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(GZ-15/16-2024 - 1. August)
Andreas Hügerich, Erster Bürgermeister der Stadt Lichtenfels

 

Andreas Hügerich

Erster Bürgermeister der Stadt Lichtenfels

Welche Kommune und wie viele Einwohner vertreten Sie?

Stadt Lichtenfels (20.553 Einwohner; Stand 01.07.2024).

 

Wann haben Sie Ihr Amt angetreten und sind Sie hauptamtlich oder ehrenamtlich tätig?

Seit dem 01.05.2014 bin ich als hauptamtlicher Erster Bürgermeister im Amt.

 

Welchem Beruf sind Sie vor Ihrem Amtsantritt nachgegangen bzw. üben Sie diesen nach wie vor aus?

Vor meinem Amtsantritt als Bürgermeister war ich als Standesbeamter bei der Stadt Lichtenfels tätig. Diesen Beruf übe ich selbstverständlich nicht mehr aus. Allerdings freue ich mich sehr darüber, wenn sich die Gelegenheit ergibt, weiterhin Eheschließungen vorzunehmen. Es ist für mich immer ein besonderer Moment, Paare in den Bund der Ehe zu begleiten und an einem der glücklichsten Tage ihres Lebens teilzuhaben.

 

Was war Ihr persönlicher Anreiz in die Kommunalpolitik zu gehen?

Mein persönlicher Anreiz, in die Kommunalpolitik zu gehen, war meine tiefe Verbundenheit mit meiner Heimatstadt Lichtenfels. Hier bin ich aufgewachsen, ging in den Kindergarten und zur Schule und habe in der Stadtverwaltung meinen Beruf als Verwaltungsfachangestellter erlernt. Ich habe so viele positive Erlebnisse in meiner Stadt; daher möchte ich aktiv an ihrer Gestaltung mitwirken. Es ist mir ein Herzensanliegen, unsere Stadt gemeinsam mit allen Lichtenfelserinnen und Lichtenfelsern weiterzuentwickeln.

Besonders wichtig ist mir dabei eine parteiübergreifende Zusammenarbeit und die Einbindung aller. Denn nur gemeinsam können wir die Herausforderungen in einer Kommune erfolgreich angehen. Unsere vielen ehrenamtlichen Helfer, die sich so engagiert einbringen, leisten dabei einen wichtigen Beitrag. Mit ihnen zusammenzuarbeiten und zu sehen, wie wir gemeinsam unsere Stadt fit für die Zukunft machen, bereitet mir große Freude.

 

Wie haben Sie sich vorbereitet?

Um mich auf die Aufgabe als Bürgermeister vorzubereiten, habe ich selbstverständlich an verschiedenen Seminaren teilgenommen, die speziell für Bürgermeisterkandidaten angeboten werden. Diese Seminare waren äußerst wertvoll, um ein tiefes Verständnis für dieses Amt zu entwickeln.

Jedoch war die beste Vorbereitung für mich immer der direkte Austausch mit den Menschen unserer Stadt. Es ist unglaublich bereichernd und lehrreich, den Menschen zuzuhören, ihre Anliegen und Ideen ernst zu nehmen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Dieser kontinuierliche Dialog hat mir sehr geholfen. Bis heute bleibt dieser Austausch das Herzstück meiner Arbeit als Bürgermeister. Denn nur durch ein offenes Ohr und das engagierte Umsetzen von Vorschlägen und Anregungen können wir gemeinsam unsere Stadt voranbringen und lebenswerter gestalten.

 

Wo lagen bei Ihrem Amtsantritt die Herausforderungen?

Bei meinem Amtsantritt standen wir vor großen Herausforderungen, insbesondere im Bereich der Innenstadtbelebung. Wie in vielen Städten hatten wir mit Leerständen und dem Wandel im stationären Handel zu kämpfen.

In den vergangenen Jahren haben wir in Lichtenfels jedoch enorme Fortschritte gemacht. Wir konnten zahlreiche Leerstände beseitigen und diese Flächen einer neuen Nutzung zuführen. Dies umfasste den Handel, die Gastronomie und das Wohnen.

