an den zahlreichen Projekten zu arbeiten und diese auf den Weg zu bringen.

 

Welche Themen beschäftigen Sie momentan?

Das Themenspektrum ist natürlich enorm. Bezüglich der Stadtentwicklung erarbeiten wir derzeit ein ISEK (Integriertes Stadtentwicklungskonzept), auf dessen Grundlage wir unseren Flächennutzungsplan neu aufstellen werden.

Darüber hinaus entwickeln wir derzeit auf dem Areal einer ehemaligen Bundeswehrkaserne auf einer Fläche von 30 ha ein neues Baugebiet, eigentlich fast einen neuen Stadtteil, da dort später mal bis zu 2.000 Menschen ihre Heimat finden werden. Nach vielen Jahren des Rückbaus und langwierigen Bauleitplanungen konnten wir nun mit der Neu-Erschließung beginnen und haben die Grundstücksvergabe für die ersten Bauabschnitte gestartet. Daneben stecken wir mitten in den Planungen für den Bau eines neuen Kindergartens und eines Pflegeheims, um nur zwei Beispiele von großvolumigen Bauprojekten der kommenden Jahre zu nennen.

Als Stadt an den Flüssen spielt auch der Hochwasserschutz stets eine wichtige Rolle. Die Liste ließe sich noch beliebig erweitern und reicht weit über die erste Amtszeit hinaus.

 

Womit werden Sie sich noch auseinandersetzen müssen/wollen?

Natürlich nehmen die Megathemen der heutigen Zeit immer mehr Raum ein: Digitalisierung, Klimaschutz, Energie- und Verkehrswende oder auch Belebung der Innenstadt. Hier müssen wir sehr stark konzeptionell arbeiten, um schnellstmöglich in konkrete Umsetzungsmaßnahmen zu kommen. Das Ringen um die besten Ideen bzw. die richtige Lösung nimmt viel Zeit in Anspruch, ist aber auch eine spannende Herausforderung, um die zukünftige Entwicklung unserer Stadt zu gestalten.

Überschattet wird jedoch alles durch den Krieg in der Ukraine, dessen Auswirkungen wir bis in unsere Region spüren. Hier ist natürlich zu allererst das unendliche Leid zu nennen, das der Krieg mit sich bringt und das viele geflüchtete Schutzsuchende aus der Ukraine auch in unsere Stadt bringt. Es gilt, diese Menschen, genauso wie die Geflüchteten aus den weiteren Regionen auf der Welt, menschenwürdig unterzubringen und in unsere Gesellschaft zu integrieren. Das entwickelt sich zu einer immensen Herausforderung, wie auch die Bewältigung der weiteren Kriegsfolgen wie steigende Inflation oder explodierende Energiepreise.

 

Haben Sie einen wichtigen Ratschlag für junge Kolleginnen und Kollegen?

Da ich mich ja selbst erst in meiner ersten Amtszeit befinde, würde ich mich selbst auch noch als „jungen Kollegen“ bezeichnen. Dennoch kann ich raten, dem eigenen Weg treu zu bleiben, auch wenn es mal Gegenwind geben sollte. Als Oberbürgermeister ist man auch gewählt, um Entscheidungen zu treffen. Dass man es dabei nie allen Recht machen kann, liegt in der Natur der Sache. Trotzdem sollte man versuchen im Vorfeld möglichst viele Meinungen einzuholen, um sich ein Bild machen und eine fundierte Entscheidung treffen zu können.

 

Wie beziehen Sie Kolleginnen und Kollegen / Bürgerinnen und Bürger / Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Ihre Arbeit und in Ihre Entscheidungsfindung ein?

Neben den klassischen Bürgerbeteiligungsformaten (Workshops, Befragungen, Mitmachausstellungen etc.) wie wir sie beispielsweise beim ISEK oder auch bei der Kasernen-Konversion praktiziert haben, halte ich ganz viel von Kommunikation. Das Ohr nah am Bürger zu haben ist ganz wichtig, denn nur dann erfährt man, was die Menschen in der Stadt bewegt. Daher versuche ich beispielsweise bei möglichst vielen Vereinsversammlungen oder Bürgerfesten dabei zu sein, aber auch regelmäßige Bürgerversammlungen abzuhalten.

In der Verwaltung binde ich meine Führungskräfte über regelmäßige Besprechungsrunden in die Entscheidungsprozesse mit ein, in dem wir über Lösungswege diskutieren. Die Erfahrung zeigt, durch das „darüber reden und diskutieren“ kommt man auf die besten Ideen.

Darüber hinaus halte ich mir einmal im Monat einen Nachmittag frei, an dem ich eine Mitarbeitersprechstunde abhalte. Hier haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter losgelöst vom Tagesgeschäft die Gelegenheit in vertraulicher Atmosphäre mit mir ihre Probleme oder aber auch Ideen zu besprechen.

 

Wieviel Einfluss wird die Digitalisierung auf die künftige Kommunalpolitik haben?

Meiner Meinung nach einen sehr großen. Zum einen dürften die Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt erwarten, dass eine moderne Stadtverwaltung über digitale Wege erreichbar ist und darüber möglichst viele Prozesse unabhängig von Öffnungszeiten und persönlicher Anwesenheit abgewickelt werden können.

Zum anderen eröffnet die Digitalisierung von verwaltungsinternen Abläufen bis hin zur digitalen Aktenführung meiner Meinung nach enorme Möglichkeiten für Effizienzgewinne, die wir in Zeiten mangelnder Personalverfügbarkeiten dringend brauchen. Stetig steigende Aufgaben können nicht nur durch immer weiter steigende Mitarbeiterzahlen kompensiert werden, sondern vor allem durch schlanke und gut strukturierte Prozesse. Hierfür liegt für mich ein Schlüssel zum Erfolg in der Digitalisierung. Zudem müssen wir Kommunen uns als moderne Arbeitgeber präsentieren, um am Arbeitsmarkt attraktiv zu bleiben.

 

Gibt es ein Lebensmotto, das Sie begleitet?

Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man etwas Schönes bauen.

 

Wie wollen Sie in Erinnerung bleiben?

Als bürgernaher Oberbürgermeister mit Managementqualitäten, unter dessen Amtszeit die Stadtverwaltung modernisiert und digitalisiert wurde und der die zahlreichen Großprojekte durch ein gutes Projektmanagement plangemäß abgewickelt hat, ohne dabei jemals die Menschlichkeit zu verlieren.

 

Foto © Gregor Wiebe

 

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