(GZ-21-2024 - 7. November) |
Justus Pfeifer |
Erster Bürgermeister der Gemeinde Ruhpolding Welche Kommune und wie viele Einwohner vertreten Sie? Ich vertrete die Gemeinde Ruhpolding mit etwa 7.200 Einwohnern.
Wann haben Sie Ihr Amt angetreten und sind Sie hauptamtlich oder ehrenamtlich tätig? Ich bin seit dem 1. Mai 2020 als hauptamtlicher Bürgermeister von Ruhpolding tätig.
Welchem Beruf sind Sie vor Ihrem Amtsantritt nachgegangen bzw. üben Sie diesen nach wie vor aus? Ich bin Offizier im fliegerischen Dienst der Deutschen Luftwaffe gewesen und bin dort den Kampfjet Panavia Tornado geflogen. Der Beruf ruht jedoch aktuell, da die Tätigkeit als Bürgermeister hauptamtlich ist.
Was war Ihr persönlicher Anreiz in die Kommunalpolitik zu gehen? Als stolzer Patriot wollte ich mich schon immer aktiv für meine Heimat engagieren – für Ruhpolding, Bayern, Deutschland und Europa. Schon mein Dienst bei der Luftwaffe war von diesem Wunsch geprägt. Es ist mir nach wie vor eine große Freude und Ehre, meiner Gemeinde auf diese Weise zu dienen und etwas Positives für die Menschen zu bewegen.
Wie haben Sie sich vorbereitet? Seit meinem 16. Lebensjahr bin ich kommunalpolitisch aktiv, vor allem durch mein Engagement in der Jungen Union und der CSU. Von 2014 bis 2020 war ich zudem Mitglied des Gemeinderats. Diese Erfahrungen haben mich auf das Bürgermeisteramt gut vorbereitet. Die Erfahrungen aus meiner fliegerischen Laufbahn, als Offizier der Luftwaffe sowie das Studium der Staatswissenschaften kann ich aber auch immer gewinnbringend in die tägliche Arbeit einfließen lassen.
Wo lagen bei Ihrem Amtsantritt die Herausforderungen? Die größte Herausforderung ist, Ruhpolding zukunftsfähig aufzustellen. Wir haben sehr viele große Infrastrukturobjekte in Ruhpolding. Das beginnt mit der Chiemgau Arena, die jährlich für den Biathlon Weltcup genutzt wird, geht über das kommunale Heizwerk, das große Straßennetz bis hin zu unserem Vita Alpina Erlebnis- und Wellnessbad. Mit diesen Liegenschaften gehen natürlich finanzielle Belastungen für die Gemeinde einher. Aber auch die Kinderbetreuung ist mir ein großes Anliegen. Unsere Schulen und Betreuungseinrichtungen stabil aufzustellen ist gleichermaßen eine große Herausforderung.
Welche Themen beschäftigen Sie momentan? Aktuell beschäftigt uns vor allem die Sanierung des Heizwerkes, der Ausbau der Kindertageseinrichtungen, die Entwicklung des Kurhausareals und die Sanierung des Vita Alpina. Dabei versuchen wir stets darauf zu achten, die Lebens- und Liebenswürdigkeit unseres Ortes zu erhalten und auch für künftige Generationen zu sichern. Das erfordert einen kontinuierlichen Wandel und die Anpassung an die Bedürfnisse der Gesellschaft sowie an aktuelle Herausforderungen.
Womit werden Sie sich noch auseinandersetzen müssen/wollen? Ein großes Thema wird die Belebung des Ortszentrums sein, um Leerstände zu vermeiden und Ruhpolding trotz des wachsenden Online-Handels attraktiv zu halten. Auch der Tourismus bleibt ein zentraler Schwerpunkt, denn wir müssen ihn weiterentwickeln, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. Gleichzeitig stellen uns der Klimawandel und die Entwicklung regenerativer Energien, etwa durch unser Heizwerk, vor große Herausforderungen. Hier wollen wir investieren und eine nachhaltige Energieversorgung fördern.
Haben Sie einen wichtigen Ratschlag für junge Kolleginnen und Kollegen? Augen und Ohren offen halten, Ratschläge annehmen und reflektieren, aber letztlich auch klare Entscheidungen treffen. Die Zusammenarbeit im Gemeinderat und die Rückkopplung mit der Bevölkerung ist entscheidend – Konsens und Kompromisse über Parteigrenzen hinweg ist der Schlüssel für erfolgreiche Kommunalpolitik.
Wie beziehen Sie Kolleginnen und Kollegen / Bürgerinnen und Bürger / Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Ihre Arbeit und in Ihre Entscheidungsfindung ein? Die Sachbearbeiter werden täglich in die Entscheidungsfindung eingebunden. Größere Punkte oder Projekte besprechen wir in Gremien oder Ausschüssen mit den Gemeinderäten, als Vertreter der Gesellschaft. Entscheidungen werden dann mehrheitlich im Gemeinderat getroffen. Wir setzen aber auch stark auf die direkte Kommunikation mit dem Bürger und die Einbindung von Vereinen. Neben unserer Bürger-App, dem Gemeindeanzeiger und unseren Social-Media-Kanälen, auf denen wir wertvolles Feedback erhalten, sind auch regelmäßige Monatsversammlungen der Parteien wichtige Austauschplattformen. Bei großen Entscheidungen, wie der künftigen Entwicklung des Kurparks oder des Schwimmbads, beziehen wir die Bürger und Vereine mit Umfragen oder der Durchführung einer Bürgerwerkstatt aktiv mit ein.
Wieviel Einfluss wird die Digitalisierung auf die künftige Kommunalpolitik haben? Die Digitalisierung, insbesondere die Künstliche Intelligenz, wird aus meiner Sicht enorme Auswirkungen haben. Sie kann Arbeitsprozesse in der Verwaltung effizienter gestalten und den Bürgerservice verbessern. Wir arbeiten bereits daran, diese Technologien stärker zu integrieren.
Gibt es ein Lebensmotto, das Sie begleitet? „Ned umarananda mankein“ bzw. niemals rumjammern, sondern selbst versuchen, die Situation zum Besten zu beeinflussen und anpacken (dafür gibt’s, glaub ich, keine passende hochdeutsche Übersetzung).
Wie wollen Sie in Erinnerung bleiben? Ehrlich gesagt habe ich mich mit dieser Frage noch nicht wirklich auseinandergesetzt. Ich hoffe, dass ich der Gemeinde noch ein paar Jahre dienen darf. Wenn es aber mal soweit ist, würde ich gerne als jemand in Erinnerung bleiben, der Ruhpolding zukunftsfähig gemacht hat und gleichzeitig die Liebenswürdigkeit unseres wunderschönen Dorfs an unsere Kinder und Enkelkinder weitergetragen hat. Mein Ziel ist es, einen Ort zu hinterlassen, in dem künftige Generationen sowohl finanziell als auch gesellschaftlich gut aufgestellt sind.
Foto © Justus Pfeifer |
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