Aus den Kommunenzurück

(GZ-15/16-2018)
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► Bayerwald-Granit im öffentlichen Raum:

 

Politik in der Pflicht

Landrat und Bezirkstagspräsident fordern ökologische Komponenten in Ausschreibungen zu stärken

V. r.: Landrat Franz Meyer, die Leitung der Fa. Kusser bestehend aus Josef Kusser sen. und den beiden Söhnen Josef und Georg, Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich, die Bezirksräte Cornelia Wasser-Sommer und Josef Heisl sowie der Bürgermeister von Aicha v. Wald, Georg Hatzesberger.V. r.: Landrat Franz Meyer, die Leitung der Fa. Kusser bestehend aus Josef Kusser sen. und den beiden Söhnen Josef und Georg, Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich, die Bezirksräte Cornelia Wasser-Sommer und Josef Heisl sowie der Bürgermeister von Aicha v. Wald, Georg Hatzesberger. Bild: Bezirk Niederbayern, Manuela Lang

Aicha vorm Wald. Die heimische Wirtschaft stärken, das wollen alle Politiker. Doch am Beispiel von Granit aus dem Bayerischen Wald zeigt sich, dass es von Seiten des Staates noch konkrete Handlungsoptionen gäbe, die bisher zu wenig berücksichtigt werden. Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich besichtigte gemeinsam mit dem Passauer Landrat Franz Meyer sowie den beiden Bezirksräten Cornelia Wasner-Sommer und Josef Heisl die Firma Kusser Granitwerke an ihrem Hauptsitz in Aicha vorm Wald.

Im Laufe von fast 100 Jahren hat man sich von einem kleinen Granitabbaubetrieb zum 120-Mitarbeiter-starken, international agierenden Unternehmen entwickelt, das längst viel mehr anbietet als Steine und Schotter für den Straßenbau. Bei „Schwimmenden Kugeln“ ist man Weltmarktführer, Brunnen aus dem Hause Kusser werden in aller Welt aufgestellt, Granitbrücken aus einem Stück werden bis in die USA exportiert und nun kommt eine innovative Klimaanlage in Form einer Wasser-Stein-Wand neu ins Sortiment – die ersten Planungen im arabischen Raum laufen.

Doch wie sieht es mit Aufträgen in der Heimat aus? „Welche Erfahrungen machen Sie bei öffentlichen Ausschreibungen?“, wollte der Bezirkstagspräsident von den Geschäftsführern Georg und Josef Kusser, die das Familienunternehmen nun in die nächste Generation führen, wissen. „Wenn der Kunde das wirklich will, haben wir bisher noch keine Ausschreibung verloren“, so Georg Kusser, der darauf hinwies, dass es diverse Möglichkeiten gäbe – etwa sich vorab aus optischen Gründen auf das Material festzulegen, so dass die Ausschreibung nur mehr die restlichen Leistungen beinhaltet.

Ökobilanz mehr gewichten

Landrat Franz Meyer wiederholte in diesem Zusammenhang seine Forderung an die Staatsregierung, dass die Ökobilanz stärker in den Richtlinien für öffentliche Ausschreibungen zum Ausdruck kommen müsse. „So kann der Bayerwald-Granit nämlich mithalten.“ Denn häufig komme es vor, dass sich Kommunen aus Kostengründen für den günstigeren Granit aus China entscheiden würden, teils auch gezwungenermaßen, wenn dieser im günstigsten Angebot enthalten ist. Ganz abgesehen von erheblichen Qualitätsunterschieden müsse aber der Politik das Verwenden regionaler Baustoffe und damit die Stärkung regionaler Kreisläufe am Herzen liegen – zumal Granit auch ein ökologischer Baustoff ist. Er weist eine überaus günstige CO2 Bilanz aus.

Dr. Olaf Heinrich brachte noch einen weiteren Gesichtspunkt in die Diskussion mit ein, als er von den Steinbrücken erfuhr, die die Kusserwerke seit rund zehn Jahren bauen. Sie sind vom Deutschen Institut für Bautechnik (DIBt) bauaufsichtlich zugelassen. Dank ihrer Bauweise sind sie gegen Eindringen von Streusalz oder sauren Regen gesichert und damit wesentlich langlebiger als Brücken aus anderen Materialien. „Wenn man berücksichtigt, welch hohe Kosten die regelmäßigen Sanierungen verursachen, ist solch eine Granitbrücke eine interessante Option“, so Heinrich.

„Wir spannen den Granit mit spezieller Technik vor, sodass er extrem widerstandsfähig wird. Spannweiten von sieben Metern können mit einer nur 15 Zentimeter starken Granitplatte realisiert werden. Selbst bei größeren Spannweiten sind die Brücken mehr als doppelt so schlank wie Brücken konventioneller Bauweise“, erklärte Georg Kusser, der zudem betonte: „Granit ist der einzige Baustoff, der ohne zusätzlichen Korrosionsschutz auskommt.“ Bis zu 20 Meter lang kann eine Granitbrücke am Stück sein; ist die Distanz größer, wie beispielsweise in Neuhaus am Inn, werden mehrere Teile aneinandergefügt.

„Der Schritt in die Nische“ ist das Erfolgsgeheimnis der Kusser Werke, die eines der letzten Granitunternehmen in der vormals vom Granitabbau geprägten Region sind. Die „Schwimmenden Kugeln“, die sich fast magisch nur auf einem dünnen Wasserfilm drehen, verkaufte
Kusser in alle Welt, während daheim der Markt für Pflastersteine einbrach. Dank ihrer eigenen Steinbrüche und der daraus folgenden Rohstoffunabhängigkeit steht die Firma gut da. Doch angesichts der Tatsache, dass  sie 95 Prozent ihrer Aufträge von der öffentlichen Hand bekommt, sollte sich auch die heimische Politik in der Verantwortung sehen, waren sich Landrat, Bezirkstagspräsident und Bezirksräte einig.

ML

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