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(GZ-3-2024 - 1. Februar)
Florian Mair, Erster Bürgermeister  der Gemeinde Altenmünster
 

Florian Mair

Bürgermeister der Gemeinde Altenmünster

Welche Kommune und wie viele Einwohner vertreten Sie?

Ich bin Erster Bürgermeister der Gemeinde Altenmünster im Landkreis Augsburg. In unserer Gemeinde leben derzeit rd. 4.600 Menschen.

 

Wann haben Sie Ihr Amt angetreten und sind Sie hauptamtlich oder ehrenamtlich tätig?

Das Bürgermeisteramt habe ich am 01.05.2020 angetreten. Ich bin hauptamtlich tätig.

 

Welchem Beruf sind Sie vor Ihrem Amtsantritt nachgegangen bzw. üben Sie diesen nach wie vor aus?

Vor meinem Amtsantritt war ich als Vorstand einer gesetzlichen Krankenkasse tätig. Diese Beschäftigung übe ich nicht mehr aus.

 

Was war Ihr persönlicher Anreiz in die Kommunalpolitik zu gehen?

Ich war bereits von 2014 – 2020 Mitglied unseres Gemeinderates und konnte auf diese Weise erste Einblicke in die Kommunalpolitik gewinnen. Der direkte und persönliche Bezug zu den Bürgerinnen und Bürgern vor Ort war für mich ein sehr wesentlicher Faktor meiner Entscheidung, mich für das Bürgermeisteramt zu bewerben. Daneben haben mich die Vielfältigkeit der Aufgaben sowie die wirklich greifbaren Gestaltungsmöglichkeiten angesprochen.

Das Bürgermeisteramt eröffnet die Möglichkeit, gemeinsam mit dem Gemeinderat die Lebensbedingungen der Menschen vor Ort nachhaltig positiv zu gestalten. Oftmals können bereits durch sehr einfache Maßnahmen viele gute Dinge bewirkt werden, wovon die Bürgerinnen und Bürger profitieren. Zu guter Letzt war und bin ich meiner Gemeinde schon immer sehr verbunden. Ich bin hier aufgewachsen und lebe hier. Deshalb kam es für mich auch nur in Frage, das Bürgermeisteramt hier in meiner Heimat ausüben zu wollen.

 

Wie haben Sie sich vorbereitet?

Die vorherige Tätigkeit als Gemeinderat war für mich die beste Vorbereitung. Es war tatsächlich ein unschätzbarer Vorteil, hierdurch bereits Kenntnisse und Erfahrungen zu laufenden Projekten gesammelt zu haben. Daneben hatte und habe ich ein sehr gutes Verhältnis zu meinem Amtsvorgänger. So war es mir möglich, die Aufgaben nahtlos und gut zu übernehmen. Außerdem konnte ich mich beim Amtsantritt auch auf mein Team im Rathaus sowie in den anderen kommunalen Einrichtungen verlassen. Ich wurde überall gut aufgenommen und niemand behielt wichtige Informationen für sich.

 

Wo lagen bei Ihrem Amtsantritt die Herausforderungen?

Ich hatte eine sprichwörtliche Baustelle zu übernehmen. In einem unserer Ortsteile lief zu meinem Amtsbeginn eine bereits seit vielen Jahren andauernde Dorferneuerung. Hier ging beim Kanalbau viel schief. Statt einer Straße gab es nur Staub oder Schlamm. Viele Einwohner hatten Schäden an ihren Gebäuden. Wohlgemerkt alles Dinge, für welche die Gemeinde nicht die Verantwortung trug. Dennoch waren die Erwartungen in der Bevölkerung natürlich hoch, dass „der Neue“ hier nun sehr rasch für eine Lösung sorgen würde. Die größte Herausforderung war es für mich als jemand, dessen berufliche Vergangenheit nicht unbedingt in der Baubranche lag, sich binnen kurzer Zeit in ein solch umfangreiches Bauvorhaben einzuarbeiten. Doch es ist gelungen und so viel kann ich verraten: die Dorferneuerung konnte zwischenzeitlich weitgehend abgeschlossen werden.

 

Welche Themen beschäftigen Sie momentan?

Wie wohl viele Kolleginnen und Kollegen befasse ich mich derzeit sehr ausgiebig mit dem Thema der Energiegewinnung bzw. Energieversorgung. Gemeinsam mit einigen Nachbarkommunen arbeiten wir an guten und tragfähigen Konzepten, wie wir als Kommunen mittel- und langfristig die Energiesouveränität erlangen können. Das sind in der Tat spannende und sehr komplexe Fragestellungen, welche uns hier beschäftigen. Ich bin jedoch überzeugt, dass es sich für unsere Bürgerinnen und Bürger lohnen wird, wenn wir Gemeinden hier unsere Kräfte bündeln und gemeinsam gute Lösungen erzielen.

