(GZ-17-2024 - 12. September) |
Martin Pichler |
Erster Bürgermeister des Markts Schönberg Welche Kommune und wie viele Einwohner vertreten Sie? Im Markt Schönberg bin ich Bürgermeister von etwa 3.900 Bürgerinnen und Bürgern. Zugleich bin ich Vorsitzender der Verwaltungsgemeinschaft Schönberg, über die die Gemeinden Schöfweg, Innernzell und Eppenschlag mit verwaltet werden. Insgesamt leben hier etwa 7.800 Menschen.
Wann haben Sie Ihr Amt angetreten und sind Sie hauptamtlich oder ehrenamtlich tätig? 2014 wurde ich zum hauptamtlichen Bürgermeister gewählt und im Jahr 2020 bestätigt. 2014 als zweitjüngster in Bayern.
Welchem Beruf sind Sie vor Ihrem Amtsantritt nachgegangen bzw. üben Sie diesen nach wie vor aus? Ich war in der Verwaltung der Marktgemeinde tätig. Dort hatte ich verschiedene Aufgaben und war nach dem Bauamt zu der Zeit als Kämmerer für die Finanzen zuständig.
Was war Ihr persönlicher Anreiz in die Kommunalpolitik zu gehen? Schon als Angestellter war die Motivation, am Gemeinwohl meiner Heimat aktiv mitgestalten zu können, ganz wichtig für mich. Deshalb war ich auch schon politisch tätig und habe es nicht gescheut, auch mehr Verantwortung zu übernehmen.
Wie haben Sie sich vorbereitet? Die Themen und Abläufe kannte ich ja bereits gut. Ich denke, das war auch die ideale Vorbereitung. Denn neben dem Wunsch, etwas erreichen zu wollen, was man selbst als richtig sieht, gehört auch die Fähigkeit, das auch vermitteln und begründen zu können.
Wo lagen bei Ihrem Amtsantritt die Herausforderungen? Schönberg war dank der stets guten Arbeit meiner Vorgänger bereits stark aufgestellt. Dennoch reißen die Herausforderungen nicht ab. Im Ratsgremium haben wir Zukunftsfragen priorisiert. Kinderbetreuung von Kita bis Schule; Breitbandausbau; Wasserver- und Abwasserentsorgung, Förderung der Wirtschaftsstrukturen und nicht zuletzt eine Innenortentwicklung bis hin zur Barrierefreiheit. Der Lohn: Schönberg ist attraktiv als Wohn- und Arbeitsort.
Welche Themen beschäftigen Sie momentan? Den Euro kann ich dennoch nur einmal ausgeben. Gerade muss sich der Markt wieder etwas konsolidieren. Der Erfolg baut zugleich auch Druck auf. 2024 sind wir Einzahler in den „kommunalen Finanzausgleich“, erhalten aber zugleich keine Schlüsselzuweisungen. Das Schlagloch vor der Haustüre hat seine Ursache bisweilen auch in übergeordneten Themen wie Kreis-Krankenhausdefiziten oder weniger leistungsfähigen Gemeinden. Aber auch dieses Solidarsystem hat natürlich irgendwo seine Richtigkeit.
Womit werden Sie sich noch auseinandersetzen müssen/wollen? Wie gesagt, nach eher sozialen Themen geht es jetzt stark in Richtung Infrastruktur. Eine große Brücke kann im Unterhalt schon einmal zum finanziellen Gewaltakt werden. Und dennoch will Schönberg keinen Investitionsstau vor sich herschieben. Oft ist es ja auch weniger die Frage der Mittel oder Förderung, sondern der Verfügbarkeit von Planern und Ausführenden.
Haben Sie einen wichtigen Ratschlag für junge Kolleginnen und Kollegen? Lasst Euch nicht beirren. Der größte Fehler wäre, einfach aus lauter Vorsicht nichts anzupacken. Wo die Ziele es wert sind, wird sich auch ein Weg finden.
Wie beziehen Sie Kolleginnen und Kollegen / Bürgerinnen und Bürger / Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Ihre Arbeit und in Ihre Entscheidungsfindung ein? Kommunikation und Offenheit sind extrem wichtig. Ohne Zustimmung geht nichts. Im Gemeinderat ist jeder aufgefordert sich einzubringen. Jeder steht hier auch als Fachfrau oder Fachmann für eigene Themenbereiche wie Tourismus oder Bauen. Die Verwaltung versorgt mich mit den wichtigen Daten und die Menschen am Ort treffe ich bei Festen und Anlässen auch selbst als Bürger. Dennoch ist klar: 100 Prozent Zustimmung ist utopisch. Aber die allermeisten Leute haben schon ein Gespür dafür ob es unter dem Strich passt.
Wieviel Einfluss wird die Digitalisierung auf die künftige Kommunalpolitik haben? Sie wird nicht. Sie hat bereits. Schönberg stellt immer mehr „Ämtergänge“ auf die digitale Bahn. Auch deshalb schauen wir, dass selbst abgelegene Gehöfte bis etwa 2027 Glasfaserstatus haben. Arbeitswelten verändern sich. Gesparte Kilometer entlasten die Umwelt und weniger Zeit auf der Straße sorgt für bessere Work-Life-Balance. Wir fürchten uns auch vor KI nicht, wenn wir nur weiter selbst Köpfchen beweisen.
Gibt es ein Lebensmotto, das Sie begleitet? Tue recht, fürchte Gott, scheue niemand! Das hört sich vielleicht zunächst etwas verstaubt an. Aber es fasst für mich Wichtiges kurz zusammen: Ehrliche Offenheit gegenüber anderen, eine Ehrfurcht vor einem größeren Schöpfungssinn und ein aufrechter Wille, für Überzeugungen auch gegen Widerstände einzutreten.
Wie wollen Sie in Erinnerung bleiben? Ich bin 2014 als einer der jüngsten Bürgermeister ins Amt eingestiegen und versuche mir diesen Elan auch zu behalten. In der Erinnerung bin ich dann hoffentlich aber nicht der „Ungeduldige“, sondern der, der Schönberg ein gutes Stück vorwärtsbewegen konnte. Ich habe ja hoffentlich noch über die zweite Amtszeit hinaus Zeit, mich auch noch zum abgeklärten Gestalter zu entwickeln. Aber zuerst ist noch zu viel zu tun.
Foto © Martin Pichler |
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