Ein besonders wichtiger Meilenstein ist derzeit im Entstehen: die neue Stadtbücherei mit Touristinformation direkt am Marktplatz. Dieser Stadtbaustein, der im Jahr 2025 fertiggestellt wird, verbindet den Marktplatz mit unserem Stadtschloss, in dem viele kulturelle Veranstaltungen stattfinden. Zusätzlich haben wir jetzt viele kulturelle Veranstaltungen in unserer Innenstadt, was zur Belebung und Attraktivität beiträgt.

Ein weiterer Erfolg ist der enge Austausch mit den Händlern, Gastronomen und weiteren Dienstleistern. Dies zeigt, dass wir gemeinsam an einem Strang ziehen und so positive Veränderungen bewirken können. Mit diesen Maßnahmen und insbesondere durch die Förderung der Kultur möchten wir als Stadt unseren Beitrag dazu leisten, eine lebendige und attraktive Innenstadt zu gestalten.

 

Welche Themen beschäftigen Sie momentan?

Derzeit beschäftigen mich mehrere zentrale Themen. An erster Stelle steht die Haushaltssituation der Stadt. Wie in vielen anderen Kommunen sind auch bei uns die Finanzen angespannt. Es wird zunehmend schwieriger, die notwendige Infrastruktur und die Bedarfe unserer Bürgerinnen und Bürger mit den vorhandenen finanziellen Mitteln umzusetzen.

Ein weiteres großes Thema ist der Ausbau der Kinderbetreuung. Es ist essenziell, unsere Familien zu unterstützen, indem wir ausreichende Angebote für Krippen, Kindergärten und Sportplätze bereitstellen. Obwohl wir hier schon Fortschritte gemacht haben, sind wir noch nicht da, wo wir sein wollen, und setzen
unsere Bemühungen fort.

Wir arbeiten auch daran, Lichtenfels als Wohnstandort weiterhin attraktiv zu gestalten. Dazu gehört in einem Ortsteil die Erschließung des 2. Bauabschnitts in einem Neubaugebiet und besonders die Innenentwicklung. Unser Ziel ist es, leerstehende Immobilien wieder für Familien nutzbar zu machen und freie Flächen im Innenbereich einer sinnvollen Wohnnutzung zuzuführen.

Darüber hinaus legen wir großen Wert auf die Weiterentwicklung als Gewerbe- und neuerdings auch als Hochschulstandort. Wir befinden uns auf einem sehr guten Weg und arbeiten eng mit den Unternehmen in unserer Region sowie der Hochschule Coburg zusammen. Besonders der neu gegründete Zweckverband FADZ setzt wichtige Impulse, um die heimische Wirtschaft im Bereich der digitalen Transformation zu unterstützen, insbesondere die mittelständischen Unternehmen, die so wertvoll für unsere Stadt sind.

 

Womit werden Sie sich noch auseinandersetzen müssen/wollen?

Die Herausforderungen der Zukunft werden, wie in den vergangenen Jahren, vielfältig sein. Was die Kommunalpolitik so spannend macht, ist die Möglichkeit, aktiv an der Gestaltung unserer Heimat mitzuwirken. Unsere Kommunen mussten sich schon immer für kommende Herausforderungen wappnen, und bisher ist es unseren Städten, Märkten und Gemeinden stets gelungen, diese zu meistern.

Eine der zentralen Aufgaben wird es sein, den Zusammenhalt in der Bevölkerung zu stärken. Denn nur eine starke Gemeinschaft kann die anstehenden Herausforderungen erfolgreich bewältigen. Es ist entscheidend, dass wir als Kommune zusammenstehen und gemeinsam Lösungen entwickeln.

Darüber hinaus müssen wir uns mit den Themen Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Kultur, Bildung, wirtschaftliche Entwicklung und soziales Miteinander auseinandersetzen. Diese Bereiche sind essenziell, um unsere Stadt zukunftsfähig und lebenswert zu gestalten. In all diesen Bestrebungen ist es mein Ziel, die Bürgerinnen und Bürger aktiv einzubeziehen und ihre Stimmen und Ideen in die Entscheidungsprozesse einzubringen.

