Aus den Kommunenzurück

(GZ-24-2019)
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► Auftaktveranstaltung in Füssen:

 

Landkreis Ostallgäu unterstützt „1000 Schulen für unsere Welt“

 

Leopold und Fritz sind gerade mal acht Monate alt und dürfen noch mächtig wachsen. Leopold und Fritz könnten auch die zwei Bäume heißen, die nun den Würzburger Garten von Familie März bereichern. Der Apfelbaum und die Mispel, die besonders gut als Nahrung für Wildtiere dient, sind Geschenke der Stadt Würzburg für die Neugeborenen.

Unser Bild zeigt (v.r.): Dr. Gerd Müller, Dr. Gerd Müller, Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung; Landrätin Maria Rita Zinnecker; 1000-Schulen-für-eine-Welt-Beauftragter Landrat Stefan Rößle und SWM-Wasserkraft-Chef Dr. Christoph Rapp, der in Afrika Wasserkraftprojekte realisiert.
Unser Bild zeigt (v.r.): Dr. Gerd Müller, Dr. Gerd Müller, Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung; Landrätin Maria Rita Zinnecker; 1000-Schulen-für-eine-Welt-Beauftragter Landrat Stefan Rößle und SWM-Wasserkraft-Chef Dr. Christoph Rapp, der in Afrika Wasserkraftprojekte realisiert.

Laut Landrätin Maria Rita Zinnecker hat sich der Landkreis Ostallgäu zum Ziel gesetzt, die bundesweite, unter der Schirmherrschaft von Dr. Gerd Müller, Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, stehende Gemeinschaftsinitiative „1000 Schulen für unsere Welt“ von Deutschem Städtetag, Deutschem Landkreistag und Deutschem Städte- und Gemeindebund zu unterstützen. Dem Beispiel des Landkreises Donau-Ries folgend, leisten deutschlandweit weitere Städte, Landkreise und Gemeinden gemeinsam mit ihrer Bürgerschaft und der lokalen Wirtschaft einen wirksamen Beitrag zur Entwicklungszusammenarbeit und zur Verbesserung der Lebenssituation in Ländern des Globalen Südens.

Bildung ist der Schlüssel zur Lösung

Aktuell sind 75 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht. „Bildung ist der Schlüssel zur Lösung vieler globaler Probleme und gleichzeitig die Basis für Entwicklung. Der Bau von Schulen spielt dabei eine zentrale Rolle. Deshalb möchten wir mit finanzieller Unterstützung unserer Bürgerinnen und Bürger sowie unserer Unternehmen in Entwicklungsländern Schulen errichten“, betonte Zinnecker. Kindern und Jugendlichen werde dadurch der Weg zu einer angemessenen Schulbildung geebnet, gleichzeitig würden Fluchtursachen bekämpft und die Chance auf einen Verbleib in der Heimat geboten.

„Gemeinsam schaffen wir es, die globale Bildungssituation zu verbessern. Als exportorientiertes Land können wir mittel- und langfristig auch neue Märkte generieren – für Unternehmer ein wichtiger Faktor“, so die Landkreischefin.

„Die Kinder bauen darauf, dass wir ihnen eine Zukunft geben“, unterstrich Entwicklungshilfeminister Müller. Die vor wenigen Wochen zu Ende gegangene Weltbevölkerungskonferenz in Nairobi habe gezeigt, dass der afrikanische Kontinent die große Herausforderung bei der Bevölkerungsentwicklung darstellt. Dort werde sich die Bevölkerung, deren Durchschnittsalter gerade einmal bei 20 Jahren liegt, bis 2050 verdoppeln.

„Je nach Land bekommen die Frauen zwischen zwei und sieben Kinder. Im Niger zum Beispiel gebärt eine Frau durchschnittlich sieben Kinder – das ist die höchste Zahl weltweit. Dort haben höchstens ein Drittel der Kinder Zugang zu Schulen“, erläuterte Müller. Dies übe einen großen Druck auf die begrenzten Ressourcen dieser Länder aus. Daher müsse die Entwicklungspolitik einen Beitrag leisten, um die hohen Geburtenraten zu senken.

Afrika verdoppelt seine Bevölkerung bis 2050

„Das schaffen wir aber nur, wenn Frauen selbst entscheiden können, wie viele Kinder sie bekommen. Dazu braucht es die Selbstverwirklichung der Frau, die Gleichberechtigung der Geschlechter.

Entscheidend hierfür ist Bildung als Grundschlüssel auch in der Familienplanung. Sind der Zugang zu Schulen und die Gesundheitsversorgung gewährleistet, sinkt die Kinderzahl wie in Ghana und Tunesien rapide“, machte der Minister deutlich.

Insgesamt hat sich der Zugang zu Bildung und Schulen auf dem afrikanischen Kontinent in den vergangenen 20 Jahren verdoppelt. Inzwischen haben nahezu zwei Drittel der Kinder einen Zugang zur Schule.

