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(GZ-23-2024 - 5. Dezember)
Marc Benker, Erster Bürgermeister des Markts Marktschorgast

 

Marc Benker

Erster Bürgermeister des Markts Marktschorgast

Welche Kommune und wie viele Einwohner vertreten Sie?

Ich vertrete die Marktgemeinde Marktschorgast mit insgesamt rund 1.500 Einwohnern in acht Ortsteilen.

 

Wann haben Sie Ihr Amt angetreten und sind Sie hauptamtlich oder ehrenamtlich tätig?

Ich darf seit 01.05.2020 ehrenamtlicher Bürgermeister meiner Heimatgemeinde sein.

 

Welchem Beruf sind Sie vor Ihrem Amtsantritt nachgegangen bzw. üben Sie diesen nach wie vor aus?

Ich bin seit nunmehr über 30 Jahren Polizeibeamter des Freistaats Bayern bei der Polizeiinspektion Bayreuth-Stadt und fahre dort immer noch mit großer Freude Streife.

 

Was war Ihr persönlicher Anreiz in die Kommunalpolitik zu gehen?

Der Ursprungs-Anreiz liegt schon fast drei Jahrzehnte zurück. Unser damaliger Erster Bürgermeister und heutiger Altbürgermeister Josef Kofer ist mein Vorbild in diesem Amt. Er ist 1978, ein Jahr nach meiner Geburt, ins Amt gekommen und blieb 24 Jahre unser Bürgermeister. Bis ich 25 war, gab es keinen anderen Bürgermeister für mich und so stand er – in dieser zeitlichen Hinsicht – für mich auf einer Stufe mit Papst Johannes Paul II. und Helmut Kohl als Kanzler.

Alle drei waren gefühlt irgendwie „immer da“. So entwickelte sich 1995 bei mir das Interesse für Kommunalpolitik und ich fand es spannend, in meiner eigenen Gemeinde mitzureden und mitentscheiden zu dürfen.

 

Wie haben Sie sich vorbereitet?

Dankenswerterweise haben mir die Marktschorgaster Bürgerinnen und Bürger mit erst 25 Jahren bei der Kommunalwahl 2002 hinter den beiden damaligen Bürgermeisterkandidaten das beste Stimmergebnis aller 72 Gemeinderatskandidaten und somit ihr Vertrauen geschenkt. Ich wurde sofort Fraktionsvorsitzender der CSU und blieb dies 18 Jahre. Bei den Kommunalwahlen 2008 und 2014 habe ich die Wahlen zum Ersten Bürgermeister gegen meinen Vorgänger jeweils knapp verloren, saß aber immer mit im Gemeinderat und hatte damit dann 2020 bei meiner dritten Kandidatur gegen einen neuen Gegenkandidaten bereits 18 Jahre Erfahrung, die letzten Jahre davon als weiterer Stellvertreter des Bürgermeisters. Durch diese langjährige Mitarbeit in den Gremien hatte ich natürlich die beste Vorbereitung, die man sich wünschen konnte.

 

Wo lagen bei Ihrem Amtsantritt die Herausforderungen?

Wir hatten uns vorgenommen, viele Großprojekte, über die seit Jahren im Gemeinderat diskutiert wurde und deren Historie zum Teil bis Mitte der 1980er Jahre zurück reichten, endlich in die Tat umzusetzen, um die Ortspolitik insgesamt bei den Menschen auch wieder ein Stück weit glaubwürdig erscheinen zu lassen. Wir haben uns dann an die Umsetzung der Mega-Projekte der Erschließung des neuen Gewerbegebietes direkt an unserer Autobahnausfahrt an der A9 gemacht, haben mit der Sanierung eines über 300 Jahre alten, denkmalgeschützten und seit mehreren Jahrzehnten dem Verfall preisgegebenen Fachwerkgebäudes begonnen und uns um die Verbesserung unserer Wasserversorgungsleitungen kümmern müssen.

Auch die barrierefreie Umgestaltung unseres historischen Marktplatzes zur Verbesserung der Lebensqualität für unsere älteren und mobilitätseingeschränkten Mitbürgerinnen und Mitbürger, die Fortführung des städtebaulichen Entwicklungskonzepts und vieles mehr war am Anfang extrem herausfordernd und fiel zeitgleich in den Beginn der Corona-Pandemie. Ich glaube aber, dass wir das alle gemeinsam in Marktschorgast wirklich gut hinbekommen haben.

 

Welche Themen beschäftigen Sie momentan?

Aktuell arbeiten wir an der Verbesserung der Einrichtungen für die Kinderbetreuung, zum Schuljahresstart ging der Betrieb der Offenen Ganztagsschule in Zusammenarbeit mit der AWO Kulmbach in Betrieb. Außerdem beschäftigt uns das Top-Thema der Energieversorgung der Kommunen in der Zukunft und wir sind dabei, unser Kanalnetz untersuchen zu lassen, woraufhin sich sicherlich in Zukunft auch nicht unerhebliche Sanierungsmaßnahmen für unsere Abwasserversorgung ergeben werden. Die Umsetzung der Grundsteuerreform ist auch eine Herausforderung, die bei vielen Menschen nicht nur für Begeisterungsstürme sorgt. Über zu wenig Arbeit können wir uns tatsächlich nicht beklagen.