 

Haben Sie einen wichtigen Ratschlag für junge Kolleginnen und Kollegen?

Ich möchte mir nicht anmaßen, ungefragt Ratschläge zu erteilen. Was mir jedoch sehr geholfen hat, war der Austausch mit erfahrenen Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern. Es ist unglaublich wertvoll, von ihren Erfahrungen und Erkenntnissen zu lernen. Dabei wird einem schnell bewusst, dass jede Bürgermeisterin und jeder Bürgermeister eigene Herausforderungen hat. Es gibt aber auch viele Parallelen, die uns verbinden.

Ein Aspekt, den ich besonders schätze, ist der parteiübergreifende Zusammenhalt innerhalb der kommunalen Familie. Dieser Zusammenhalt und die gegenseitige Unterstützung sind von unschätzbarem Wert.

Deshalb möchte ich jungen Kolleginnen und Kollegen ans Herz legen, den Dialog mit erfahrenen Amtsträgern zu suchen und sich auf diesen Zusammenhalt zu verlassen.

 

Wie beziehen Sie Kolleginnen und Kollegen / Bürgerinnen und Bürger / Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Ihre Arbeit und in Ihre Entscheidungsfindung ein?

Selbstverständlich halte ich regelmäßig Bürgerversammlungen und Sprechstunden für alle Bürgerinnen und Bürger ab. Darüber hinaus bin ich stets ansprechbar und habe immer ein offenes Ohr für die Anliegen der Menschen.

Bei der Entscheidungsfindung ist es mir wichtig, alle Argumente zu hören und zu berücksichtigen. Ob in Bürgerversammlungen, Besprechungen mit Kolleginnen und Kollegen oder im Stadtrat: ich lege großen Wert darauf, einen breit gefächerten Konsens zu erreichen. Das bedeutet, dass ich zuhöre, verschiedene Perspektiven einbeziehe und gemeinsam nach Lösungen suche, die von möglichst vielen getragen werden können.

 

Wieviel Einfluss wird die Digitalisierung auf die künftige Kommunalpolitik haben?

Die Digitalisierung wird zweifellos einen zunehmenden Einfluss auf die künftige Kommunalpolitik haben, wie sie es bereits in vielen anderen Bereichen unseres Lebens getan hat. Dennoch bleibt das persönliche Gespräch unersetzlich. Es ermöglicht uns, Nähe zu den Bürgern zu bewahren, ihre Anliegen besser zu verstehen und gemeinsam Lösungen zu finden. In einer digitalisierten Welt müssen wir sicherstellen, dass wir technologische Fortschritte nutzen, ohne den menschlichen Aspekt zu vernachlässigen, der das Fundament unserer Gemeinschaften bildet.

 

Gibt es ein Lebensmotto, das Sie begleitet?

Mein Lebensmotto könnte man vielleicht mit „Mut, Ehrgeiz und langem Atem“ beschreiben. Als leidenschaftlicher Triathlet und Marathonläufer habe ich gelernt, dass diese Eigenschaften entscheidend sind, um persönliche Ziele zu erreichen. In der Kommunalpolitik sind sie genauso wichtig. Es geht darum, nie aufzugeben und mit Entschlossenheit und Ausdauer für unsere Ziele einzutreten. Große Ziele erfordern eben Mut, Ehrgeiz und den langen Atem, um sie zu verwirklichen.

 

Wie wollen Sie in Erinnerung bleiben?

Aktuell darf ich mit dem Amt des Bürgermeisters meinen Traum leben, und ich bin allen Menschen in Lichtenfels sehr dankbar für ihr Vertrauen. In Erinnerung bleiben möchte ich als jemand, der stets sein Bestes gegeben hat und gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern von Lichtenfels positive Veränderungen bewirkt hat. Es wäre mein größtes Glück, im Rückblick sagen zu können, dass wir zusammen viel erreicht haben und ich meinen Beitrag dazu leisten konnte.

 

Foto © Andreas Hügerich

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