Künftige Wachstumsmärkte

Ein weiterer Aspekt: Nur ein Prozent der deutschen Auslandsinvestitionen geht zurzeit nach Afrika. Dabei liegen dort künftige Wachstumsmärkte, wie Müller hervorhob: „In den nächsten zehn Jahren wird in Afrika mehr gebaut werden als in den letzten hundert Jahren in Europa. Sechs der zehn am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften befinden sich in Afrika. Länder wie Äthiopien, Elfenbeinküste oder Ghana haben ein Wirtschaftswachstum von sieben Prozent.“ Allein das Bevölkerungswachstum schaffe eine Nachfrage nach Konsum.

„Nicht überall herrscht also pure Armut und Not, sondern es ist auch Fortschritt, Entwicklung und Dynamik zu beobachten. Und da bauen die Afrikaner auf Europa, Deutschland und eben auch auf Füssen“, stellte Müller fest. Sein Appell: „Europa sollte die großen Chancen der verstärkten Zusammenarbeit jetzt nutzen. Packen wir’s an!“

Bleibeperspektiven in der jeweiligen Heimatregion

Der „Motor der Bewegung“, Donau-Ries‘ Landrat Stefan Rößle, schilderte, wie Minister Müller bei den kommunalen Spitzenverbänden dafür warb, die Menschen dabei zu unterstützen, dass in ihren jeweiligen Heimatregionen Bleibeperspektiven entstehen. Auf die Idee zum Schulbau gekommen sei er, Rößle, bereits 2016, nach dem Besuch eines Vortrags von Reiner Meutsch, dem Gründer der Stiftung „Fly & Help“ und Hauptpartner des Projekts „1000 Schulen für unsere Welt“. Damals, erzählte der Landrat, war die Flüchtlingskrise akut und er stand vor der Herkulesaufgabe, die Asylsuchenden unterzubringen. Also habe er sich gedacht: „Es muss gelingen, die Fluchtursachen in der Heimat zu bekämpfen.“

„Zehn Schulen für Afrika aus privaten Spenden zu finanzieren, das schaffen wir bis zum Jahr 2020“, war Rößles Plan. Das Ziel wurde freilich bereits Ende 2017 erreicht. Schnell hatten sich Bürgermeister, Mitarbeiter aus dem Landratsamt oder Firmen gefunden, die von dem Projekt überzeugt waren und spendeten. Im Jahr darauf finanzierte der Landkreischef gemeinsam mit seiner Familie eine Schule in Malawi und konnte sich an Ort und Stelle davon überzeugen, was ein Schulprojekt bewirken kann. Im Juni 2018 wurde die Familie-Rößle-Schule feierlich eingeweiht.

Was nach der Flüchtlingskrise 2015 als schwäbische Idee begann, sei inzwischen eine bundesweite Aktion, so Rößle. Seit November 2018 werde Geld für den Bau von 1.000 Schulen in Entwicklungsländern gesammelt. Die Bilanz nach einem Jahr: 90 errichtete Schulen.

Eine Idee macht Schule

Hilfe vor Ort sei wesentlich effektiver und kostengünstiger als die Versorgung von Flüchtlingen in Deutschland, hob der Landrat hervor. Die Errichtung einer Schule koste im Schnitt 50.000 Euro – etwa so viel, wie die Unterbringung eines unbegleiteten Flüchtlings in einer deutschen Jugendhilfeeinrichtung pro Jahr.

Mit der Reiner Meutsch Stiftung Fly & Help und deren verlässlichen Partnern vor Ort werde sichergestellt, dass die Spendengelder 1:1 an der richtigen Stelle ankommen und ausschließlich für die Schulprojekte verwendet werden. Gebaut wird nur in den afrikanischen Ländern, die sich als verlässlich erwiesen haben. Zudem werden die Schulen nur auf staatlichen bzw. gemeindlichen Grundstücken errichtet. Überwiegend werden die errichteten Schulen vom jeweiligen Staat unterhalten und dieser verpflichtet sich auch, Lehrkräfte bereitzustellen und deren Anstellungen zu sichern. Der Bau erfolgt mit heimischen Baumaterialien.

Am Anfang stand ein Abenteuer

Dem Gründer der Stiftung „Fly and Help“, Rainer Meutsch, oblag es schließlich, die zahlreichen Gäste im Festspielhaus mit auf eine spannende Reise zu nehmen. Alles begann mit einem Abenteuer, das Hilfsprojekt und Herzenswunsch zugleich war: Der ehemalige Manager erfüllte sich einen Lebenstraum: Er tauschte seinen Schreibtisch gegen das Cockpit eines Kleinflugzeuges, um einmal um die Erde zu fliegen.

Im Januar 2010 startete Meutsch zur Weltumrundung, bei der er zugleich Hilfsprojekte in Ghana, Ruanda, Indien, Indonesien sowie Brasilien besuchte und unterstützte. Die fünf Projekte während der Weltumrundung waren dann der Anfang einer langfristig angelegten Bildungskampagne der Stiftung. Im Jahr 2016 wurde bereits die 100. Fly & Help Schule gebaut. Stand 2019 hat die Stiftung weltweit rund 300 Schulprojekte realisiert.

DK

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