Ein weiteres Dauerthema unserer Gemeinde ist die Kinderbetreuung. Altenmünster ist eine stark wachsende Gemeinde. Viele unserer jungen Menschen bleiben hier oder ziehen zu und gründen hier eine Familie. Das ist aus meiner Sicht eine absolut erfreuliche Entwicklung. Allerdings muss die Infrastruktur wie Kindergarten, Kinderkrippe oder Schule natürlich mit dieser Entwicklung mithalten können. Dies ist eine große, aber gewissermaßen auch schöne Herausforderung. So baue ich viel lieber ein neues Kindergartengebäude, als dass ich darüber nachdenken muss, wie wir mit leerstehenden Räumlichkeiten umgehen.

 

Womit werden Sie sich noch auseinandersetzen müssen/wollen?

Die Frage, mit was ich mich noch auseinandersetzen muss, liegt ja weitestgehend nicht in meinen Händen. Ich komme jedoch nicht umhin festzustellen, dass ich mich zunehmend mit unausgegorenen und schlecht gemachten Gesetzen befassen muss, mit welchen uns die Bundes- oder Landespolitik überhäuft. Die Bürokratisierung unseres Landes schreitet trotz aller Versprechungen, dieser entgegenzuwirken, in einem ungeheuren Maße voran.

Insbesondere der Bund überträgt den Kommunen immer neue und immer noch mehr Aufgaben, ohne für deren vollumfängliche Finanzierung zu sorgen. Mit all dem muss ich mich befassen, obwohl ich dies ausdrücklich nicht will. Stattdessen würde ich mich gerne damit befassen wollen, wie wir zügig und möglichst einfach die an uns gestellten Herausforderungen mit praktikablen Lösungen meistern können. Ich will, dass wir hierzulande endlich wieder ziel- sowie ergebnisorientiert arbeiten und nicht die Bedenkenträger stets das Zepter führen.

 

Haben Sie einen wichtigen Ratschlag für junge Kolleginnen und Kollegen?

Wichtige Ratschläge sind nicht so sehr meine Sache. Wenn ich eine Empfehlung geben darf, dann die, sich selbst treu zu bleiben, sich nicht zu verbiegen und niemals zu versuchen, es allen recht zu machen.

 

Wie beziehen Sie Kolleginnen und Kollegen / Bürgerinnen und Bürger / Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Ihre Arbeit und in Ihre Entscheidungsfindung ein?

Das Miteinander mit den verschiedenen Akteuren ist ein immens wichtiger Bestandteil meiner Arbeit als Bürgermeister. Ich habe in meiner Entscheidungsfindung bislang immer davon profitiert, mich zum jeweiligen Thema mit Kolleginnen und Kollegen sowie Bürgerinnen und Bürgern auszutauschen. Dies erweitert den Horizont und bereichert die oftmals subjektive Wahrnehmung um neue Aspekte. Letztlich ist dies eine ganz einfache Möglichkeit, zu einer vielleicht noch besseren Entscheidung zu gelangen. Warum sollte man sich diese Chance also entgehen lassen?

 

Wieviel Einfluss wird die Digitalisierung auf die künftige Kommunalpolitik haben?

Der Einfluss der Digitalisierung auf die Kommunalpolitik ist nach meiner Wahrnehmung bereits heute sehr ausgeprägt. Ich persönlich schätze es sehr, über meine Arbeit, die Vorhaben und Pläne unserer Gemeinde aber auch einfach über das gesellschaftliche Leben in den sozialen Medien zu berichten. Einerseits ist es eine tolle Möglichkeit, Bürgerinnen und Bürger auf verständliche Art und Weise an dem teilhaben zu lassen, was seitens ihrer Gemeinde entwickelt und umgesetzt wird. Anderseits bietet sich eine einfache Möglichkeit, mit mir als Bürgermeister direkt und vor allem schnell in Kontakt zu treten. Diese Einfachheit in der Kommunikation ist meines Erachtens jedoch ein Stück weit auch kritisch zu sehen. Kommunalpolitische Abläufe oder Entscheidungen sind oftmals inhaltlich eben nicht einfach. Gerade hier wird nach meiner Überzeugung nichts das persönliche Gespräch ersetzen können. 

Trotz diverser Vorteile hat die Digitalisierung im Bereich der Kommunalpolitik aber auch ihre Schattenseiten. Gerade in der digitalen Welt verbreiten sich Hass und Hetze sehr leicht. Vieles, was in der Anonymität geschrieben wird, würden die allermeisten Menschen von Angesicht zu Angesicht nicht aussprechen. Viel zu oft werden mittlerweile auch wir Kommunalpolitiker zum Ziel derartiger Aggressionen im Netz. Dies schwächt die Kommunalpolitik, weil es natürlich dazu führt, dass immer weniger Menschen gerne ein Amt in der Kommunalpolitik übernehmen möchten. Zugleich schädigt es unsere Demokratie, die doch letztlich vom Mitmachen lebt. Dies dürfen wir nicht zulassen.

 

Gibt es ein Lebensmotto, das Sie begleitet?

Immer positiv denken und sich selbst nicht zu ernst nehmen. Dann klappt der Rest fast von allein.

 

Wie wollen Sie in Erinnerung bleiben?

Ganz bescheiden als hoffentlich netter Mensch.

 

Foto © Florian Mair

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