Aus den Kommunenzurück

(GZ-3-2019)
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► Archivgebäude des Amtsgerichts Lichtenfels:

 

Angekommen in der Zukunft

 

1.600 laufende Meter Grundakten, 100 Jahre und mehr Aufbewahrungspflicht – als die Leitung des Amtsgerichts Lichtenfels feststellte, dass in dem im Keller untergebrachten Archiv über die Bodenplatte Feuchtigkeit eindringt, musste sie schnell reagieren. Binnen kürzester Zeit wurden die Dokumente ausgelagert und bald darauf mit der Planung eines Neubaus begonnen.

In kurzer Zeit ließ sich der auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter zugeschnittene Holzrahmenbau errichten. Bild: Staatliches Bauamt Bamberg
In kurzer Zeit ließ sich der auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter zugeschnittene Holzrahmenbau errichten. Bild: Staatliches Bauamt Bamberg

Zahlreiche Vorteile

Ein Gedankenspiel mit der Funktion „Archiv“ brachte die Architekten früh auf die Idee, den Neubau in Holzbauweise zu errichten: Akten bestehen aus Papier – und Papier wird aus Holz gemacht. Für die Holzbauweise sprachen aber natürlich noch weitere Vorteile: Der Holzrahmenbau ließ sich in kurzer Zeit errichten. Die bis zu zehn Meter langen Wandteile wurden in deren Werkhallen vorgefertigt und mit zwei Lkws auf die Baustelle geschafft, wo die Hauptkonstruktion in zwei Tagen zusammenmontiert war. Aufgrund der trockenen Bauweise konnte der Innenausbau dann sofort beginnen.

Fast Passivhausniveau

Die gute Wärmedämmung der Außenwand- und Dachkonstruktion lässt das Gebäude fast Passivhausniveau erreichen, so dass sich Temperaturschwankungen außen kaum auf das Innere auswirken. Eine Lüftungsanlage reicht aus, um die Raumtemperatur im Archivbereich konstant bei 18 Grad Celsius und in den vorderen Räumen bei 22 Grad Celsius zu halten. Eine spezielle Klimatisierung ist aufgrund der hochwärmegedämmten Bauweise nicht notwendig.

Denkmal hat Vortritt

Als optimaler Standort hatte sich ein schmaler Geländestreifen zwischen dem Amtsgericht und dem nahen Nachbargebäudes erwiesen. Ein ursprünglich hier stehender Gartenschuppen wurde zugunsten des als langgestreckter Riegel konzipierten Neubaus abgerissen. Um das Archivgebäude auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter, des Kundenverkehrs und der Lagerhaltung maßzuschneidern, arbeitete Amtsgericht bei dessen Entwicklung eng mit den planenden Architekten des Staatlichen Bauamts Bamberg zusammen.

Barrierefreiheit

Diese rückten den Neubau einige Meter von der an der kurzen Seite angrenzenden Straße ab, sodass die dort wachsende Rosskastanie stehen bleiben konnte. Als Eingeschosser mit 48 m Länge und 7,5 m Breite gewährt das Archiv dem in einem historischen Baudenkmal untergebrachten Amtsgericht den optischen Vortritt. Ein gläserner Verbindungstrakt dient als Erschließungsgang der neuen Räume und markiert gleichzeitig die Fuge zwischen dem Bestand und dem Erweiterungsbau. Wer ihn betreten will, muss erst die Personenkontrolle am Haupteingang des Gerichts passieren, um dann, ebenerdig – und barrierefrei – in das Archiv gelangen.

Büros mit Ausblick

Die Holzfassade des Neubaus läuft ebenso wie die Putzfassade und der Sandsteinsockel des Altbaus innerhalb des Glasverbindungsgangs durch und stellt so die Eigenständigkeit des historischen Bestands im Vergleich zur Erweiterung heraus. Zwei Deckschichten – ein UV-Schutz und ein Graffitischutz – schützen die mit Furnierholz beschichteten Platten vor Beschädigungen durch Sonneneinstrahlung und Vandalismus.

Verglaste Straßenfront

Die Straßenfront ist komplett verglast. Hier befindet sich der „öffentliche“ Teil des Grundbuchamts, die sogenannte Infothek, in der Grundstückseigentümer oder deren Vertreter Grundakten zur Einsicht anfordern können. Hinter diesem Bereich heißt es „Zutritt nur für Mitarbeiter“, die in den über einen Flur erschlossenen Büros an der Ostseite des Neubaus arbeiten. Fensteröffnungen in der Wand zum Flur und die als Glasfront gestaltete Westfassade dahinter gewähren den Mitarbeitern Ausblicke über den angrenzenden Parkplatz bis hin zur denkmalgeschützten Kirche im Ortszentrum.

Optimierung der Betriebsabläufe

Die hintere Hälfte des Neubaus nimmt schließlich das Archiv ein. Ein Fenster auf der Südseite lässt Licht in den ansonsten fensterlosen Raum, sodass die Sachbearbeiter ihre Aktenrecherchen nicht nur bei künstlichem Licht vernehmen können. Die gewählte Aufteilung des Gebäudes und die Fassadengestaltung spiegelt den Wunsch der hier arbeitenden Archivare nach einer Optimierung der Betriebsabläufe wider. Sowohl kurze Wege innerhalb der Arbeitsbereiche als auch der barrierefreie Zugang durch das Hauptgebäude hindurch standen auf der Anforderungsliste.

Christine Ryll, München

 

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