 

Womit werden Sie sich noch auseinandersetzen müssen/wollen?

Gerade das Thema Energie wird sicherlich noch an Bedeutung zunehmen. Außerdem wollen wir uns um unsere Bevölkerungsentwicklung kümmern. In den Ausschussgremien des Marktgemeinderates laufen momentan die Planungsarbeiten für ein neues Wohnbaugebiet und für unsere Senioren stellen wir ab 01.01.2025 eine Seniorenquartiersmanagerin ein. Das wird sicher eine spannende Aufgabe, da wir hier im Landkreis Kulmbach die ersten sind, die eine solche Stelle schaffen, die sich schwerpunktmäßig um unsere ältere Generation kümmert. Bereits 2019 hatten wir mit der Anstellung einer Jugendpflegerin für die Kinder und Jugendlichen in Marktschorgast eine ähnliche Vorreiterrolle eigenommen, die zwischenzeitlich erfreulicherweise auch Nachahmer gefunden hat.

 

Haben Sie einen wichtigen Ratschlag für junge Kolleginnen und Kollegen?

Immer die Ruhe bewahren, vor allem dann, wenn die Problemstellung ganz besonders herausfordernd erscheint. Wenn man über schwierige Sachverhalte einmal eine Nacht schläft und sich mit anderen dazu austauscht, sieht die Welt am nächsten Tag – oder in den nächsten Tagen – oft gleich wieder ganz anders aus. Die allerwenigsten Sachverhalte erfordern tatsächlich eine sofortige Entscheidung.

 

Wie beziehen Sie Kolleginnen und Kollegen / Bürgerinnen und Bürger / Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Ihre Arbeit und in Ihre Entscheidungsfindung ein?

Als Bürgermeister versuche ich so oft wie möglich in meiner Gemeinde präsent zu sein. In unserer Größenordnung ist das natürlich schon ein Stück weit einfacher, weil letztlich jeder jeden kennt. Ich bin auf allen öffentlichen gesellschaftlichen Veranstaltungen dabei und die Bürgerinnen und Bürger wissen, dass sie mich jederzeit – auch zum Beispiel auf der Kirchweih oder bei Vereinsversammlungen – bei einem Bier gerne ansprechen können.

Außerdem bin ich in den sozialen Netzwerken aktiv unterwegs und auch über WhatsApp bin ich fast immer auch kurzfristig erreichbar. Die Bürger schätzen das und machen auch rege davon Gebrauch. Für die Kolleginnen und Kollegen in der Verwaltung versuche ich täglich im Rathaus zu sein und bin auch ansonsten für sie in der Regel immer zu erreichen. Sie unterstützen mich zusammen mit dem Team des Bauhofs ganz ausgezeichnet und mir ist auch immer die Meinung der Mitarbeiter wichtig. Bevor ich Entscheidungen treffe, beziehe ich das Team, oder zielgerichtet Teile davon, immer mit ein. Es gibt nur ganz seltene Ausnahmen, in denen ich aufgrund eines unvorhersehbaren Umstandes anders verfahre.

 

Wieviel Einfluss wird die Digitalisierung auf die künftige Kommunalpolitik haben?

Ich glaube, wir stehen da noch ganz am Anfang der digitalen Entwicklung, die durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz eine noch viel größere Dynamik bekommen wird als bisher. Ich kann mir schon gut vorstellen, dass das in vielen Bereichen eine große Unterstützung sein kann. Allerdings sage ich immer, dass der direkte, persönliche Kontakt zu den Menschen die „Kür der Kommunalpolitik“ ist. Deswegen werden die Begegnungen mit den Leuten nach meiner Überzeugung immer der wichtigste Baustein der Kommunalpolitik bleiben, den man nicht ersetzen kann, und der vor dem Hintergrund der immer höheren Taktzahl im Alltag – auch hervorgerufen durch die Digitalisierung – sicher noch deutlich an Bedeutung zunehmen wird.

 

Gibt es ein Lebensmotto, das Sie begleitet?

„Wenn schwierige Entscheidungen zu treffen sind – höre immer auf Dein Herz“.

 

Wie wollen Sie in Erinnerung bleiben?

Darüber mache ich mir ehrlich gesagt gar nicht so viele Gedanken. Ich möchte einfach ein guter Bürgermeister für meine Bürgerinnen und Bürger sein, mit dem sie zufrieden sind und dem sie vertrauen können. Wenn ich später dann einmal so in Erinnerung bleiben darf, dann wäre das eine große Freude für mich.

 

Foto © Marc Benker

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